Wendelstein, 27.7.2020 – AllesAußerGewöhnlich – so lautet das Motto der Freien Waldorfschule in Wendelstein. Alles außer gewöhnlich, so kann auch die diesjährige Abiturfeier beschrieben werden, die erstmalig draußen auf dem Schulgelände bei strahlendem Sonnenschein stattfand: Open air hatten alle 21 Absolventen mit ihren Eltern und den betreuenden Lehrern ausreichend Platz.

Alles außer gewöhnlich, so kann auch die diesjährige, insgesamt 18. Abiturprüfung an der Schule beschrieben werden. Darauf verwies die Klassenbetreuerin Sylvia Leigeber in ihrer Ansprache. Die Extreme, die die Klasse letztes Jahr während ihrer Alpenexkursion erlebt hatten, setzen sich auf Grund der aktuellen gesellschaftlichen Situation auch in den Prüfungsvorbereitungen fort. Der starke Wille und das Durchhaltevermögen, der für die Schüler und Schülerinnen gefordert ist, um das Abitur zu bestehen, wurde schon in den Alpen geschult.

Barbara Schagen von der Schulleitung blickte in ihrer Ansprache auf die letzten Monate zurück und erklärte, dass der Schulbetrieb seit Mitte März nicht zuletzt darauf ausgerichtet war, den Abschlussklassen eine erfolgreiche Prüfung zu ermöglichen. Sie war angesichts des Erfolges sichtlich erleichtert und bedankte sich ganz herzlich bei den Kollegen und Kolleginnen, dass sie das schier Unmöglich wahr gemacht haben.

Da die Waldorfschule als Schule in freier Trägerschaft nicht selbst die Prüfungen abnehmen kann, ist eine Zusammenarbeit mit einem zugewiesenen Gymnasium aus der Umgebung notwendig. In diesem Jahr fand die Prüfung erstmalig unter Leitung des Gymnasiums Hilpoltstein statt.

Anja Hilbert, die Leiterin der prüfenden Schule war begeistert von dem wunderbaren Ambiente der Waldorfschule Wendelstein. Ebenso von den Prüflingen, die in hervorragender Weise das Abitur absolviert haben. Herzliche, begeisterte Grüße und Glückwünsche überbrachte sie von ihren Kollegen aus Hilpoltstein. „Bildung verleiht Flügel“ so ihr Credo – und „trotz aller Widrigkeiten derzeit nicht ins Ausland gehen zu können, mit Work und Travel die Welt zu erkunden oder gar zu studieren, werden sich Wege des Austausches finden lassen.“ „Wir Alten sind da vielleicht zu eingefahren, aber Ihr werdet Wege finden!“ ermutigte sie die jungen Menschen. „Habt keine Angst, Wege zu gehen, die noch niemand gegangen ist!“

Von den Eltern blickte Clemens Koch auf die vergangenen dreizehn Jahre zurück und stellte fest, dass die Schüler auch jenseits des Prüfungswissens wichtige Basics gelernt hätten, die für ein Leben in dieser Zeit unabdingbar seien. Er erinnerte daran, welche Fähigkeiten sie für ihre Klassenspiele benötigten und gelernt haben, wie sie ihr Wissen immer wieder selbstbewusst auf der Bühne präsentierten und auch wie neues Wissen immer wieder auf altes, vorhandenes Wissen aufbaute und sich verbinden ließe. Um es frei nach Goethe zu sagen: „Verbinde und leite! Welch wunderbarer Hort.“

Von Seiten der Absolventen bekundete Leonard Graf seine Dankbarkeit den Lehrer und Lehrerinnen für die gute und intensive Betreuung, gerade in der Zeit, als keine persönlichen Begegnungen in der Schule möglich waren.

Die Eltern der Abiturienten bedankten sich mit Geschenken bei den betreuenden Lehrern und Lehrerinnen. Zu Gast waren auch die beiden Klassenbetreuerinnen aus der Unter- und Mittelstufe, Christina Schreiner und Sabine Zäpfel. Normalerweise obliegt es ihnen, den Absolventen ihre Zeugnisse zusammen mit dem Klassenbetreuer zu überreichen. Dieses Jahr wurden die Zeugnisse auf einem Geschenktisch bereitet – jeder durfte dann sein Reifezeugnis holen, um anschließend durch das Sonnenblumentor, durch das sie einst die Schule betraten, diese nunmehr zu verlassen.

In sonstigen Jahren wurde die Abiturfeier durch die Musik des Schulorchester begleitet. Dieses Jahr musizierten Nadine Gebhard und Volker Felgenhauer aus dem Kollegium auf zwei Violinen zur Eröffnung eine Chaconne von Evaristo Abaco und zum Ausklang eine Bourée von Georg Friedrich Händel. Freudig, festlich, feierlich – ein würdiger Rahmen zu einem außergewöhnlichen Fest.

Nachdem die offizielle Feier nach einer Stunde ausklang, zog sich der Abschied der Schüler, der Lehrer und der Eltern voneinander noch lange hin. Er fiel vielen nach 13 Jahren sichtlich schwer. Alles andere wäre außergewöhnlich.

Die Waldorfschule gratuliert ganz herzlich den Abiturientinnen Ben Abraham, Niels Buelow, Emanuel Eitel, Maximilian Geist, Leonhard Graf, William Hauf, Vincent Herpich, Hannah Hollweck, Teresa Killer, Markus Klier, Laurenz Koch, Lukas Koch, Lukas Mai, Melissa Montag, Peter Nagy, Lonas Neuberger, Anton Nitschke, Meru Schaschek, Oliver Seiler, Lyn Thies, Sofie von Natzmer und Sophie Winterfeld zum bestandenen Abitur und wünscht ihnen für die Zukunft und den beruflichen Lebensweg alles Gute.

Clemens Koch