American Beauty
Region - Als Alexander von Humboldt am 18. September 1803 aus dem Krater des Vulkanes Jorullo in Mexiko ein paar Samen einer orangeblühenden Pflanze mitbrachte konnte er nicht ahnen, dass er da einen Schatz im Gepäck hatte, der bald ganz Europa verzaubern würde.
Dabei waren es nicht die ersten Dahlien, die Europa erreichten. Bereits 1789 hatte Vincente Cervantes, der Direktor eines Botanischen Gartens in Mexiko, Dahliensamen an einen Kollegen in Madrid geschickt, wo im Jahr darauf die ersten Dahlien Europas blühten. Allerdings hatte diese Sorte nur kleine, gelbe Blüten und erregte nicht viel Aufsehen. Als Humboldt jedoch seine Samen der auffälligen orangeblühenden Varietät an den Botanischen Garten Berlin schickte, züchtete man hieraus bald eine ganze Reihe von neuen Sorten. Erfunden haben die Europäer die Dahlienzucht allerdings nicht. Jahrhunderte vor ihnen hatten bereits die Azteken diese hübschen Blumen entdeckt und in ihren Gärten als Symbole der Sonne kultiviert. Und sie begnügten sich nicht mit den 35 wild wachsenden Arten, sondern züchteten bereits damals Varianten, die um die Blütenmitte herum mehrere Kränze aus Zungenblüten bilden. Darüber hinaus haben Dahlien auch heute noch in Südamerika eine Bedeutung als Nutzpflanzen: Die Knollen sind stärkereich und können wie Kartoffeln verzehrt werden.
Aufstieg in die Ziergärten
Ursprünglich eine typische Bauernblume, werden Dahlien heute auch in Ziergärten und modern gestalteten Themengärten verwendet, 2016 dominierten sie weite Bereiche der Landesgartenschau in Bayreuth. Mit Ziergräsern oder filigranen Blütenstauden wie der Prachtkerze (Gaura lindheimeri) und dem Patagonischen Eisenkraut (Verbena bonariensis), aber auch mit feingliedrigen Kräutern wie Dill und Fenchel bilden sie interessante Kontraste. Die mehr als 30 000 Dahlien-Sorten in vielen Farben und Formen unterteilen sich in 15 Klassen, die alle die Blütenform beschreiben. Einfachblühende Dahlien, Halskrausen-Dahlien, Sterndahlien und Päoniendahlien verfügen noch über Staubblätter, bieten also Insekten Nahrung, wohingegen bei allen anderen Sorten gefüllte herausgezüchtet wurden. Besonders spektakulär sind etwa Anemonenblütige Dahlien, Seerosen-Dahlien, Ball-Dahlien, Hirschgeweih-Dahlien, Orchideenblütige Dahlien oder Stellar-Dahlien. Die Pflanzen bevorzugen einen sonnigen, warmen Platz im Garten auf tiefgründigem, humus- und nährstoffreichem, nicht zu trockenem Boden. Der Boden soll durchlässig sein, da die Knollen bei stehender Nässe leicht faulen. Lehmige Böden kann man aufbereiten, indem man groben Sand oder Tongranulat ins Pflanzloch gibt. Die Knollen idealerweise erst nach den letzten Bodenfrösten ausbringen. Sie sollen nur ein paar Zentimeter dick mit Erde bedeckt sein und der Stängelansatz noch leicht herausschauen. Zu höheren Sorten am besten gleich jetzt den Pflanzstab stecken, dann werden keine Wurzeln verletzt. Dahlien sollten nicht zu dicht stehen, bei hohen Sorten lässt man Platz im Umkreis von etwa 60 Zentimetern. Dahlien gedeihen auch gut im Topf, der mindestens zehn, besser 20 Liter fassen sollte. Die Knollen kann man dann schon auf der Fensterbank vorziehen und nach den Eisheiligen komplett in den großen Topf setzen. Auch im Kübel kann man sie mit anderen Blumen vergesellschaften, da die Dahlie viel Platz braucht sollte sie aber immer in der Mitte stehen. Im Topf muss man besonders regelmäßig die Feuchte kontrollieren, da die kleine Menge Erde schnell austrocknet. Wer reguläre Blumenerde verwendet hat, sollte nach spätestens acht Wochen regelmäßig nachdüngen. Empfehlenswert ist organischer Vollpflanzendünger, mineralische Dünger beschleunigen das Wachstum und machen Dahlien so anfälliger für Krankheiten. Sowohl im Beet als auch im Topf sollte man gleich bei der Pflanzung etwas Hornspäne hinzu geben, so erhalten die Dahlien über lange Zeit regelmäßig Stickstoff.
Immer schön ausputzen
Das Ausschneiden der Dahlien ist eine wichtige Pflegemaßnahme, wenn man den ganzen Sommer über Blüten haben will. Diese werden dann auch – je nach Schnitt und Sorte - zahlreicher und größer. Kleinblütige Sorten, etwa Ball-Dahlien, Pompom-Dahlien oder Einfache Dahlien, haben zahlreiche kleinere Blüten mit einem Durchmesser von fünf bis etwa 15 Zentimeter. Bei diesen Sorten schneidet man die vertrocknete Blüte bis zum nächsten gut entwickelten Blattpaar zurück. So treiben die Pflanzen mit vielen kürzeren Blütenstielen wieder aus und bilden zahlreiche neue Knospen.
Großblütige Dahlien erreichen Wuchshöhen von mindestens 110 Zentimeter und die Blüten können einen Durchmesser von über 25 Zentimeter erreichen. Bei ihnen versucht man, durch den Schnitt die Blütengröße zu fördern. Verblühte Stängel werden deswegen stärker zurückgeschnitten, etwa drei oder vier Blattpaare weit. Zeigen sich neue Blütentriebe lässt man nur einen stehen, außerdem werden wie beiTomaten regelmäßig alle Seitentriebe entfernt. So steckt die Pflanze ihre Kraft in wenige Einzelblüten, die dafür besonders groß werden.
Im Herbst heißt es: ab ins Bettchen
Dahlienknollen überstehen unsere Winter nicht, weswegen man sie im Herbst ausgraben und ihre Winterquartier verfrachten muss. Denken Sie schon im Sommer daran, die Pflanzen rechtzeitig zu kennzeichnen. Sind sie erst einmal abgeblüht wissen Sie vielleicht nicht mehr, welche Sorte und welche Farbe da vor Ihnen steht. Wenn Sie also im nächsten Jahr kein buntes Allerlei im Beet haben wollen, bringen Sie die Etiketten rechtzeitig an. Die Pflanzen bleiben im Herbst draußen, bis das Laub eintrocknet. Leichte Fröste halten die Knollen aus, je länger sie also im Beet bleiben und die Nährstoffe aus den Stängel einziehen können, desto mehr Kraft nehmen sie mit in den Winter. Zeigen sich die Stängel deutlich vom Frost gezeichnet, dann werden sie auf etwa eine Handbreit über dem Boden zurückgeschnitten und die Knollen mit einer Grabegabel vorsichtig aus dem Boden gelöst. Zunächst lässt man sie an einem frostfreien Ort leicht abtrocknen, entfernt dann vorsichtig grobe Erdklumpen und überprüft die Knollen auf Beschädigungen oder faule Stellen. Nicht einwandfreie Exemplare sollten sofort aussortiert werden – sie könnten über den Winter den ganzen Bestand verderben. Besonders seltene oder teure Exemplare kann man zu retten versuchen indem faule Stellen ausgeschnitten und mit Holzkohlepuder behandelt werden. Diese sollten aber auf alle Fälle jede einzeln für sich überwintert werden. Zur Die Knollen werden dann Schichtweise in eine Holzkiste gelegt, wobei immer abwechselnd Knollen und dann trockener Humus oder Sand eingefüllt werden. Die Knollen sollen komplett bedeckt sein. Jetzt kommen sie in einen möglichst kühlen, frostfreien und trockenen Keller. Idealweise kontrolliert man die Knollen spätestens alle vier Wochen.
Bis dahin ist es aber noch eine lange Zeit. Wer noch keine Knollen gesteckt hat kann noch bis in den Juli hinein vorgezogene Dahlien kaufen. Die werden Sie dann ab sofort und bis in den Herbst hinein mit spektakulären Blütenformen und -Farben erfreuen.
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