× Archiv der gedruckten Ausgaben Erscheinungstermine & Redaktionsschluss Auflage, Verbreitungsgebiet, Zustellung Artikel / Termine Einreichen Ansprechpartnerin Redaktion Mediadaten / Preisliste Ansprechpartner für Gewerbe Newsletter abonnieren
× Für Gewerbe Beratung anfordern Ansprechpartner für Gewerbe Ihre Werbung auf meier-magazin.de Kostenloser Brancheneintrag Newsletter abonnieren
Für alle Besucher*innen Erstanmeldung Kommentar schreiben Newsletter abonnieren Kleinanzeige einreichen
Infos für Vereinigungen Infos für Künstler*innen
Artikel & Termine einreichen Neu! Galerie
Ansprechpartnerin (Redaktion)

Begegnungen mit der jüdischen Kultur

Region - Fürth, Würzburg, Bamberg, Bayreuth, Hof, Nürnberg und Erlangen – in diesen fränkischen Städten gibt es heute wieder Israelitische Kultusgemeinden. Jede von ihnen führt die Geschichte der fränkischen Juden fort, die vor über einem Jahrtausend in Franken begonnen hat. Mit Ausstellungen, Führungen und Festivals lädt das Urlaubsland dazu sein, in diese jüdische Kultur einzutauchen.

2021 steht im Zeichen des Jubiläums „1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Der Grund dafür führt nach Köln: Im Jahr 321 bestimmte der römische Kaiser Konstantin, dass auch Juden öffentliche Ämter ausüben durften. Bis das jüdische Leben im heutigen Franken ankam, dauerte es allerdings noch ein paar Jahrhunderte. Doch auch hier waren es die Städte, in denen sich erste jüdische Gemeinden bildeten, darunter Würzburg, Ansbach, Bamberg, Nürnberg oder Aschaffenburg. In vielen von ihnen erreichte die jüdische Kultur eine erste Blütezeit: In Rothenburg ob der Tauber zum Beispiel genoss Rabbiner Meir ben Baruch (ca. 1215 bis 1293) als Gelehrter einen hervorragenden Ruf in ganz Mitteleuropa.

Ein Wendepunkt im Zusammenleben von Juden und Christen stellte das Jahr 1215 dar, als Christen von kirchlicher Seite alle Zinsgeschäfte verboten wurden. In der Folge wurde der Geldverleih neben dem Handel nun zu einer der jüdischen Haupterwerbsquellen – auch, weil sie keinen wirtschaftlich nutzbaren Grundbesitz erwerben durften und ihnen die Mitgliedschaft in den Handwerkszünften verwehrt blieb. Ihr Geldverleih wurde von den Christen gerne in Anspruch genommen. Doch damit wurde auch die Stimmung gegen die Juden immer aggressiver – unter anderem befeuert durch das Gerücht, dass Juden für die Pest verantwortlich wären. Das führte auch in Franken zu verheerenden Pogromen mit zahlreichen Todesopfern und letztendlich zur Vertreibung der jüdischen Bevölkerung aus den fränkischen Städten.

 
Von Frankens Städten aufs Land

Die Juden wurden in der Folge von fränkischen Markgrafen, Reichsrittern oder dem Deutschen Orden aufgenommen und durften auf deren Gebiet siedeln – was sich die jeweiligen Herrscher auch teuer bezahlen ließen. Mit Ausnahme von Fürth fand das jüdische Leben in Franken nun bis ins 19. Jahrhundert auf dem Land statt, wo zahlreiche jüdische Gemeinden entstanden. Die Situation änderte sich, nachdem Franken 1806 ein Teil des Königreichs Bayern geworden war. So ermöglichte das Judenedikt von 1813 der jüdischen Bevölkerung unter anderem den Erwerb von Grund und Boden, den Zugang zu Universitäten und die Ausübung nahezu aller Berufe. Gleichzeitig beinhaltete es aber auch eine Matrikelpflicht, die die Anzahl jüdischer Familien an einem Ort begrenzte. In der Folge setzte eine große Auswanderungswelle ein, die die Zahl der jüdischen Bevölkerung in Franken stark dezimierte. Vor allem Amerika war das Ziel der Emigranten – einer von ihnen war Levi Strauss aus Buttenheim, der in seiner neuen Heimat als Erfinder der Jeans eine tragbare Legende erschaffen sollte.

 
Motor der Industrialisierung

Die Landflucht hatte jedoch noch einen anderen Grund. Angezogen vom industriellen und wirtschaftlichen Potenzial sowie dem Bildungs- und Kulturangebot zogen viele jüdische Familien in die fränkischen Städte, die ihnen seit Mitte des 19. Jahrhunderts wieder offenstanden. Schon bald bildeten sie einen bedeutenden Teil des fränkischen Bürgertums, begünstigt auch durch die 1871 erfolgte komplette rechtliche Gleichstellung. Die neuen Stadtbewohner gründeten Industriebetriebe und Handelsfirmen, gingen in die Politik, arbeiteten als Juristen oder Ärzte oder förderten das öffentliche und kulturelle Leben ihrer Stadt. Besonders deutlich zeigte sich dies in Nürnberg sowie in Fürth, der damals bedeutendsten und größten jüdischen Stadtgemeinde in Bayern: Deren wohlhabende Mitglieder bedachten die Stadt mit bedeutenden Stiftungen – vom Wöchnerinnen- und Säuglingsstift über die Kinderkrippe bis zum Haus für die Volksbildung.

 
Nationalsozialismus und Neuanfang

Mit dem Erfolg der jüdischen Bevölkerung nahm jedoch auch der Antisemitismus zu, verstärkt von den Auswirkungen des Ersten Weltkriegs. Je mächtiger die Nationalsozialisten wurden, umso mehr Gefahr bestand für die jüdische Bevölkerung: Die Nationalsozialisten wollten ihre vollkommene Vernichtung – Ausgrenzungen, Misshandlungen und die Deportationen in die Konzentrationslager löschten 1.000 Jahre jüdische Kultur in Franken fast vollkommen aus. Nur wenige fränkische Juden überlebten und kehrten nach Kriegsende zurück, zusammen mit einer großen Zahl an osteuropäischen Juden. Nach einer Übergangszeit in Camps für „Displaced Persons“ wanderten viele von ihnen in die USA aus, andere wählten den 1948 gegründeten Staat Israel als Ort für ihren Neuanfang. Diejenigen, die blieben, ließen das jüdische Leben in Franken wieder erstehen – mit Neugründungen der Israelitischen Kultusgemeinden in Fürth, Nürnberg, Würzburg, Bamberg, Bayreuth und Hof. In den 1990er Jahren erhielten diese Gemeinden zudem beträchtlichen Zuwachs von Juden aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion, so dass sich in Erlangen eine weitere Gemeinde gründete.

 
Einladung in die Synagoge

Diese Städte bieten sich deshalb auch an, um das fränkische Judentum kennenzulernen – zum Beispiel bei Führungen durch die Synagogen der dortigen Israelitischen Kultusgemeinden. Zu ihnen gehört auch die erst kürzlich renovierte Bayreuther Barocksynagoge. Eine Stadtführung bringt die Teilnehmer zudem zu verschiedenen Stätten jüdischer Geschichte und Gegenwart und informiert gleichzeitig über das derzeit entstehende jüdische Kultur- und Gemeindezentrum.
» www.bayreuth-tourismus.de

In Würzburg führt der Weg ins jüdische Gemeinde- und Kulturzentrum „Shalom Europa”: Das gleichnamige Museum beantwortet grundlegende Fragen zum Judentum und erklärt seine Riten, Feste und Traditionen.
» www.museumshalomeuropa.de

 

Hohe Feste und Alltagskultur

„Jüdisches Leben in Bamberg“ ist die Ausstellung im Historischen Museum Bamberg überschrieben, das anhand von Quellen, Zeitzeugenberichten sowie zahlreichen Kunst- und Alltagsgegenständen vom jüdischen Leben in der UNESCO-Welterbestadt erzählt. Den gleichen Titel trägt eine Stadtführung, die Einblick in diese wechselvolle Geschichte des Zusammenlebens von Juden und Christen und die heutige Situation der Israelitischen Kultusgemeinde aufzeigt.
» museum.bamberg.de
» www.bamberg.info

Fürths herausragender Stellung im fränkischen Judentum trägt neben zahlreichen Führungen das „Jüdische Museum Franken“ Rechnung. Das Haus verfügt auch über Außenstellen in Schwabach und Schnaittach und schlägt damit eine Brücke zu jüdischen Landkultur.
» www.juedisches-museum.org

Dieser widmen sich im Urlaubsland noch zahlreiche weitere Museen – vom Dokumentationszentrum „Familiengeschichten – Jüdisches Leben in Colmberg“ übers Fränkische Schweiz-Museum in Tüchersfeld bis zum Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim, in dem derzeit eine Landsynagoge aus dem 18. Jahrhundert wiederaufgebaut wird. Mit dem RothenburgMuseum in Rothenburg ob der Tauber, dem Museum jüdischer Geschichte und Kultur in Aschaffenburg, dem Jüdischen Museum in Creglingen oder dem Grafschaftsmuseum in Wertheim ergibt sich so ein breitgefächertes Bild vom jüdischen Leben in Franken.

 
Sonderausstellungen zum Jubiläum

Zum Jubiläumsjahr „1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ haben einige Museen sehenswerte Sonderausstellungen im Programm. Um jüdischen Oblaten und Glanzbilder unter dem Motto „Die Poesie der heilen Welt“ etwa geht es im Jüdischen Museum Franken in Schnaittach (25. April bis 31. Oktober 2021, www.juedisches-museum.org). „Ganz rein! Jüdische Ritualbäder“ ist Thema der Sonderausstellung im Museum Stadt Miltenberg (23. April bis 3. Oktober 2021, » www.museum-miltenberg.de) und das Levi Strauss Museum in Buttenheim widmet sich „Fränkisch-Jüdischen Auswanderern nach Amerika im 19. Jahrhundert“ (22. Juli 2021 bis 27. Februar 2022, » www.levi-strauss-museum.de).

Gefeiert wird – sofern es die Umstände zulassen – außerdem beim „Jüdischen Wochenende“ in Pappenheim (21. bis 22. August 2021) oder bei der jüdischen Kulturwoche „Le’Chaijm” in Rothenburg ob der Tauber (16. bis 25. Oktober 2021).

 
Führungen über den „Guten Ort“

Eine Besonderheit Frankens sind nicht nur die zahlreichen Museen, sondern auch die rund 100 jüdischen Friedhöfe. Manche von ihnen – wie etwa der Friedhof im Sulzheimer Ortsteil Kleinbardorf – sind frei zugänglich, andere – darunter der „Alte Jüdische Friedhof“ in Fürth – im Rahmen einer Führung.

Eine der weitläufigsten jüdischen Friedhöfe in Bayern liegt in Georgensgmünd: Knapp 1.800 Grabsteine, der älteste stammt aus dem Jahr 1594, reihen sich an diesem „Guten Ort“ aneinander. Zusammen mit dem Tahara-Haus, in dem die Toten für das Begräbnis vorbereitet wurden, der ehemaligen Synagoge und dem benachbarten Lehrerwohnhaus bietet Georgensgmünd so einen hervorragenden Einblick in die Geschichte einer Landjudengemeinde (www.georgensgmuend.de). Ein Spiegelbild jüdischen Lebens im 20. Jahrhundert hingegen ist ein geführter Rundgang über den „„Neuen Jüdischen Friedhof“ in Nürnberg. » museen.nuernberg.de

 
Häuser der Begegnung

Bemerkenswert sind auch die fränkischen Synagogen. So stammt nicht nur die Bayreuther, sondern auch die Ansbacher Synagoge aus der Barockzeit. Zwar gibt es in Ansbach keine jüdische Gemeinde mehr, die Synagoge wird aber mehrmals im Jahr für Ausstellungen und kulturelle Veranstaltungen genutzt. Zudem werden Führungen durch die Synagoge, zum Ritualbad im Inneren und durch das angrenzende Infozentrum angeboten.
» www.synagoge-ansbach.de

Eine der größten und bedeutendsten Dorfsynagogen in der Region steht in Ermreuth, einem Ortsteil von Neunkirchen am Brand. Heute ist sie ein „Haus der Begegnung und der Kultur“ und bietet unter anderem eine Dauerausstellung zur jüdischen Geschichte.
» www.synagoge-museum-ermreuth.de

Museum und Synagoge vereint auch die Veitshöchheimer Synagoge. Ihr barockes Inneres wurde später mit Jugendstil-Malereien ergänzt. Gleich neben der Synagoge befindet sich das Jüdische Kulturmuseum: eine Führung durch das Haus schließt auch den Besuch der Synagoge ein.
» jkm.veitshoechheim.de

 
Ausführliche Broschüre zu Frankens jüdischer Kultur

Wo man überall in Franken historisches und heutiges jüdisches Leben kennenlernen kann, zeigt eine neue FrankenTourismus-Broschüre, die Ende März 2021 erscheint. Unter dem Titel „Schalom Franken – Begegnungen mit der jüdischen Kultur“ vermittelt sie auf 152 Seiten historische Zusammenhänge und weckt gleichzeitig Neugierde auf das Judentum. Zudem bietet sie viele konkrete Tipps rund um Museen, Synagogen oder Führungen.

Erhältlich ist die Broschüre kostenlos über FrankenTourismus, zudem wird sie als Blätterkatalog auf der FrankenTourismus-Webseite verfügbar sein.

FrankenTourismus
Pretzfelder Straße 15, 90425 Nürnberg
Telefon 0911/94151-0, Fax 0911/94151-10
info@frankentourismus.de
» www.frankentourismus.de




Von: Jörg Hentschel (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, FrankenTourismus), Freitag, 26. März 2021

Weitere Seiten zum Thema:

Empfehlen Sie diesen Artikel:

Kommentar schreiben

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu schreiben.