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50 Radwege in Nürnberg enden abrupt im Nichts

Nürnberg - Verkehrsclubs und die Grüne Landtagskandidaten Ute Möller fordern mehr Sicherheit für Radler: An einer social media-Umfrage beteiligten sich 1000 Radfahrende. Radwege, die plötzlich enden, sind besonders unfallträchtig, weil sich Radler plötzlich in den Autoverkehr einreihen müssen.

  • Zu viele Radwege enden gefährlich im Nichts, so wie hier in der Rothenburger Straße: Die Grüne Landtagskandidatin Ute Möller (vorne) startete deshalb eine social media-Befragung zusammen mit (v.li.) dem Grünen Stadtrat Mike Bock, Markus Stipp vom adfc Nürnberg, Claudia Pfefferlein vom fuss e.V. Nürnberg, Grünen-Stadtrat Alexander Kahl und Christoph Wallnöfer vom VCD.

    Zu viele Radwege enden gefährlich im Nichts, so wie hier in der Rothenburger Straße: Die Grüne Landtagskandidatin Ute Möller (vorne) startete deshalb eine social media-Befragung zusammen mit (v.li.) dem Grünen Stadtrat Mike Bock, Markus Stipp vom adfc Nürnberg, Claudia Pfefferlein vom fuss e.V. Nürnberg, Grünen-Stadtrat Alexander Kahl und Christoph Wallnöfer vom VCD.
    © Privat

  • In der Rothenburger Straße vor der Villa Leon endet der Radweg in Richtung Innenstadt so unvermittelt, dass viele Radfahrende lieber auf den Bürgersteig oder die Busbucht ausweichen, als sich in die Autos einzureihen.

    In der Rothenburger Straße vor der Villa Leon endet der Radweg in Richtung Innenstadt so unvermittelt, dass viele Radfahrende lieber auf den Bürgersteig oder die Busbucht ausweichen, als sich in die Autos einzureihen.
    © Privat

2022 starben in Nürnberg drei Radfahrende – am Mögeldorfer Plärrer, in der Höfener Straße, in der Regensburger Straße.  Bayernweit sind im vergangenen Jahr 84 Radlerinnen und Radler getötet worden, so viele wie lange nicht. Bayern ist von der Vision Zero -  also dem Ziel, dass kein Mensch im Straßenverkehr ums Leben kommt - weit entfernt.

Besonders gefährlich sind Radwege, die plötzlich im Nichts enden. In der Höfener Straße stieß 2022  der tödlich verunglückte Radfahrer mit einem Lkw zusammen, als der Radweg plötzlich abbrach und er sich in den Straßenverkehr einfädeln musste. Die Grüne Landtagskandidatin für den Nürnberger Westen, Ute Möller, wollte nach diesem schrecklichen Unfall wissen, an welchen Stellen sich Radlerinnen und Radler in Nürnberg besonders oft unsicher fühlen, weil der Radweg plötzlich aufhört.

Der Allgemeine Fahrradclub Deutschland (ADFC) Nürnberg, der Verkehrsclub Deutschland (VCD) Regionalverband Großraum Nürnberg sowie der fuss e.V. Nürnberg starteten zusammen mit Ute Möller eine Umfrage in den sozialen Medien. Die Resonanz war enorm, auf Instagram und Facebook kam es zu 1000 Interaktionen. Die 50 im Nichts endenden Radwege, die für Radfahrende besonders gefährlich sind, sind in einer Karte zusammengefasst und ab Samstag, 6. Mai 2023, auf den Homepages des ADFC Nürnberg und des Verkehrsclubs Deutschland Regionalverband Großraum Nürnberg für jeden einsehbar. Unter diesem Link können sie schon jetzt abgerufen werden: https://t1p.de/0hwi4

Ortstermin in der Rothenburger Straße

Um auf das Problem der plötzlich endenden Radwege und die social media-Aktion hinzuweisen, trafen sich die Akteurinnen und Akteure an einer besonders gefährlichen Stelle: Vor der Villa Leon in der Rothenburger Straße hört der Radstreifen auf und die Radfahrenden müssen sich einen sicheren Weg für die Weiterfahrt suchen. Viele weichen auf die Busbucht oder sogar auf den Bürgersteig aus, weil ihnen das Radeln auf stark befahrenen Rothenburger Straße in Richtung Innenstadt zu gefährlich ist.

„Diese Stelle zeigt exemplarisch, dass es in Nürnberg oft kreuzgefährlich ist, Rad zu fahren. Hier würde ich mein Kind nicht allein radeln lassen“, sagt Ute Möller- „Dass im Nichts endende Radwege vielen Menschen die Lust aufs Radfahren verleiden, zeigt unsere social media-Befragung leider nur zu deutlich. Innerhalb weniger Tage ergab diese 50 besonders gefährliche Stellen im Nürnberger Stadtgebiet, an denen Radfahrende sich unvermittelt in den Autoverkehr einordnen müssen. Das ist eine sehr hohe Zahl, die zeigt, dass wir verkehrspolitisch dringend handeln müssen.“

„Zugleich zeigte sich bei der Umfrage eine große Ernüchterung der Radlerinnen und Radler. Einige schrieben nur: Diese Stellen gibt es doch ständig. Immer wieder tauchte außerdem die Forderung auf, dass wir dringend durchgängige Radwegnetze brauchen und strengere Kontrollen von Falschparkenden, die die ohnehin oft zu schmalen Radwege zustellen“, betont Möller. „Wir brauchen endlich bayernweit geltende Qualitätsstandards für Rad- und Fußwege. Um diese umzusetzen, muss der Freistaat den Kommunen höhere Finanzmittel für den Bau von Radwegen bereitstellen und Stellen für Menschen in den Behörden ermöglichen, die Radwege planen.“

ADFC fordert: Radwegenetze müssen lückenlos sicher sein

Markus Stipp, 1. Vorsitzender ADFC Nürnberg, ergänzt: „Die Aktion zu den im Nichts endenden Radwegen war eine mit der größten Beteiligung und Aufmerksamkeit, die wir bis jetzt hatten. Der ADFC Nürnberg fordert seit Jahren ein durchgehendes Radroutennetz in Nürnberg. Dies war die zentrale Forderung des Radentscheid Nürnberg und ging entsprechend im Mobilitätsbeschluss für Nürnberg auf. Nur komfortable, sichere und durchgehende Radwege werden Menschen zum Umsteigen aufs Rad motivieren. Hier zeigt das Projekt, »Radwege, die im Nichts enden«, wie weit Nürnberg noch von diesem Ziel entfernt ist.“

Claudia Pfefferlein, Sprecherin des fuss e.V. in Nürnberg, betont: „Wenn sich Radfahrende auf ihren Fahrwegen unsicher fühlen, weichen sie verständlicherweise oft auf die Gehwege aus und das führt wiederum zur Verunsicherung von Menschen, die zu Fuß unterwegs sind. Der Verkehrsraum muss neu aufgeteilt werden, denn die aktuelle Verteilung ist zugunsten des motorisierten Individualverkehrs. Das ist nicht fair und geht auf Kosten der Sicherheit für Radfahrer:innen und Fußgänger:innen. Der MIV muss daher Raum zugunsten dieser beiden letzten Gruppen abgeben. Idealerweise gibt es eigene Wege für den Rad- und Fußverkehr, so dass auch die Verletzlichsten - oft alte Menschen, Behinderte, Kinder - sicher unterwegs sind.“

Christoph Wallnöfer, 1. Vorsitzender des VCD Nürnberg, fügt hinzu: „Grundsätzlich fordert der VCD, dass benutzungspflichtige Radwege nicht mehr auf Gehsteigen angeordnet werden dürfen. Dieser Platz wird ausschließlich für den Fußgängerverkehr benötigt. Dadurch würde künftig der ständige Wechsel für Radfahrende von der Fahrbahn auf den Gehsteig und nach ein paar hundert Metern wieder zurück auf die Fahrbahn entfallen.“

Wo Radstreifen plötzlich enden, muss die Verkehrsführung geändert werden, fordert Ute Möller. „Wo der Autoverkehr zweispurig verläuft, darf es kein Tabu sein, eine Fahrspur zum Radstreifen zu machen, damit Radfahrende sicher weiterfahren können. Wir müssen den Straßenverkehr so planen, dass wir zunächst den Verletzlichsten einen sicheren Raum geben, also den Radfahrenden und den Fußgängerinnen und Fußgängern.“

Nur 45 Prozent der Menschen in Bayern finden Radwege sicher

In Bayern sagten im November 2022 bei einer Umfrage von Allianz Pro Schiene nur 45 Prozent der Befragten, dass im Freistaat ausreichend sichere Radwege vorhanden sind. Damit liegt Bayern im Vergleich der Bundesländer nur auf Platz 9.

„Wenn sich Menschen nicht sicher fühlen, dann lassen sie das eben mit dem Radfahren, obwohl sie grundsätzlich Lust dazu hätten. Und in der Stadt, in der die meisten zurückgelegten Wege maximal fünf Kilometer lang sind, wäre es ja auch leicht möglich, die mit dem Rad zu fahren. Das wäre gut für das Klima, es würde den Geldbeutel der Menschen entlasten und gesund wäre es auch. Aber ohne eine Verkehrspolitik, die die Menschen in den Mittelpunkt stellt, geht das eben nicht“, kritisiert Möller.

Die Liste der besonders gefährlichen Radwege in Nürnberg, die plötzlich enden:

Rothenburger Straße (Austraße 1),
Rothenburger Straße (gegenüber 112),
Rothenburger Straße 159,
Schnieglinger Straße 100,
Gibitzenhofstraße 99,
Wassertorstraße 2,
Eichendorffstraße 41,
Eichendorffstraße 95,
Archivstraße (gegenüber 5),
Bucher Straße (gegenüber 67),
Hirsvogelstraße (gegenüber 18),
Maxfeldstraße 8,
Bayreuther Straße 20,
Zerzabelshofstraße 101,
Zerzabelshofstraße 7,
Tafelfeldstraße 8,
B14 (Kreuzung Felsenstraße),
Gebersdorfer Straße 163,
Gebersdorfer Straße,
Bahnhofstraße vor Bahnhof,
Bahnhofstraße 18 vor Motel One,
Rednitzstraße (aus Faberwald kommend),
Fischbacher Hauptstraße 115,
Färbertor,
Leipziger Platz 17,
Wöhrder Talübergang,
Maximilianstraße (Kreuzung Fürther Straße),
Sandreuthstraße 16,
Sandreuthstraße (Dr. Luppe Platz),
Maxplatz 28,
Willstraße 5,
Willstraße (vor Johannisbrücke),
Frankenstraße 137,
Brückenstraße (Kreuzung Willstraße),
Kilianstraße 4,
Forchheimer Straße,
Regensburger Straße 10,
Bucher Straße 129,
Allersberger Straße 76,
Pillenreuther Straße 43,
Gustav-Adolf-Straße,
Nopitschstraße 6,
B4R Höhe Klärwerk (gegenüber Feuerwache 1),
Bayreuther Straße (Kreuzung Veilodterstraße),
Rothenburger Straße 2,
Äußere Bayreuther Straße 25,
Äußere Sulzbacher Straße 29,
Rollnerstraße 176,
viele Stellen auf dem Ring, ...

Von: Ute Möller, Donnerstag, 04. Mai 2023 - Aktualisiert am Donnerstag, 11. Mai 2023
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