Das war der Energie- & Zukunftstag
Roth - Der Landkreis Roth lud ein, zum ersten Energie- & Zukunftstag. Unzählige interessierte Bürger folgten der Einladung und besuchten das Gelände des staatlichen, beruflichen Schulzentrums in Roth.
Wettertechnisch machte Petrus offenbar klar, wie sehr ihm das Thema Energie und Klimaschutz am Herzen liegt, denn nach ein paar regnerischen Tagen lachte am 28. April die Sonne vom Himmel, als wolle sie die Veranstaltung nach Leibeskräften unterstützen.
Holz, Energie- und Gebäudetechnik, Organisationen & Nachhaltigkeit, Klima- und Ressourcenschutz sowie Mobilität waren die Leitthemen der interessanten Leistungsschau.
Rund 60 Dienstleister, Organisationen und Aussteller zeigten unter dem Motto „nachhaltig handeln, Ressourcen schonen“, wie viele Facetten die Thematik mit sich bringt.
Am Stand der ENA Roth sprechen wir mit Energieberater Dieter Tausch. Der Ingenieur berät Bürger, Planer, Landwirte, Handwerker, Kommunen, Gewerbe, Industrie und Architekten zum Thema Energieverbrauch und steht als Dienstleister fürs Energiesparen vor Ort. Wichtig ist Dieter Tausch stets die ganzheitliche Betrachtung des Objektes und er empfiehlt, neben all den interessanten technischen Neuerungen und Angeboten, nie die Betrachtung der Gebäudehülle außer Acht zu lassen. Denn schon beim vorhandenen Bestand könne mit durchdachter Prüfung ordentlich eingespart werden.
„Denn jede nicht verbrauchte Kilowattstunde ist eine gute Kilowattstunde“ - so seine Maxime.
Im Gebäude des Berufsschulzentrums hält die ENA am Nachmittag einen Vortrag zum „Energiesparen im Haushalt“ und zeigt Tricks und Kniffe für den Alltag. In zwei Räumlichkeiten können sich die Besucher neben dem Vortrag der ENA über den ganzen Tag hinweg auch über andere wichtige Zukunfts- und Nachhaltigkeitsthemen kostenlos informieren.
Im Foyer links, die Angebote der Photovoltaikwerkstatt, der Viessmann Climate Solutions SE, die Kreisfachberatung für Gartenkultur & Landespflege und der Stand von KIPF Fenster, Türen. Auf der rechten Seite präsentieren sich die Stadt Hilpoltstein, die Stadtwerke Roth und die Repair-Cafés im Landkreis Roth. Letztere verlosten reparierte und jetzt wieder voll funktionsfähige Elektrogeräte, die sonst im Sperrmüll gelandet wären.
Im Pausenhof können sich die Besucher mit Speisen und Getränken stärken. Der Kreisjugendring lädt Kinder zum Basteln mit Holz ein und gegenüber kann man sich von etlichen regionalen Fachfirmen umfangreichen Input zu Haustechnik, Photovoltaik und Solartechnik holen.
Der Naturgarten e.V. zieht mit einem hübsch gestalteten Miniatur-Naturgarten-Modell die Blicke auf sich und wirbt für „Lebensräume schaffen, Biodiversität fördern“
Am Stand bekommen wir von Heike Gunther, ehrenamtliche Mitarbeiterin der Regionalgruppe Zentralfranken am Stand, hilfreiche Tipps für eine geplante Heckenbepflanzung.
Einige Schritte weiter leuchtet es uns wiesengrün entgegen. „Jeder Tropfen zählt“ stellt das Upcyclingsystem für Altspeisefett vor, das im Landkreis Roth bereits erfolgreich umgesetzt wird.
"Einige Landkreise und Gemeinden machen da schon tatkräftig mit und sind sich ihrer Vorreiterrolle bewusst", berichtet Hubert Zenk, Geschäftsführer der "Jeder Tropfen zählt GmbH". Altspeisefette zu sammeln, macht doppelt Sinn. Zum einen werden die Abflussrohre der Haushalte und Kommunen geschont, zum anderen ist das Altfett eine wertvolle Ressource, aus der Biokraftstoff gewonnen werden kann. Aber ohne die Unterstützung der Gemeinden und Behörden geht es nicht, denn Logistik, die Sammelautomaten und die Verwaltung des Systems sind in der Einführungsphase kostenintensiv. Pro 5.000 Bewohner wird einer der auffälligen, grünen Automaten aufgestellt.
„In den Städten Fürth und Erlangen sowie im Landkreis Roth funktioniert dies bereits einwandfrei - Schwabach und der Landkreis Fürth aber beispielsweise zeigen sich leider noch sehr verhalten“.
„Das ist schade“, bedauert Hubert Zenk, „aber wenn die anderen mit gutem Beispiel vorangehen, werden die Bürger auf das saubere System aufmerksam und wünschen sich die gleichen Altfettsammelstellen, wie ihre Nachbarorte sie bereits haben.“
Neugierig ziehen wir weiter. Was wird dieser interessante Infotag noch so alles für uns bereithalten?
An der rechten Gebäudeseite entlang stehen dicht aneinander gereiht viele weitere Stände. Wir bleiben beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten stehen und lernen hier, dass 37 % der bayerischen Landesfläche Wald sind und die Waldfläche in den letzten vier Jahrzehnten um über 15.000 Hektar zugenommen hat. Weit über die Hälfte der Bayerischen Wälder gehören privaten und kommunalen Waldbesitzern und für diese ist das Amt für Forsten ein geschätzter Ansprechpartner.
Nur ein paar Meter weiter wecken Aufsteller mit provokanten Slogans unsere Aufmerksamkeit.
„Für den nächsten Grillabend habe ich mir eine Packung Filetspitzen eingefroren. Gab's im Angebot“ – darunter die Fotografie von einer Mutter aus Ecuador mit ihren drei Kindern. Widersprüchlicher kann ein Plakat wohl nicht sein. Gedankenversunken werden wir von Ingrid Leonhardt vom Weltladen Roth angesprochen. Wir betrachten mit ihr gemeinsam die Banner, die so viel Aussagekraft haben. Der Weltladen Roth ist Teil des Fairtradelandkreises Roth. Die Eine-Welt-Läden stehen für fairen Handel, gerechte Entlohnung der Erzeugerinnen und Erzeuger, für den Schutz von Kinderrechten, das Recht auf Schulbildung, die Verbesserung des Arbeitsschutzes und der Arbeitsbedingungen, den Einsatz für die Rechte der Frauen weltweit sowie Investitionen in soziale Projekte, den Umwelt- und Klimaschutz.
„Eine-Welt-Läden sind Fachgeschäfte für den fairen Handel. Insbesondere für Produkte, die es aus regionaler Herstellung kaum zu kaufen gibt, wie beispielsweise Kaffee, Tee, Kakao, Reis, Schokolade, nachhaltige Produkte für den Haushalt, Kunsthandwerk oder Textilien“, erklärt uns Maria Waßmut, die sich zu unserem Gespräch dazu gesellt. Oft steht auch bei der Produktion der Waren eine sinnvolle Idee dahinter. Etwa Fair-Trade-Kakao zu importieren und dann mit regionaler Milch erst vor Ort zu Schokolade zu verarbeiten. Oder die hübschen Armbänder, die aus recyceltem Kunststoff hergestellt wurden. Wir erstehen eine Tafel Fair Trade Schokolade mit DATEV Challenge Roth Motiv und gehen ein Stück weiter.
Große Fußabdrücke begleiten nun unseren Weg und wir werden aufgefordert, unseren eigenen, ökologischen Fußabdruck zu berechnen.
Welche Spuren hinterlässt unser Leben auf der Erde? Wie belasten wir mit unserem Lebensstil Natur und Umwelt? Nachdenklich gehen wir von Fußabdruck zu Fußabdruck und hinterfragen unser Tun.
Vorbei geht es an einigen Künstlerständen mit schönen Holzarbeiten, bis uns fröhliches Lachen vom Stand des Bayerischen Bauernverbands vollends aus unseren Gedanken reißt. Die Damen und Herren hinter der Theke stammen allesamt aus der Landwirtschaft. In diesen Tagen müssen sie viele Fragen zu den kürzlichen stattgefundenen Bauernprotesten beantworten. Aber hier werden sie vor allem für regionalen Anbau, Nachhaltigkeit und gesunde Ernährung. Die drei Damen vor Ort zeigen Frauenpower und berichten uns über die eng vernetzten Treffen der Landfrauen, die für weibliche Kräfte in der Landwirtschaft und deren Mehrfachbelastung in Haus und Hof Stütze, Austausch und Freizeitqualität bieten.
Am Ende des Weges kommen wir zum Biomasseheizwerk. Hier werden Führungen angeboten und wir sehen staunende Kinderaugen, die die großen Bagger und Maschinen betrachten.
In der Kehre auf dem Rückweg zum Schulkomplex sprechen wir noch kurz mit der Firma Enerpipe. Das Hilpoltsteiner Unternehmen zeigt seinen Weg zu einer sauberen Zukunft mittels Wärmenetzen. Sie begleiten Privatleute, Planer, Stadtwerke, Handwerker und Kommunen auf dem Weg hin zu erneuerbaren Energien, weg von Öl und Gas. Sie möchten aktiv die Energiewende mitgestalten, unser Klima schützen und sehen ihren Auftrag im Rahmen unserer gesellschaftlichen Verantwortung gegenüber künftiger Generationen.
Beeindruckt ziehen wir Resümee.
Der erste Energie- & Zukunftstag des Landkreises Roth war in unseren Augen ein voller Erfolg. Wir konnten viele Ideen und neue Denkansätze mit nach Hause nehmen und etliche bereits gehörte Themen vertiefen. An diesem Tag war sicherlich für alle Besucher etwas dabei. Neue Technologien, sinnvoll genutzte Ressourcen und viele wertvolle Ansätze zu Nachhaltigkeit und besserem, achtsamem Leben mit und für die Umwelt.
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