Auftakt zur Aktion „Bürger gestalten Wendelsteins Zukunft mit“
Wendelstein - Wendelstein – In Wendelstein stehen in den nächsten 20 Jahren wichtige Zukunftsentscheidungen an. Es geht um neue Straßen, Wohngebiete und Gewerbeflächen - den Rahmen dafür soll der neue Flächennutzungsplan liefern. Den will ein Planungsbüro zusammen mit der Gemeindeverwaltung und dem Gemeinderat aufstellen. Bürger sollen aber erst Einblick erhalten, wenn Planer und Politiker bereits Fakten geschaffen haben. Zu spät, finden die IG „Ortsrand“ und viele ihrer mehr als 200 Unterstützer. Sie setzen sich daher für eine frühzeitige Bürgerbeteiligung ein.
Den Auftakt soll ein erstes Treffen am Mittwoch, den 11. Mai, 20.00 Uhr im Sportpark des FV Wendelstein bilden, zu dem die Interessengemeinschaft „Ja zum intakten Ortsrand Wendelstein-Süd“ einlädt. Sie selbst sieht sich als Impulsgeber. Ziel ist die Gründung einer Arbeitsgruppe, die etwa unter dem Motto „Bürger gestalten Wendelsteins Zukunft mit“ die Aufstellung des Flächennutzungsplans – die Blaupause für die Zukunft Wendelsteins – kritisch begleitet. Sie sollte künftig als eigenständige Interessengemeinschaft unabhängig von der IG „Ortsrand“ agieren.
Alle Bürger, die künftig die anstehenden Weichenstellungen für Wendelsteins Zukunft aktiv begleiten wollen, sind zu dem Treffen am 11. Mai, 20.00 Uhr herzlich eingeladen. Die Erfahrungen in der IG „Ortsrand“ haben gezeigt: Bei einem solchen Engagement lernt man nicht nur viele interessante Menschen in der Nachbarschaft und im Ort kennen, sie macht auch großen Spaß, betont IG-Sprecherin Kristin Seelmann.
Die entscheidenden Impulse dafür lieferten nach ihren Angaben die jüngste Veranstaltung der IG „Ortsrand“ Anfang April im FV-Sportpark. Bilanz des Veranstaltungs- und Diskussionsabends: Wendelstein stößt in Sachen Flächenverbrauch schon jetzt an seine Grenzen. Dabei drohen zunehmend Natur und Lebensqualität auf der Strecke zu bleiben. Bei der anstehenden Aufstellung des Flächennutzungsplans müssen daher die Bürger von Anfang an mit in die Planungsüberlegungen eingebunden werden – nicht erst wenn Planer und Politiker schon Fakten geschaffen haben.
Bei der Informationsveranstaltung hatten engagierte Bürger und Fachleute vor 130 Besuchern im Saal des FV-Sportparks einen Überblick über die aktuellen Probleme gegeben und darüber informiert, wie engagierte Bürger aktiv die Zukunft ihres Ortes mitgestalten können.
So appellierte der Vorsitzende der Wendelsteiner Ortsgruppe des Bundes Naturschutz (BN), Stefan Pieger, an die Verantwortlichen in Wendelstein, aus den Fehlern der Nachbarstadt Feucht zu lernen: „Feucht hat alles zugebaut, was geht. Dort gibt es keinen Quadratmeter Freifläche mehr.“ Einen Trend in diese Richtung gebe es leider inzwischen auch in Wendelstein. In den letzten Jahren habe hier der Flächenverbrauch stark zugenommen, warnte Pieger vor den 130 Versammelten.
Inzwischen seien 16 Prozent der Gemeindefläche für Straßen sowie Gewerbe- und Wohngebiete genutzt, berichtete Pieger unter Berufung auf neuere Daten des Landesamtes für Statistik. Die auf der Gemeinde-Website genannten acht Prozent seien veraltet. „Zieht man den geschützten Bannwald ab, hat Wendelstein inzwischen die Hälfte seiner frei verfügbaren Flächen aufgebraucht. Die Ressource Fläche wird in Wendelstein allmählich knapp“, warnte Pieger in seinem mit großen Beifall bedachten Vortrag.
Die Nürnberger Architektin und Ortsplanerin, Brigitte Sesselmann, riet Kommunalpolitiker(inne)n in ihrem Vortrag, Bürger bei allen wichtigen Planungsprozessen frühzeitig einzubeziehen. „Damit kann viel Zeit gespart werden. Außerdem ersparen sich die Verantwortlichen damit später die aufreibende Auseinandersetzung mit vielen Einzelinteressen“, betonte Sesselmann. In vielen Gemeinden seien solche erweiterten Bürgerbeteiligungen längst üblich.
Besonders ausgeprägt seien diese Möglichkeiten bei einem Gemeindeentwicklungskonzept, bei dem sich die Gemeinde in enger Abstimmung mit Vereinen, Verbänden, Politikern und engagierten Bürgern über die zukünftige Entwicklung einer Gemeinde verständige. Ein Gemeindeentwicklungskonzept, das die Staatsregierung finanziell fördere und das erst ganz zum Schluss in einen Flächennutzungsplan mündet, gehe damit deutlich über einen Flächennutzungsplan hinaus. Engagierten Bürgern riet die Ortsplanerin deshalb, angesichts der anstehenden wichtigen Weichenstellungen in Wendelstein, sich frühzeitig in Arbeitsgruppen zu organisieren.
Das Mitglied der gemeindlichen Arbeitsgruppe „Unter Strom“, Dr. Kurt Berlinger, informierte zudem über den von der AG entwickelten Vorschlag für eine Verlegung der derzeitigen Stromtrasse im Süden Wendelsteins. Der Netzbetreiber Tennet will sie von 220 kV auf 380 kV aufrüsten. Eine Antwort von Tennet auf den Vorschlag stehe noch aus. Berlinger, der das erkrankte AG-Mitglied Rudolf Göllner vertrat, zeigte sich angesichts neuester Tennet-Trassenpläne im Raum Coburg bei Redwitz a.d. Rodach optimistisch. Dort will der Netzbetreiber vorhandene Trassen um die Orte herumführen.
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