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Amerika hat gewählt!

Nürnberg - Die Überraschung hätte kaum größer sein können. Donald Trump wurde am Dienstag den 8. November 2016 zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt. Alle Umfragen sahen im Vorfeld Hillary Clinton vorn. Aber die Wähler haben anders entschieden und ihrer großen Unzufriedenheit Ausdruck verliehen.

Als sich die Sensation abgezeichnet hat, kam es an den Börsen zu heftigen Schwankungen. Insbesondere an den Devisenmärkten brach der Währungskurs (Euro /USD) ein und verlor bis auf knapp 1,13 Dollar. Dann drehte der Markt und der Euro kostete bis zu 1,06 Dollar. Ähnlich heftig verlief die Entwicklung beim Mexikanischen Peso. Die Aussagen Trumps, eine Mauer zu Mexiko bauen zu wollen, führten zu einem regelrechten Ausverkauf. Der Peso verlor in der Wahlnacht etwa 14%. Es bleibt abzuwarten, ob Trump seinen Ankündigungen Taten folgen lässt oder nicht. Insgesamt waren die Verwerfungen weniger heftig als nach dem Brexit.

An den Aktienmärkten hingegen kam es nach einem kurzen Einbruch in der Wahlnacht zu einer Trump-Rallye – in Japan verlor der Nikkei 225 immerhin 1.000 Punkte bzw. 6%. Danach drehten die Märkte überraschend schnell ins Plus. Sein Credo „America First“ führte zumindest bei den zyklischen US-Aktien zu einem regelrechten Nachfrage-Boom. Neben den Investmentbanken Goldman Sachs und JPMorgan zogen auch die Pharmawerte an sowie alle Aktien, die von Investitionen in Infrastruktur profitieren dürften. Technologieaktien waren hingegen kaum gefragt. Bei den Schwergewichten Alphabet, Apple und Microsoft tat sich wenig. Trump plant Importzölle auf ausländische Güter. Er will den Freihandel begrenzen und möchte die Verträge neu verhandeln. Infolgedessen bleiben die europäischen Exporttitel eher unauffällig. Bei Daimler z.B. gab es leichte Kursgewinne, aber eine Euphorie war nicht erkennbar. Ein ähnliches Bild sehen wir bei BMW und Volkswagen. Der Zulieferer Continental zeigte sich erstmals seit Wochen wieder etwas stabiler. Die Aktie steht sogar noch unter dem Brexit-Tief im Juni, weil das Unternehmen einen Gewinneinbruch für das 3. Quartal 2016 vermelden musste.

Die Zinsen steigen wieder
Bei den Zinsen zeichnet sich eine Trendwende ab. Die Rendite der 30-jährigen richtungsweisenden US-Staatsanleihen zog von 2,3% Ende September bis auf knapp 3% an. Ein ähnliches Bild sehen wir bei den deutschen Staatsanleihen. Auch hier zogen die Renditen im selben Zeitraum von minus 0,12% auf plus 0,3% an. Kursverluste an den Rentenmärkten waren die Folge. Zu den Auswirkungen gehört ein Ausverkauf bei den Immobilienaktien, die bei steigenden Zinsen geringere Gewinne machen könnten. Sowohl eine Hamborner REIT als auch die im DAX notierte Venovia-Aktie mussten Federn lassen. Die Deutsche Bank hingegen konnte fast wieder die Marke von 15 Euro erreichen. Sie dürfte genau wie die anderen Bankaktien sowohl von steigenden Zinsen profitieren als auch von staatlichen Konjunktur- und Infrastrukturprogrammen. Es steht zu erwarten, dass die Banken dadurch neues Kreditgeschäft für sich generieren können.

Ein Richtungswechsel zeichnet sich ab
An den Kapitalmärkten wird die Zukunft gehandelt. Die Spekulationen schießen ins Kraut und die Erwartungen an den neuen US-Präsidenten spiegeln sich in den neuen Favoriten am Aktienmarkt. Allerdings scheint es mir für eine abschließende Beurteilung eindeutig zu früh. Vieles ist noch unklar. Ob Trump wirklich so handeln wird, wie er es angekündigt hat, steht bislang gar nicht fest. Dennoch steht Trump für einen Richtungswechsel in der Politik. Ein „Weiter-so“ wird es vermutlich nicht geben. Diese Tendenz gilt es genau zu beachten. Für die Kapitalmärkte wird es insbesondere wichtig sein, wie es mit der Geldpolitik weiter geht. Bleiben die Zinsen so niedrig wie bisher oder haben wir das Tief gesehen? Meiner Einschätzung nach werden die Grenzen der Politik des billigen Geldes immer mehr sichtbar. Auf der Suche nach Lösungen wird Trump wieder zu den klassischen Mitteln greifen. Er stellt Steuersenkungen für die großen US-Firmen in Aussicht und versucht mit Investitionen in Infrastruktur die Konjunktur anzukurbeln. Das führt kurz­fristig zu mehr Wachstum und gleichzeitig zu höheren Schulden. Da die USA aber bereits hoch verschuldet sind, könnte dies zu steigenden Renditeforderungen der Gläubiger führen.

Das Referendum in Italien
Eine ähnliche Tendenz ist auch für Europa zu erwarten. Als Nächstes steht das Referendum in Italien am 4. Dezember 2016 an. Die Politiker werden an den kurzfristigen Erfolgen gemessen. Daher ist auch bei uns in Europa mit einen Politikwechsel zu rechnen. Die bisherige Austeritätspolitik in Europa hat wenig sichtbare Erfolge. Das Wachstum der EU ist insgesamt zu gering und die Arbeitslosigkeit ist in den letzten Jahren in einigen EU-Staaten erheblich gestiegen. Außerdem verlief die wirtschaft­liche Entwicklung in den vergangenen Jahren insgesamt sehr unterschiedlich. Daher ist die Unzu­friedenheit mit der EU und den Politikern nachvollziehbar, was sich in der Zunahme extremer Kräfte widerspiegelt. Das Referendum in Italien ist der nächste Meilenstein auf dem Weg in eine neue Politik. Sollte Italiens Regierungschef Matteo Renzi scheitern, dürften die konservativen Kräfte in Europa noch stärker werden. Um Europa nicht noch mehr auseinander driften zu lassen, wird es erhebliche Zugeständnisse an Italien geben. Konjunkturpakete werden gestartet und die Verschuldung wird steigen. Die Anforderung an eine Einhaltung der Maastricht-Kriterien dürfte in den Hintergrund treten. Anleger sollten Ruhe bewahren ! Der Altmeister Warren Buffett sieht die wirtschaftliche Entwicklung in den USA weiterhin positiv – unabhängig von Donald Trump. Er ist davon überzeugt, dass die Auswirkungen des Wahlsiegs von Trump auf die Börsen überschätzt werden. In diesen Tagen wird viel über mögliche Veränderungen spekuliert, aber niemand weiß wirklich, was morgen kommt. Daher rate ich genau wie vor der Wahl auch jetzt zur Besonnenheit. Bei einer langfristigen Anlagestrategie geht es um die langfristigen Perspektiven wie Wirtschaftswachstum, Gewinnaussichten, Zinsentwicklung und Notenbankpolitik. Vor allem die langfristigen und strukturellen Gewinnaussichten der Unternehmen sind entscheidend für den Anlageerfolg. Phasen wie diese sind von hoher Unsicherheit geprägt, was erhebliche Chancen mit sich bringt. Der Grundstein für die zukünftigen Gewinne wird in Zeiten wie diesen gelegt – wenn es qualitativ hochwertige Unternehmen zu Discountpreisen gibt – wenn Aktien deutlich weniger kosten als sie wert sind. Dann heißt es zugreifen und nicht zögern. 

Von: Wolfgang Juds (Geschäftsführer), Montag, 21. November 2016 - Aktualisiert am Mittwoch, 23. November 2016
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