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Das Weihnachtsgeschenk

Weihnachten - In unserem Leben werden wir immer wieder beschenkt, ja, wir empfangen mehr als wir selber herstellen. Daran erinnert Weihnachten: Gott möchte einer von uns werden und uns beschenken. Davon können wir weitergeben.

Das Weihnachtsgeschenk
Große Freude für alle, die arbeiten -dürfen oder müssen, auch für die, die es nicht mehr können;
für jene, die unterm Weihnachtsbaum sitzen, aber auch für alle, die irgendwo hausen müssen, in Kellern oder Garagen, eingeschlossen in Gefängniszellen, welcher Art auch immer;
ein Geschenk für die Beneideten mit vollem Geldbeutel wie für jene, die sich mit leeren Taschen die Nasen plattdrücken an Schaufenstern;
für die im warmen Familienidyll wie für Einsame oder Herumgestoßene, für Fromme und Gottlose –
„Große Freude für alle…“ (Lukas 2).

Es käme jetzt so viel darauf an, nicht zu denken, ach ja, die alte christliche Leier wieder…,
sondern dass wir merken, eigentlich ist mir das Altbekannte unbekannt.

Aber – die Viehknechte damals, die sahen doch nur einen Stall. Um den zu  sehen, hätten sie sich nicht auf den Weg machen müssen. Und was da in dem Stall drin ist, ein Säugling im Futtertrog und diese armseligen Eltern dabei, das lässt sich häufig finden, abseits von erleuchteten Straßen und Villenvierteln. Das bietet fast jedes Flüchtlingslager. Dazu brauche ich nicht nach Bethlehem. Das ist doch nichts zum Freuen, sondern da sieht man ja gerade den ganzen Jammer der Menschheit.

Aber genau das ist es. Die Geschichte führt uns nicht in ein Traumparadies, nicht in ein Märchenland;
nicht in die Wohnanlage eines Milliardärs, sondern zeigt Armut und Heimatlosigkeit;
sie ist bestimmt für Menschen, die sich in irgendeiner Hinsicht als arm oder heimatlos sehen.

0ft kommt ja hinter einer Fassade von Wohlstand nicht viel anderes zutage als ein unbefriedigtes Leben in Angst und Sorge. Und plötzlich scheint es, dass wirkliches reiches Leben erschienen ist, wo keiner es erwartet hätte, in einem Stall, wo zwei arme Eltern, die vom Finanzamt wegen einer Steuerzählung in die Fremde geschickt wurden, ihr Neugeborenes in einen Futtertrog betten. Dieses Kind, das in Lumpen auf dem Stroh liegt, ist das wirkliche Leben unter uns, die offene Tür zur Freude.

Wie jetzt, fragen Sie vielleicht.

Wenn Sie jetzt einen Augenblick stillhalten und nicht gleich enttäuscht auf dem Absatz kehrtmachen, dann kann es sein, dass Sie beginnen, etwas vom erschienenen Leben zu ahnen. Es kommt alles darauf an, ob stimmt, was die Engel sagen:

„Euch ist der Heiland geboren“ (Lukas 2). Der arme Erdenwurm, der hier liegt, der hätte es gar nicht nötig, heimatlos durch diese Welt zu gehen und schließlich an einem Kreuz zu enden.

Der will uns etwas bringen, will uns schenken, was er hat;
der hat keine Freude, solange nicht sein Leben in unser Leben hineingeströmt ist. Durch Jesu Worte z.B., mit denen er von Gottes Liebe sprechen wird, Worte, die wärmen können, stärken und einen Menschen emotional ausfüllen können.

Ich frage Sie:

Wie wäre es, wenn es mit Gott wirklich so steht, dass er es in seinem Himmel nicht aushält, ohne uns sein Leben zu bringen? Wie fänden Sie das, wenn Gott sich selber wie ein Flüchtlingskind in einen Futtertrog legen und schließlich töten lassen würde?

Dann jedenfalls hätte sich manches geändert, jedenfalls unsere Vorstellung von Gott. Dann gäbe es keine wirklich dunklen Ecken mehr, dann wäre ein Grab nicht mehr ohne Licht, alles Elend wäre nicht mehr das Letzte, sondern wie ein Durchgang. Dann ist Gott überall dabei und es ist, als würde er sagen: Du bist nicht allein. Es ist nicht wahr, dass dein Leben kaputt ist. Das Licht ist auch für dich da.

Dass er so arm in diesem Stall liegt, das bedeutet dann:

- ER schreckt vor keinem 0rt zurück; kein 0rt ist so finster und abgelegen, dass er nicht auch dort zu finden wäre – keine Polizeiwache und kein Flüchtlingsheim.
- ER kommt nicht nur zu Besuch, sondern er kommt, bleibt und verbindet sich mit uns; ER will uns nicht und niemals los sein.
- ER kommt nicht etwa nur zu Leuten, die auf sein Kommen vorbereitet sind oder die auf ihn gewartet haben.
- ER kommt in eine Welt, die nicht an ihn glaubt; er kommt in diese unsere Welt,

      obwohl sie ihn nicht empfängt. ER kommt, damit wir ihn
      kennenlernen und ihm dann vertrauen.

Das Leben ist erschienen, in IHM. Also lasst uns IHN kennenlernen, uns dorthin wenden, wo das Leben erschienen ist: „Fürchtet euch nicht; euch ist der Heiland geboren…ein Kind in Windeln gewickelt, in  einer Krippe liegend…“(Lk 2).

Gott als Jesus von Nazareth hilflos in einem Stall in Bethlehem.
Warum aber lässt er nichts sehen von seiner Macht?
Es ist, als ob er uns die Gelegenheit geben möchte, ihm zu helfen, den Menschen mehr Leben zu bringen. Sein Da-Liegen ist wie eine große Bitte: Helft mir Helfen.
Denn: Wo ein Mensch uns begegnet, in irgendeiner Weise ärmer als wir, da klopft Gott von nun an als Hilfesuchender an unsere Tür. In solchen Menschen erscheint Gott. Indem er arm wird, ernennt er uns alle zu seinen Helfern, so, als möchte er sagen: Helft mir beim Dabeisein, als MitarbeiterInnen Gottes („cooperator dei“– Sein, in den Problemen des Lebens). Kaum jemand ist so arm, dass er nicht einem andern ein Helfer sein könnte: ein guter Freund, ein Bote Gottes, ein Mensch, der andern ein schweres Leben ein wenig erträglicher zu machen versucht. Jeder unter uns kann versuchen, etwas von der Liebe Gottes ins Leben anderer Menschen hineinzubringen.

Indem Gott in Jesus so arm wird, zeigt er uns, wie reich wir selber eigentlich sind. Und wir entdecken vielleicht, womit wir andern Menschen gut tun, für sie hilfreich sein können.

Wenn wir also in diesen Weihnachtstagen Jesus entdecken und uns vornehmen, von ihm mehr wissen und lernen zu wollen, dann nehmen wir von diesen Tagen großen Gewinn mit, ein echtes Weihnachtsgeschenk. Dann gehen wir weiter als reiche Menschen, die in der eigenen Umgebung Licht verbreiten. „So lass mich doch dein Kripplein sein“, lass mich deine Krippe sein und etwas von deiner Art in meinem Leben lebendig werden lassen, dichtet Paul Gerhardt in seinem Lied: Ich steh an deiner Krippe hier… Gott selbst möchte durch uns anderen begegnen.

Wir haben jetzt etwas zu geben – was gewiß die größte Freude im Leben ist: Geben Können.
Die Tür zur Freude steht weit auf. Jesus ist gekommen. Er ist in ein neues Leben hinein auferstanden. Er ist mitten unter uns. Er bleibt bei uns und geht mit, bis ans Ende unsrer Tage.

Hellmut Behringer

 

 

Von: hellmut behringer (Pfarrer i.R.), Samstag, 05. November 2016 - Aktualisiert am Donnerstag, 09. März 2017

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