Bedarf der Juraleitung bleibt umstritten
Landkreis Roth - Bürgermeister, Bürgerinitiativen und hiesige SPD-Abgeordnete waren sich in einer Videokonferenz einig: Die erneuerbaren Energien sollten massiv ausgebaut werden. Ob aber auch die Höchstspannungs-Stromtrasse Juraleitung gebaut werden soll, darüber diskutierten Bürgermeister und Sprecher der Bürgerinitiativen einer möglichen Südtrasse der Juraleitung heftig mit den SPD-Bundestagsabgeordneten Martina Stamm-Fibich und Carsten Träger.
Zu der Videokonferenz hatte Bürgermeister Robert Pfann aus Schwanstetten eingeladen. Er kritisierte insbesondere die mangelnde Umweltverträglichkeit der geplanten Leitung. Auch würden bei bundesweiten Dunkelflauten, die sich in Deutschland immer wieder über Tage erstrecken, die Höchstspannungsleitungen nichts nützen. Stromüberlastungen seien auf den europäischen Stromhandel zurückzuführen. Die entscheidungsrelevanten Unterlagen sollen erst bei Eröffnung des Raumordnungsverfahrens zur Einsicht freigegeben werden. „Aus diesen Gründen lehnen wir den Bau der Juraleitung ab und werden entschieden Widerstand leisten.“
Auch Bürgermeister Bauz aus Büchenbach wies auf gravierende, methodische Fehler des Netzentwicklungsplans hin. Die Netzausbaukosten seien nicht neben den Stromproduktionskosten berücksichtigt worden und eine Reihe von kostengünstigen Maßnahmen, um Leistungsüberschüsse zu verringern oder die Übertragungsleistung des bestehenden Stromnetzes zu erhöhen, seien nicht vorgesehen. „Wir wollen nicht, dass Leitungen gebaut werden, um Kohle- und Atomstrom aus den Nachbarländern zu transportieren.“
Bürgermeister Fröhlich aus Rohr berichtete, dass er bei der zuständigen Regierung der Oberpfalz den Antrag auf Akteneinsicht bezüglich der Netzplanung gestellt hat. „Die netztechnische Rechtfertigung fehlt“, so Bürgermeister Fröhlich. Er möchte weitere Informationen, um den Bau der Juraleitung beurteilen und rechtlich dagegen vorgehen zu können.
Auch Bürgermeister Göll aus Kammerstein ist anstelle des Ausbaus der Juraleitung zu einer Höchstspannungstrasse mit 380 kV für den Ausbau der regionalen Energieerzeugung und den Ausbau der Verteilnetze mit 110 kV.
Zu den Argumenten gegen den Ausbau der Übertragungsnetze sagte Carsten Träger: „Wir wollen die Energieversorgung so weit wie möglich dezentral organisieren. Allerdings bezweifele ich, dass dies ausschließlich dezentral gelingen wird, vor allem wenn wir die großen Verbrauchszentren wie die Ballungsräume und die Industriestandorte in den Blick nehmen. Um Energieimporte so gering wie möglich zu halten, sollten wir gleichwohl kräftig in den Ausbau der Erneuerbaren Energien vor Ort investieren.“
Dörte Hamann, Sprecherin der bundesweit organisierten Trassengegner, widersprach dieser Argumentation entschieden. „Beim bayerischen Energiegipfel 2018/2019 wurde festgestellt, dass die Versorgungssicherheit nicht in Gefahr ist. Den Verantwortlichen vom Chemiedreieck geht es nicht um fehlenden Strom, sondern um billigen Strom.“
Martina Stamm-Fibich, die SPD-Betreuungsabgeordnete für den Landkreis Roth, diskutierte mit den Teilnehmern die Berechnung der Bundesnetzagentur, dass es für eine autarke Versorgung Bayerns eine Versechsfachung der derzeit bestehenden Windkraftproduktion Bayern bedürfe. Sie wies auf ihre Initiativen beim Bundesamt für Strahlenschutz zu den gesundheitlichen Beeinträchtigungen und die fehlende Mindestabstandsregelung in Bayern hin.
Hermann Lorenz vom Energiebündel Roth-Schwabach prophezeite demgegenüber, dass, wenn die Leitungen fertig gebaut sein werden, man diese wegen der Energiewende gar nicht mehr brauche und mehr als 100 Milliarden Euro für den Übertragungsnetzausbau vergeudet werden würden.
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