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Ansprechpartnerin (Redaktion)

Auf der Suche nach Sicherheit

Nürnberg - Die Angst vor einem möglichen Brexit und die Unsicherheit über die Zukunft Europas haben die Anleger zuletzt deutlich vorsichtiger agieren lassen. Die Kurse europäischer Aktien gaben zuletzt wieder nach. Bundesanleihen hingegen waren stark gesucht. Doch kann eine Rentenanlage im Umfeld niedriger Zinsen überhaupt die Sicherheit bieten, die die Anleger von ihr erwarten? Gibt es sinnvolle Alternativen bei den Aktien?

  • Wolfgang Juds im CREDO Anlegerfernsehen

    Wolfgang Juds im CREDO Anlegerfernsehen

An der Börse sind es die aktuellen Themen, die die Kurse derzeit dynamisch beeinflussen. Ein möglicher Brexit in Großbritannien, die anstehende Präsidentenwahl in den USA sowie die immer wieder aufflackernden Krisen in der Welt bestimmen die Nachrichtenlage und somit die Stimmung an den Börsen. Dabei geraten die langfristigen fundamentalen Faktoren zunehmend in den Hintergrund. Dazu zählen die Entwicklung der Unternehmensgewinne als Indikator für den Aktienmarkt und das jeweilige Zinsniveau als Vergleichsmaßstab für die Rentenanlage als mögliche Alternative. Schließlich spielt die Liquidität an den Kapitalmärkten, die maßgeblich von der Geldpolitik der Zentralbank bestimmt wird, eine entscheidende Rolle.

Eine Anlage in 10-jährige deutsche Bundesanleihen wirft momentan nur noch ca. 0,02% pro Jahr ab. Insgesamt lassen sich somit für den gesamten Zeitraum – für 10 Jahre - lediglich 0,2% verdienen. Die Zinsen im Promillebereich reichen gerade einmal aus, um die Transaktionskosten zu decken. Nicht mal die Kosten für die jährlichen Depotgebühren sind damit abgedeckt! Sollte der Brexit nicht kommen, ist es nicht ausgeschlossen, dass die Zinsen kurzfristig wieder um vielleicht ein halbes Prozent ansteigen, was zu deutlichen Kursverlusten bei den Renten führen könnte. Je niedriger das langfristige Zinsniveau dauerhaft wird, umso weniger bieten Bundesanleihen die gewünschte Sicherheit.

An Liquidität dürfte es im Fall eines möglichen Ausscheidens Großbritanniens aus der EU nicht fehlen. Die EZB hat im Vorfeld angekündigt, notfalls zusätzliche Liquidität bereit zu stellen, um Verwerfungen an den Kapitalmärkten zu verhindern. Dieser Faktor dürfte vermutlich die Aktienmärkte unterstützen, falls es zu Turbulenzen kommt.

Die Besten der Besten  

Aktien werden als vermeintlich risikobehaftete Anlage kurzfristig gemieden, obwohl gerade dividendenstarke Aktien mit ihren regelmäßigen Ausschüttungen mehr laufenden Ertrag als die Bundeanleihen bieten. Anleger, die besonders planbare Ausschüttungen bevorzugen, sollten die sogenannten Dividendenaristokraten in Augenschein nehmen. Darunter versteht man die Unternehmen, die seit mindestens 25 Jahren in Folge ihre Dividende erhöht haben. In den USA gibt es inzwischen mehr als 50 Unternehmen im S&P 500-Index, die dieses Qualitätskriterium erfüllen. In Europa hingegen gibt es nur wenige Unternehmen, die in diese Kategorie fallen, wie der Schweizer Pharmariese Roche.

Einigen wenige Unternehmen ist es sogar gelungen, ihre Dividende seit mehr als 50 Jahren ununterbrochen zu erhöhen. Dazu zählen die US-Werte 3M, Coca-Cola, Colgate-Palmolive, Johnson & Johnson und Procter & Gamble. All diesen Unternehmen gemeinsam ist ihr stabiles und defensives Geschäftsmodell, welches sich bereits seit vielen Jahrzehnten bewährt hat. Die Nachfrage nach Konsumgütern wie bei Coca-Cola, Nestlé oder McDonald’s dürfte auch im Fall eines Brexits stabil bleiben. Auch Shampoo, Zahnpasta, Waschmittel oder Rasierklingen werden in Zukunft gebraucht. Schließlich generieren auch die großen Pharmaunternehmen wie Johnson & Johnson, Roche oder Novartis ihre regelmäßige Nachfrage nach Medikamenten gegen Diabetes oder Bluthochdruck. Das macht diese Unternehmen gerade in Phasen hoher Unsicherheit so attraktiv.

Deutsche Unternehmen zählen bislang noch nicht zu den Dividendenaristokraten. Allenfalls die beiden defensiven Unternehmen Fresenius und Fresenius Medical Care könnten in einigen Jahren aufrücken und diesen Status erreichen. Der Grund könnte darin liegen, dass gerade in Deutschland viele zyklische und anlageintensive Unternehmen im DAX vertreten sind wie die Automobilbauer Volkswagen, BMW und Daimler, Continental, ThyssenKrupp oder Lufthansa, die besonders unter den Schwankungen der Konjunktur zu leiden haben. Auch die Banken und die Versorger RWE und E.ON mussten in den letzen Jahren immer wieder heftige Verluste verbuchen.

Kurz- oder langfristige Anlageperspektive?

Angesichts der tagesaktuellen Geschehnisse an den Börsen, lohnt sich ein Perspektivwechsel für den langfristig orientierten Anleger. Wenn es nicht um Spekulationen, sondern um Investitionen geht, sind die langfristige Ergebnisse und Zeitreihen wichtiger als die aktuelle Nachrichtenlage. Diese Daten gilt es genau zu analysieren und zu bewerten. Zwar sind gerade diese Qualitätsunternehmen momentan nicht mehr preiswert, aber sehr gut aufgestellt. Insbesondere in den USA sind die Aktienbewertungen deutlich höher als in Europa oder in den Schwellenländern. Gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis sind US-Aktien mit dem 18,5-fachen ihres in 2016 erwarteten Gewinnes bewertet, wo hingegen europäische Aktien lediglich mit dem 15,5-fachen, asiatische Titel nur mit dem 12,3-fachen ihres derzeitigen Gewinnes bewertet sind. Sollte es im Vorfeld der Brexit-Entscheidung noch zu weiteren Korrekturen kommen, kann es attraktive Kaufgelegenheiten geben. Denn an den langfristigen Perspektiven ändert sich aus meiner Sicht wenig. Ein möglicher Brexit bringt erhebliche Risiken für Europa – ohne Zweifel! Die Risiken werden momentan ausreichend thematisiert. Die Chancen treten in den Hintergrund. Aber gerade wenn die europäischen Konsum- und Pharmawerte deutlich billiger werden als ihre US-amerikanischen Wettbewerber, lohnt sich ein Blick auf ein Investment. Denn Waschmittel, Zahnpasta und Medikamente werden weiterhin benötigt, auch wenn Großbritannien aus der EU austreten sollte. Insbesondere da die Unternehmen weltweit tätig sind, dürften die Auswirkungen auf die Unternehmensgewinne überschaubar bleiben. Kurzfristige Einbrüche sind immer möglich, aber langfristig sollte doch die Vernunft siegen.

Kluges Anlegerverhalten

Anleger sollten gerade in unsicheren Marktphasen Ruhe bewahren und ihre langfristige Strategie beibehalten. Da Aktien deutlich preiswerter sind als Renten, sollten Aktien nicht aus Angst vor möglichen Verlusten verkauft werden. Renten bieten angesichts der niedrigen Zinsen keine Sicherheit, insbesondere dann nicht, wenn es nicht zum Brexit kommt. Die Anleger sollten Liquidität bereit halten, um zugreifen zu können, sollten die Aktien im Sommerschlussverkauf zu Schnäppchenpreisen zu heben sein.

Es lässt sich nicht oft genug wiederholen: Gerade in turbulenten Zeiten ist es besonders wichtig, nicht umzuschwenken, sondern durchzuhalten. Das hat sich auch in den früheren Krisen bewährt und wird auch künftig eines der wichtigsten Erfolgsrezepte sein!

Von: Wolfgang Juds (Geschäftsführer), Montag, 13. Juni 2016 - Aktualisiert am Donnerstag, 23. Juni 2016
Weitere Informationen, Artikel und Termine von »CREDO Vermögensmanagement GmbH« finden Sie unter: www.meier-magazin.de/credo
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