meier Magazin - Juni 2022 / 23. Jhg.

45 Dominanz ist beziehungsabhängig und situationsspezifisch, das bedeu- tet, in der einen Situation ist das Individuum dominant (z. B. bei der Verteidigung eines Spielzeuges), in einer anderen Situation verhält sich eben dieses Individuum submissiv (z. B. bei der Wahl des Liegeplatzes). Aus der Forschung wissen wir, dass Hunde nicht grundsätzlich dominant sind, schon gar nicht ihren Menschen gegenüber. Durch Beobachtungen anWölfen in Gehegen hat man lange Zeit geglaubt, dass Hunde in einer hierarchischen Struktur leben. Die Strukturen zwischen Gehege-Wölfen und freilebenden Tieren kann man aber nicht miteinander vergleichen. Ein freilebendes Wolfsrudel besteht aus den Elterntieren und dem Nachwuchs unterschiedlicher Altersstufen. Es gibt keinen Kampf um ständiges Dominieren. Aufgrund ihrer Lebenserfahrung halten sich Wolfseltern im Hintergrund, überblicken Situationen und treffen souve- räne Entscheidungen. Rangniedere Tiere schließen sich den ranghohen Tieren freiwillig an und zeigen submissives Verhalten. Bei Gehege-Wölfen gibt es hingegen keine natürlich gewachsene Struktur, ein Abwandern von Wölfen gibt es nicht. Das Rudel wurde von Menschenhand zusam- mengewürfelt und daher kommt es zwangsläufig immer wieder zu Machtkämpfen. Wie können wir das auf die Mensch-Hund-Beziehung übertragen? Etwa bei der Frage, ob der Hund nun ins Bett oder aufs Sofa darf? Ist das Privileg des „erhöhten Platzes“ schon Dominanz? Will mein Hund dann die Herrschaft übernehmen? Erst einmal handelt es sich um reine Bequemlichkeit. Aus hygienischen Gründen erlauben viele Hundeführer ihrem Vierbeiner nicht, sich im Bett oder auf dem Sofa niederzulassen. Was aber, wenn der Hund seinen bequemen Sofaplatz verteidigt und uns anknurrt? Das Knurren – also aggressives Verhalten – verwirrt uns erst einmal, aber ehe ein Hund zubeißt, knurrt er! Demnach ist es kontraproduktiv, dem Hund das Knurren abzugewöhnen. Knurren ist ein Kommunikationsmittel. Gewöh- nen wir dem Hund das Knurren ab, wird er es nicht mehr einsetzen und gleich zubeißen. Sobald der Mensch das verstanden hat, kann völlig neu- tral auf diese Situation reagiert werden.„Wir sind dieWolfseltern! Wir sind souverän“! Wollen wir unserem Vierbeiner klarmachen, dass das nicht sein Liege- platz ist, müssen wir ihm das auch völlig aggressionsfrei klarmachen. In kleinen Schritten kann man mit ihm das Signal „runter“ einüben, anfangs mit Leine und Futter vom Sofa locken. Dies mit dem Signal „Geh auf deine Decke“ verbinden, indem man ihn dorthin führt. Hat der Hund begriffen, dass es sich lohnt, das Sofa zu verlassen und sein Schläfchen auf seiner Decke zu absolvieren, wird der Hund dies beim Kommando„Decke“ auch tun. Wichtig ist, abzuklären, ob es Gesundheits- einschränkungen gibt. Ein Hund mit Schmerzen an derWirbelsäule oder an den Hüften möchte nicht auf einer harten Decke ruhen. Aber – es gibt wunderbare, bequem gepolsterte Liegebetten für die vierbeinigen Familienmitglieder! Viel Spaß beim (Decken-)Training! Und – mal ganz ehrlich – manchmal ist es für uns Menschen gar nicht so schlecht, das Sofa oder unser Bett für uns alleine zu haben. Wenn Sie mögen, lesen wir uns im nächsten meier-Magazin wieder. Bis dahin empfehlen wir Ihnen: Üben, üben und nochmals üben! Vielleicht möchten Sie an unserem 14-tägigen Hundetraining (keine Welpen) auf dem Hundeplatz in Nürnberg-Kornburg teilnehmen? Voraussetzung ist eine Vereins-Mitgliedschaft und ein Jahresbeitrag zum Training. i Wünschen Sie nähere Informationen – beim Verein hilft man Ihnen gerne weiter unter geschaeftsstelle@therapiehunde-deutschland.team oder Telefon 0911 / 88 40 08. Sabine Beck < Gewonnen – mein Sofa © AdobeStock

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