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David oder Goliath: Klein schlägt Groß!

Nürnberg - Die Anleger sind derzeit nicht zu beneiden. Zinstragende Anlagen werfen kaum noch etwas ab und die meisten Aktien kommen in diesem Jahr nicht so richtig in Schwung. Sowohl der DAX als auch der EuroStoxx 50 liegen bislang noch deutlich im Minus. Auf der Suche nach Erträgen lassen sich Renditeperlen jedoch abseits der großen Indices finden.

Wenn in Deutschland von Aktien die Rede ist, denken die meisten Menschen an den DAX, den deutschen Aktienindex, der die Entwicklung der 30 größten und umsatzstärksten Unternehmen widerspiegelt. Der DAX hat sich als der bedeutendste Leitindex für den deutschen Aktienmarkt etabliert. Im DAX sind viele international bekannte und erfolgreiche Unternehmen enthalten wie Allianz, BASF, Bayer, Siemens, SAP, Daimler und VW und viele weitere große Namen. Ähnlich sieht es in Europa mit dem DJ EuroStoxx 50 Index aus, in welchem die großen Aktiengesellschaften in der Eurozone enthalten sind. Damit ist jedoch nicht gesagt, dass das die größten auch die erfolgreichsten Unternehmen sein müssen.

Top-Aktien mit Gewinneinbruch
In einer spannenden und aktuellen Studie analysiert die Beratungsgesellschaft EY die Umsatz- und Gewinnentwicklung der umsatzstärksten europäischen und US-amerikanischen Unternehmen im 1. Halbjahr 2016 im Vergleich zum 1. Halbjahr 2015. EY kommt zu dem Ergebnis, dass der Gewinn europäischer Top-Konzerne im ersten Halbjahr 2016 um 9,6 Prozent eingebrochen ist, während die Gewinne der US-Konzerne lediglich um 3,5 Prozent zurückgegangen sind.[1]

Ein Grund liegt nach Ansicht von EY darin, dass die Gewinnmargen in den USA um etwa ein Drittel höher sind als in Europa. Bezogen auf die Umsatzentwicklung zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. Die US-Konzerne haben deutlich weniger Umsatzeinbußen zu verzeichnen, als die europäischen Top-Unternehmen. Mit diesen Ergebnissen lässt sich die schwache Kursentwicklung der europäischen Aktien in 2016 erklären. Dies rechtfertigt eine deutlich höhere Bewertung der US-Blue Chips gegenüber ihren europäischen Wettbewerbern. Allerdings sollten Anleger dabei berücksichtigen, dass in Europa die Automobilindustrie sowie Öl- und Gasaktien dominieren, während in den USA auch Technologieaktien, Pharmawerte und Handelsunternehmen eine wichtige Rolle einnehmen. Bankaktien hingegen finden in der Studie keine Berücksichtigung.

Small- und Mid-Caps langfristig besser als die Large-Caps
Eine andere interessante Studie, diesmal von der Forschungseinrichtung MiddleNext und der Fondsboutique La Financière de l`Echiquier, zeigt: Europäische Small- und Mid-Caps lassen die Large-Caps deutlich hinter sich.[2] Sie haben sich in den letzten Jahren sowohl wirtschaftlich als auch börsentechnisch deutlich besser als die großen Börsenschwergewichte entwickelt. Neu ist jedoch die Erkenntnis, dass sich im Laufe der letzten drei Jahre die Volatilitätsniveaus der Small- und Mid-Caps und der Large-Caps umgekehrt haben. Große Aktien schwanken demnach stärker als kleine und mittlere Aktien. Das ist höchst bemerkenswert. Bislang sind Experten immer davon ausgegangen, dass die kleineren Unternehmen risikoreicher als die großen „Dinos“ sind. Die jüngsten Kurseinbrüche im DAX wie z. B. bei Volkswagen, den Energieversorgern E.ON und RWE und den Banken untermauern die These, dass die großen Unternehmen durchaus höhere Schwankungen als die kleinen haben können.

Momentan ist ein starker Trend zu erkennen, in die großen dividendenstarken Qualitätsaktien zu investieren. Ob diese einen sicheren Ersatz für die fehlenden Zinsanlagen darstellen, bleibt abzuwarten. Sie werden von vielen Investoren gekauft, weil sie hohe Ausschüttungen leisten können und stabile Gewinne erwirtschaften. Aber dafür ist das Wachstum häufig nicht mehr so hoch wie bei den kleineren Unternehmen, die zwar weniger Dividende zahlen, dafür aber deutlich dynamischer wachsen.

Fama und French
Die Erkenntnis, dass sich Aktien mit bestimmten Merkmalen besser entwickeln als der Gesamtmarkt, haben Eugene Fama und Kenneth French bereits 1992 in ihrem bekannten Drei-Faktoren-Modell belegen können. Zu den besseren Aktien gehören neben den Value-Aktien auch Aktien mit geringer Marktkapitalisierung. Auch wenn sich die Untersuchungen von Fama und French in erster Linie auf den US-amerikanischen Aktienmarkt beziehen, sind ihre Ergebnisse auch auf Europa anwendbar. Unternehmen mit geringer Marktkapitalisierung sind nicht so liquide handelbar wie die großen Blue Chips und werden nicht so intensiv analysiert.

Durch den Vormarsch der ETF’ s könnte sich dieser Trend noch zusätzlich verstärken. Käufer von ETF‘ s verzichten komplett auf das Research von Einzelaktien und kaufen den Index so, wie er von den großen Indexanbietern zusammensetzt ist. Dabei sind die Aktien im Index in der Regel kapitalgewichtet, d. h. dass große Unternehmen stärker gewichtet sind als die kleinen Aktien. Das wiederum bietet Chancen für die aktiven und die semi-aktiven Fondsmanager. Während es bei den großen Indices wie dem S&P 500 schwierig ist, den Markt zu schlagen, ist bei den Small und Mid Caps eine aktive Auswahl beinahe unerlässlich. Hier bedarf es einer genauen und sorgfältigen Analyse. Die Ergebnisse im Bereich der Nebenwerte zeigen eine große Streuung, was für eine gute Auswahl spricht.  

„Umparken im Kopf“
Dieser Werbeslogan einer bekannten Automarke fordert uns als Anleger geradezu heraus. Die bekannte Investmentlegende Peter Lynch hat bereits vor 40 Jahren viele seiner besten Aktien in Einkaufszentren entdeckt. Er riet den Anlegern damals, Konsumaktien und Hersteller von den Produkten zu kaufen, mit denen sie als Verbraucher gute Erfahrungen gemacht hätten. Auch heute noch werden zumeist die großen internationalen Konzerne in die Depots gekauft, die jeder kennt. Das muss nicht schlecht zwangsläufig schlecht sein. In einem erfolgreichen gemanagten Depot braucht es eine gesunde Mischung. Es empfiehlt sich, eine regionale Streuung, eine Streuung nach Größe und Investmentansatz vorzunehmen. Dazu gehören auch die Nebenwerte. Der Grundsatz der Risikostreuung bleibt auch künftig bestehen. Allerdings hat auch das Zitat von dem Templeton-Fonds-Gründer Sir John Templeton seine Berechtigung: „Es ist unmöglich, überdurchschnittliche Renditen zu erreichen, wenn man nicht anders handelt als die Mehrheit.“ 

[1] Quelle: EY „TOP 300 Europa – USA“, Oktober 2016, abgerufen am 15.10.2016
[2] Quelle: “The 2016 European Small and Mid Cap Outlook - 2016 edition“ vom 13. Juli 2016, abgerufen am 15.10.2016

Von: Wolfgang Juds (Geschäftsführer), Mittwoch, 26. Oktober 2016 - Aktualisiert am Donnerstag, 27. Oktober 2016
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