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Das Wenden-Messer ein Projekt des Hammer-In 2015

Wendelstein - Im Juli vergangenen Jahres haben sich zum »Hammer-In« über 80 Schmiede aus ganz Europa in Sperberslohe eingefunden, um mit Hilfe von Feuer und Muskelkraft in gemeinsamer Anstrengung verschiedene Projekte zu realisieren. Als anerkennenden Dank an die Heimatregion des Initiators, Schmiedemeister Peter Brunner, wurde unter anderem ein »Wendenmesser« hergestellt.

  • Das Wenden-Messer im Display

    Das Wenden-Messer im Display
    © meier Magazin

  • Besprechung zwischen Schmieden und Messermacher

    Besprechung zwischen Schmieden und Messermacher
    © meier Magazin

  • Der Rohling bekommt seine grobe Form

    Der Rohling bekommt seine grobe Form
    © meier Magazin

  • Der Stahl wird geschmiedet

    Der Stahl wird geschmiedet
    © meier Magazin

  • Messermacher Stefan Steigerwald

    Messermacher Stefan Steigerwald
    © meier Magazin

  • Die beiden Wenden-Messer während der Bearbeitung

    Die beiden Wenden-Messer während der Bearbeitung
    © meier Magazin

  • © meier Magazin

  • Messermacher Stefan Steigerwald und Schmiedemeister Peter Brunner übergeben das Wenden-Messer an den Markt Wendelstein, 1. Bgm. Langhans.

    Messermacher Stefan Steigerwald und Schmiedemeister Peter Brunner übergeben das Wenden-Messer an den Markt Wendelstein, 1. Bgm. Langhans.
    © meier Magazin

  • Die Luppe wird verdichtet

    Die Luppe wird verdichtet
    © Fotofreunde Wendelstein

Mit diesem Messer knüpfen die heutigen Schmiede an die metallverarbeitende Geschichte Wendelsteins an und führen diese fort. In früheren Zeiten war Wendelstein eine Messermacher-Metropole, ähnlich der noch heute bekannten Stadt Solingen. Zeugnis dafür ist unter anderem die Schmiedemarke der Stadt Wendelstein, die als Qualitätssiegel lange Zeit Messer zierte. Auch das Wendenmesser trägt stolz dieses Zeichen.

Doch bevor die Klinge damit versehen werden konnte waren viele Arbeitsschritte nötig:

Am Anfang stand die Idee, ein Messer aus der Region für die Region zu schaffen. So sollten alle Rohstoffe aus dem näheren Umkreis verwendet werden. Diese sollten vor Ort verhüttet, bearbeitet und bis zum Messer veredelt werden. Mit einem Team von Spezialisten Ihres jeweiligen Fachs wurde das Projekt über Monate vorbereitet.

Bei den Streifzügen durch die heimischen Wälder und Fluren mit dem in Geologie bewandten Arthur Rosenbauer wurden jedoch nur Eisenerzvorkommen mit geringem Eisengehalt gefunden. Weil diese für das Projekt nicht ausreichten, steuerte deshalb der aus Luxemburg angereiste Rennofen-Spezialist Romain Bohr geeignetes Erz bei.

Romain Bohr unterstützt von Ingo Müller aus der Oberpfalz bauten den Rennofen auf und heizten ihn mit Holzkohle von der Köhlerei in Furth an.

Nach einer guten Stunde konnte der Rennofen mit Schichten aus Holzkohle und gebrochenem Eisenerz beschickt werden. Fast 50 mal wurde dieser Vorgang in den folgenden 5 Stunden wiederholt, bis schließlich 29 Kilogramm Erz und 50 Kilogramm Kohle im brennenden Ofenschacht verschwunden waren. Nur durch ein kleines Sichtfenster auf Höhe des Luftkanals konnten Romain und Ingo Müller die „Ofenreise“ beobachten. Durch die Verbrennung entsteht im Rennofen ein Überschuss an Kohlenmonoxid, der stark reduzierend wirkt. Das im Eisenerz enthaltene Eisenoxid wird dabei in mehreren Stufen zu Eisen. Die Anwesenheit von Kohlenstoff in der zugegeben Holzkohle führt dazu, dass kleine Mengen (<1%) im Eisen gebunden werden. Das Ergebnis ist je nach Kohlenstoffgehalt Stahl mit unterschiedlichen Eigenschaften.

Am Ende einer Ofenreise steht der spannende Moment, in dem der Ofen geöffnet wird.

Dazu wird der Ofen eingerissen und gibt so sein glühendes Herz frei. Am Boden des Schachtes hat sich eine beachtliche Luppe gebildet. So wird der glühende, schwammförmige Klumpen aus Rennofenstahl genannt, der sofort nach dem Öffnen des Ofens mit großen Hämmern verdichtet werden muss. Bei diesem Arbeitsschritt werden bereits die ersten Unreinheiten aus dem Stahl ausgetrieben. Viele Zuschauer auf dem Hammer-In verfolgten das Schlagen gespannt. Im Takt von drei Hämmern stoben Funken und die Luppe nahm langsam Form an.

Der erste Schritt war damit erfolgreich abgeschlossen und der Rohstoff wanderte in die Schmiede.

Dort musste der Stahl gereinigt und homogenisiert werden. Dies geschieht durch mehrfaches Falten und Feuerverschweißen. Dabei werden Schlacke-Einschlüsse und andere Verunreinigungen aus dem Stahl ausgetrieben und die Verteilung des Kohlen-stoffgehalts im Stahl wird gleichmäßiger. Der gewonnen Stahl reichte für zwei Messer, so haben sich Ingo, Nils und Armin daran gemacht zwei Messer zu schmieden.

Der Rohling wurde nach der schweißtreibenden Arbeit an den weltweit angesehenen Messermacher Stefan Steigerwald aus Großschwarzenlohe übergegeben.

Dieser gab dem Messer die abschließende Form und im wahrsten Sinne des Wortes den Feinschliff.

Für die Griffschalen konnte Holz aus den ehemaligen Dachbalken der Kirche St. Georg verwendet werden. Pfr. Heinritz stellte dieses Holz nach der Renovierung des Dachstuhls zur Verfügung.

Damit das Messer in seinem Bestimmungsort dem Wendelsteiner Rathaus richtig zur Geltung kommt hat es vo Stefan ein Display erhalten. Im Hintergrund ist das Foto eines Wendelsteiner Steinbruchs zu sehen, darüber das Wenden-Messer und der für die Gemeinde namensgebende Sandstein darf natürlich auch nicht fehlen.

Nach der Fertigstellung übergaben Stefan Steigerwald und Peter Brunner das Messer als Geschenk an ihre Heimatgemeinde Wendelstein an Bürgermeister Werner Langhans.

Das zweite Wendenmesser wurde bereits am Hammer-In zu Gunsten der Nepalhilfe versteigert.

Das nächste Hammer-In findet im Juli 2017 statt.

Von: Peter Brunner und Markus Streck (Herausgeber), Sonntag, 19. Juni 2016 - Aktualisiert am Donnerstag, 14. Juli 2016
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