Autogenes Training – die Auszeit aus dem Alltagsstress
Region - In unserer schnelllebigen Zeit gibt es vielfältige Stressursachen. Längst ist es nicht mehr nur der Beruf, sondern wir fühlen uns auch gestresst von Social Media, ÖPNV, Spritpreisen, dem merkwürdigen Essen in der Kantine, dem langsamen WLAN im Homeoffice, New Work / Desk Sharing Konzepten im Büro – und nicht zuletzt auch von Freunden und Familie… Ach, und überhaupt…
Der Bedarf an Entspannungsmethoden, die möglichst überall und ohne großen Aufwand praktiziert werden können, ist deshalb sehr groß. Eine der wissenschaftlich erforschten Entspannungsmethoden ist Autogenes Training (AT).
Anwendungsbereiche von Autogenem Training
bestehen für gesunde Menschen vor allem in der Stressreduktion bei positivem und negativem Stress, Burn-out Prävention, Ängsten, Schlafstörungen oder Schmerzen, zur Steigerung der Konzentrationsfähigkeit, sowie zur Behandlung psychosomatischer Erkrankungen und führen somit zu einer verbesserten Lebensqualität. Vorsicht bei Migräne und bestimmten Augenerkrankungen!
Durch Autogenes Training erfährt man Ruhe und sanfte Tiefenentspannung und findet Zugang zum Geist, also eine mentale Achtsamkeit.
Autogenes Training kann liegend oder sitzend, zu Hause, im Büro, in Bus/Bahn, als Beifahrer im Auto (ausdrücklich: NICHT als Fahrer!) live oder online praktiziert werden. Es benötigt keine Geräte oder Hilfsmittel. Man muss sich körperlich nicht anstrengen. Mit etwas Übung lassen sich auch kurze Entspannungseinheiten jederzeit durchführen.
„Wenn man seine Ruhe nicht in sich selbst findet, ist es zwecklos, sie anderenorts zu suchen.“
François de La Rochefoucauld
Wirkungsweise
Autogenes Training signalisiert dem Gehirn: "Ich darf entspannen."
Worte, Gedanken, Suggestionen und Autosuggestionen verändern synaptische Strukturen und beeinflussen somit den Körper. AT hat positive Effekte auf die Bereiche Körper, Gedanken, Gefühle und Verhalten. Neben der körperlichen Entspannung kommt es auch zur psychischen Entspannung.
Die entspannende Wirkung des AT beruht auf der Stimulierung des Parasympatikus (Teil des vegetativen Nervensystems; steuert die unwillkürlichen Körperfunktionen wie Organe, Stoffwechsel und wird auch der „Entspanner“ genannt.)
In der Übungsphase wird die Entspannung noch von außen induziert, z.Bsp. in Form von Kursen durch einen Trainer. Ziel ist jedoch die Entspannung von innen her, ohne äußeres Zutun und ohne äußere Unterstützung. Im Kurs erlernen die Teilnehmenden, den gewünschten Entspannungsgrad selbst zu erzeugen.
Autogenes Training gliedert sich in 3 Stufen:
Die Grundstufe, wobei sich die Techniken an das vegetative Nervensystem wenden inkl. der Organübungen, wobei die Organübungen die Funktionen der einzelnen Organe regulieren.
Die Grundstufe umfasst die Ruhe-Schwer-Wärme Formeln, sowie die Organ-Formeln: Herz-Atmung-Sonnengeflecht-Stirnkühle. Die Suggestionen erfolgen in einfachen, kurzen Sätzen.
Die Mittelstufe beinhaltet mit den sogenannten Vorsatzformeln Übungen für Fortgeschrittene. Sie baut auf den Effekten der Grundstufe auf und wird meist im Anschluss an die Grundübungen durchgeführt. Das Einsatzgebiet umfasst erwünschte Änderungen in der Einstellung, im Verhalten und im körperlichen Bereich. Das Potenzial der Entspannung wird für spezielle Anliegen genutzt.
Die Oberstufe: Ihre Methoden bezwecken die Beeinflussung des Verhaltens durch formelhafte Vorsatzbildung. Ihre Methoden erschließen unbewusste Bereiche des Trainierenden. Die Oberstufe ist besonders für Einzelsetting geeignet, da hier tiefe Bereiche des Unterbewusstseins erschlossen werden können.
Zur Geschichte
Autogenes Training ist ein auf Autosuggestion basierendes Entspannungsverfahren. Es wurde vom Berliner Psychiater Johannes Heinrich Schultz aus der Hypnose entwickelt und 1926 erstmals vorgestellt.
Das Deutsche Ärzteblatt beschreibt Autogenes Training als „potentes Psychotherapeutikum“ (PP 6/2020; Autor: Björn Husmann). Die Grundstufe gehört mit zu den am besten empirisch belegten Entspannungsverfahren im präventiven und rehabilitierenden Bereich. Die Wirkungsweise von AT ist in zahlreichen Studien wissenschaftlich belegt.
Autogen (selbst erzeugt) ist genau genommen nicht das Training, sondern die Entspannung: Der Begriff ist eine Verkürzung von „Training für autogene Entspannung“, in der Bedeutung also von „Training für von innen heraus erzeugter Entspannung“, im Gegensatz zu von außen erwirkter Entspannung (z.Bsp. Massage).
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