Bargeld heißt Freiheit
Kammerstein - Der Chef der Raiffeisenbank Bayern-Mitte referiert in Kammersein. Andreas Streb erklärt den Bitcoin, spricht sich gegen den digitalen Euro aus und plädiert stark für den Erhalt des Bargelds. „Sonst wird der Mensch kontrollierbar“, sagte der Vorstandsvorsitzende.
Andreas Streb ist Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank Bayern-Mitte. Als solcher hat er kürzlich auf Einladung der örtlichen CSU einen Vortrag zum Thema „Bitcoin“ gehalten. In seiner Präsentation beleuchtete er die Grundlagen der Kryptowährung und nutzte die Gelegenheit, seine Sichtweisen zu Themen wie dem digitalen Euro und der Bedeutung von Bargeld darzustellen. Streb betonte dabei mehrmals, dass er keine Anlagetipps geben wolle und der Vortrag rein informativ sei.
Der Bankchef lehnte eine zentrale digitale Währung ab, da Transaktionen gespeichert und nachverfolgbar sein könnten, was Datenschutzbedenken aufwerfe. Stattdessen plädierte er vehement für die Beibehaltung von Bargeld. Bargeld stehe für Freiheit und Anonymität, argumentierte er, und eine Abschaffung würde die Menschen kontrollierbarer machen, indem sie vollständige Transparenz über finanzielle Aktivitäten ermögliche.
Streb begann mit einer historischen Einführung. „Bitcoin“ existiert seit 2009, als er von einer Person oder Gruppe unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto ins Leben gerufen wurde. Er erklärte das Funktionsprinzip der Währung, die auf einer dezentralen „Blockchain-Technologie“ basiert. Die „Blockchain“ ist ein verteiltes digitales Hauptbuch, in dem Transaktionen in Blöcken gespeichert werden. Jeder Block enthält eine Liste von Transaktionen sowie einen kryptografischen Hash des vorherigen Blocks, was eine unveränderliche Kette schafft. Dadurch wird sichergestellt, dass das System ohne zentrale Instanzen wie Banken funktioniert – Transaktionen werden von einem Netzwerk aus Computern validiert und gesichert, was Manipulationen erschwert und Transparenz gewährleistet. Gesetzlich handle es sich beim Bitcoin-Handel seit 2020 um ein Bankgeschäft.
Besonders ging Streb auf den Wert von Bitcoin ein, der derzeit bei gut 100.000 Euro pro Einheit schwankt, und erläuterte, wie dieser Wert durch Angebot und Nachfrage auf dem Markt entsteht – ähnlich wie bei anderen Assets, beeinflusst durch Spekulation und globale Ereignisse. „Wenn keiner mehr den Bitcoin kaufen will, verliert er seinen Wert“, so Streb. Er erläuterte zudem, warum nur 21 Millionen Bitcoins insgesamt zur Verfügung stehen: „Dies ist im Bitcoin-Protokoll festgelegt, um eine begrenzte Versorgung zu schaffen und Inflation zu verhindern.“ Neue Bitcoins entstehen durch einen Prozess namens „Mining“, bei dem Teilnehmer im Netzwerk komplexe mathematische Rätsel lösen, um Blöcke zur Blockchain hinzuzufügen. Als Belohnung erhalten Miner neue Bitcoins. Allerdings halbiert sich diese Belohnung etwa alle vier Jahre (Halving), was die Ausgaberate verlangsamt. Streb erwähnte, dass der letzte Bitcoin voraussichtlich im Jahr 2140 gemint werden wird, da dann die maximale Grenze von 21 Millionen erreicht ist.
Im Kontext des Minings ging Streb auch auf den Zusammenhang mit Strom ein. Der Prozess erfordere enorme Rechenleistung, um die Rätsel zu lösen, was zu einem hohen Energieverbrauch führe. Miner nutzten deshalb spezialisierte Hardware, die kontinuierlich arbeite. Der globale Bitcoin-Mining-Betrieb verbrauche so viel Strom wie ganze Länder. Dies wird oft als Kritikpunkt angebracht, sagte Streb, betonte aber, dass der Stromverbrauch das wesentliche Sicherheitsmerkmal für das Bitcoinnetzwerk ist. Dadurch ist das Netzwerk vor Angriffen geschützt, indem es teuer mache, die Mehrheit der Rechenleistung zu kontrollieren.
Streb erläuterte ferner, warum und wie regenerativ erzeugter Strom beim Mining eingesetzt werde. In Regionen mit schwankender Erzeugung aus erneuerbaren Quellen wie Wind- oder Solarenergie entsteht oft Überschussstrom, der nicht sofort verbraucht werden kann und sonst verloren gehen würde. „Miner“ positionieren ihre Anlagen in solchen Gebieten, um diesen günstigen Strom zu nutzen, was die Betriebskosten senkt. Für die Stromerzeuger bringt dies finanzielle Vorteile, da sie durch den Verkauf des Überschussstroms an Miner Anteile an den Bitcoins erhalten, die Netzstabilität verbessern und Investitionen in erneuerbare Energien rentabler machen. Streb wies darauf hin, dass gerade Photovoltaikbetreiber neben Verbrauchs- und Speicherlösungen über diese Alternative nachdenken sollten. Kammersteins Erster Bürgermeister Wolfram Göll und Landtagsabgeordneter Volker Bauer sahen im Bitcoin eine „innovative und zukunftsgerichtete Anlageform“, so die beiden CSU-Politiker.
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