Hier zunächst ein tabellarischer Vergleich des Standes des Bebauungsplans (B-Plan) Nr. 4654 der Stadt Nürnberg von 2019 (Vorentwurf, frühzeitige Beteiligung) mit der jetzt vorgestellten Planung (Vorentwurf, online Infoveranstaltung 27.07.21)
(siehe TABELLE)

Wo besteht u.a. Diskussions- bzw. Klärungsbedarf?

- Bebauung, Geschosshöhe: Die aktuell vorgeschlagene 5-geschossige Bebauung fügt sich nicht in die Umgebung ein (keine 5-geschossige Bebauung im Stadtteil vorhanden; Umfeld durch Ein- und Zweifamilienhausbebauung geprägt; nur punktuell 4-geschossige Bebauung).  Ob das städtebauliche Konzept diesbezüglich geprüft wurde, ist den vorgestellten Planunterlagen nicht zu entnehmen (keine 3D-Darstellung mit Umgebung, nur punktuell Dachgeschosse als Staffelgeschosse in den vorgestellten Plänen, keine Verschattungsstudie)

- Nutzungen: Gemeinschaftsräume als Bürgertreff im Solitärbau sind nun geplant. Infos zur Kapazität, Ausstattung bzw. zum räumlichen Konzept inkl. Freiraum, Finanzierung und nachhaltiger Sicherung der Funktion, Finanzierung der Ausstattung liegen nicht vor. Es ist auch nicht garantiert, dass es sich um eine städtische Infrastruktur handeln wird. Der Bedarf im Stadtteil würde diese Anforderung jedoch durchaus berechtigen.

- Grün/Klimaschutz/Umweltschutz: die jüngsten Wetterereignisse haben die Dringlichkeit der Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen unmissverständlich gezeigt. Ein Regenwasserbewirtschaftungskonzept sowie Dachbegrünungsmaßnahmen sind höchstes Gebot. Auch der Baumbestand trägt klimatisch wesentlich bei. Das Fällen zahlreicher erhaltenswerter alter Bäume widerspricht der Klimaanpassungsstrategie. Neubepflanzungen als Ersatzbepflanzung müssen eine angemessene Größe haben. Dazu liegen keine Angaben vor.

- Verkehr/Mobilität/Lärmschutz: ÖPNV-Angebote mit Bus und S-Bahn sowie Radinfrastruktur im Stadtteil sind im Hinblick auf die laufenden und geplanten Nachverdichtungsvorhaben dringend auszubauen. Die Sicherheitsanforderungen im öffentlichen Raum sind für alle Anwohnerinnen und Anwohner zu garantieren. Alternativangebote, um die nachhaltige Mobilität anzuregen sind geplant, dennoch nicht im Detail beschrieben. Hier liegen weder die Ergebnisse des Verkehrsgutachtens noch ein Mobilitätskonzept vor. Ob der aktuelle Stellplatzschlüssel von 0,8 für die Bebauung auf der Rennbahn ausreichend ist, sei dahingestellt. Aktuell zeigen die statistisch erfassten Daten zur Pkw-Dichte im Stadtteil, dass ein höherer Stellplatzschlüssel bei unzureichenden Alternativangeboten notwendig wäre. Die Ergebnisse des Lärmgutachtens und die städtebauliche Gestaltung der erforderlichen Lärmschutzmaßnahmen sind ebenfalls nicht bekannt.

- Qualitätssicherung: die Sicherung der Qualität der Bebauung und des Freiraums durch einen Gestaltungsleitfaden im städtebaulichen Vertrag stellt eine gute Möglichkeit dar. Wie verbindlich jedoch diese Vorgaben für den Investor sind und inwiefern ein Architekturwettbewerb für den Solitärbau angestrebt wird, kann der aktuellen Informationen nicht entnommen werden.

- Pflege der lokalen Identität: Hier sind die Geschichte und Tradition der Rennbahn, die Form und die Grünkulisse des Waldsaums ortsbildprägend. Eine angemessene Würdigung der Geschichte und Tradition des Ortes ist für den Stadtteil wichtig.

Welche Anträge wurden seitens der Stadtpolitik zuletzt gestellt?

- Die SPD hat im August 2021 einen Antrag an die Kulturverwaltung für einen Veranstaltungsraum auf dem Gelände der alten Rennbahn gestellt. Der Raum soll mind. 300 m² groß sein und kulturelle Formate für alle Generationen und Zielgruppen anbieten (siehe Mitteilungsblatt August 2021 und „SPD will Schaffung eines Kulturcafés Radrennbahn“ auf Homepage https://spd-stadtratsfraktion.nuernberg.de/ )

Was kann man noch tun? Wie kann man sich noch einbringen?

- Bis zum nächsten formellen Beteiligungsangebot bleibt die Möglichkeit für die Bürgerinnen und Bürger, sich per Brief bzw. E-Mail an die Stadtpolitik oder Stadtverwaltung zu wenden bzw. sich per Leserbriefe in der Presse zu äußern.

- Im Rahmen der formellen Beteiligung zum B-Plan, voraussichtlich Ende 2021 / Anfang 2022, wird es nach Billigung des Entwurfes durch den Stadtrat und öffentlicher Auslegung für die Öffentlichkeit die formelle Möglichkeit nach BauGB gegeben, sich schriftlich zur vorgelegten Fassung des B-Plans zu äußern und Stellung zu beziehen. Der genaue Termin wird im Amtsblatt bekannt gegeben. ( www.nuernberg.de/internet/kommunikation_stadtmarketing/amtsblatt.html ). Danach muss der Stadtrat aufgrund des Abwägungsgebotes alle Interessen sachgerecht ausloten. Schließlich wird der B-Plan per Satzung beschlossen. Nach Bekanntmachung ist er rechtswirksam und stellt die Voraussetzungen für den Bauantrag dar. Die Bauzeit wird auf 3 bis 4 Jahre geschätzt.

Bleiben Sie gesund, bleiben Sie aktiv!