Auf der Suche nach dem verschollenen Dorf
Kammerstein - Landtagsabgeordneter Volker Bauer (CSU) bittet um Mithilfe bei der Lokalisierung eines verschwundenen Ortsteils.
KAMMERSTEIN – Der Kammersteiner Landtagsabgeordnete Volker Bauer ist auf der Suche nach einem historischen Ort. Zwischen Kammerstein und Albersreuth soll vom 13. bis zum 14. Jahrhundert ein Dorf namens „Heransreuth“ oder „Herrenreuth“ existiert haben. Um seine Reste wieder zu entdecken, setzt Bauer nun auf das „historisch-kulturelle Gedächtnis“ der Region und bittet um Mithilfe der Bevölkerung.
Ältere Land-und Forstwirte, Jäger, Heimatkundler und Feldgeschworene ruft Bauer auf, ihm Hinweise auf die exakte Lage des verschwundenen Ortes zu geben. Zugleich hat er sich an das Landesamt für Denkmalpflege gewandt. Unter Umständen finden sich im dortigen Kartenmaterial ja Hinweise auf Heransreuth/Herrenreuth und sein Verschwinden. „So lässt sich vielleicht ein blinder Fleck in der Ortschronik aufhellen“, hofft der CSU-Politiker.
Wie zahlreiche heutige Ortsteile entstand „Heransreuth“ um die Mitte des 13. Jahrhunderts unter Ramungus, dem Ersten, als Rodungssiedlung. „Anders als Neppersreuth oder Poppenreuth überdauerte die Siedlung aber nicht, sondern verschwand Ende des 14. Jahrhunderts“, schildert Bauer seine bisherigen Annahmen. Erstmals ist er vor etwa 30 Jahren Jahren darauf aufmerksam gemacht worden. Der Haager Heimatforscher Karl Lehner habe ihm damals von seinen Kindheitserinnerungen berichtet. „Als Bub bin ich in Albersreuth im Wirtshaus gesessen“, erzählte Lehner in den 1990er Jahren, „und habe den Bauern gelauscht, die sich über verbrannte Mauern im Wald oberhalb der Geisbach-Teichkette unterhielten.“ Diese Gewässerreihe liegt nordwestlich Poppenreuths auf der anderen Seite der Bundesstraße 466.
Volker Bauer hält durch die Suche nach dem verschollenen Dorf Forschungen für möglich, die die gesamte Region um Kammerstein ins Visier nehmen könnten. Seit Kindesbeinen an ist der Kammersteiner im Heidenberg unterwegs, schaufelte einst das Luderloch frei und jagt heute in unmittelbarer Nähe. „Vieles haben Menschen in früheren Jahrhunderten dort vergraben oder verloren", mutmaßt er. Im Winter 1924/1925 sind beispielsweise unweit Kühedorfs bei Baumfällarbeiten zwei mindestens fünfhundert Jahre alte Schwerter aufgetaucht. „Solche Funde geben Auskunft über Leben, Handel und Konflikte vor Jahrhunderten, weshalb ich es toll fände, wenn wir Heransreuth wieder lokalisieren könnten“, schildert Bauer seinen Antrieb. Man sehe im Heidenberg schließlich auch nach Jahrhunderten noch die Spuren von bis ins 16. Jahrhundert genutzten überregionalen Handelswegen, von Fliehburgen aus der Zeit der Ungarneinfälle im 10. Jahrhundert und von bis zu 3000 Jahre alten Grabhügeln, so Bauer.
Es ist kein Zufall, dass sich der Landtagsabgeordnete dieser Facette der Heimatgeschichte widmet, zu der er schon in früher Kindheit eine enge Beziehung entwickelt hat. Deshalb strebt er seit vielen Jahren danach, historische Ereignisse der Region ins Gedächtnis zu rufen, zu Dokumentieren und einzuordnen. Dabei sieht er insbesondere in der jüngeren Geschichte „Mahnung und Aufgabe gleichermaßen“. Seit mehr als dreißig Jahren hat er zuerst in seiner Heimatgemeinde Kammerstein, später im ganzen Landkreis Zeitzeugengespräche und Erinnerungsfahrten mit Heimatvertriebenen organisiert. „Dabei geht es mir darum, die authentischen Erinnerungen der Altvorderen für die Jugend festzuhalten, um die Anstrengungen bei der Entwicklung von Frieden und Wohlstand in Europa regional deutlich zu machen“, erklärt Volker Bauer. „Das darf nicht verloren gehen“, sagt Volker Bauer. Auch zum Thema „80 Jahre Kriegsende“ in diesem Jahr plant der Landtagsabgeordnete verschiedene Aktionen.
Wer Angaben zu dem verschollenen Dorf machen kann, wende sich bitte an Bauers Abgeordneten Büro unter der Tel.: 09171/97970.