Droht der Verkehrsinfarkt im Ortsteil Reichelsdorfer Keller?
Nürnberg, Reichelsdorfer Keller - Die Unterschriftenaktion der Quartiersinitiative Reichelsdorfer Keller unter dem Motto dieser Überschrift ist abgeschlossen. Die fast 400 Unterschriften wurden Anfang November durch Mitglieder der Quartiersinitiative Reichelsdorfer Keller an den Baureferenten der Stadt Nürnberg, Daniel F. Ulrich, überreicht. Die Übergabe fand im Barocksaal des Baumeisterhauses statt.
Das Ziel der Unterschriftenaktion, der zuständigen Behörde bei der Stadt Nürnberg damit sehr deutlich die großen Bedenken der Anwohner zu übermitteln, konnte damit erfolgreich abgeschlossen werden.
Die Rücklaufquote hat alle Erwartungen übertroffen: Von den Ende August verteilten Flugblättern wurden 390 Exemplare (mehr als 30%) unterschrieben zurückgebracht. Das ist ein deutliches Signal für die Sorgen und den Unmut, der bei den Anwohnern des Reichelsdorfer Kellers immer mehr zunimmt. Allzu verständlich, wenn man von derzeit etwa 260 neuen Wohneinheiten – auf dem Areal des ehemaligen Tanzlokals „Reichelsdorfer Keller“ und auf der Radrennbahn – ausgeht. Nach aktuellen Plänen ist bei der Bebauung der Radrennbahn nicht einmal für jede Wohnung ein Stellplatz vorgesehen ist. Dazu kommt die Anfrage des Investors, weitere 80 Wohneinheiten bauen zu dürfen und dafür Teile der geplanten Gewerbeflächen in Wohnraum umwandeln zu können.
Die Stadt wurde von den Anwohnern und von der Quartiersinitiative schon mehrfach auf diese Situation hingewiesen, will aber das Verkehrsgutachten, das zur Zeit erstellt wird, abwarten. Ein Verkehrsgutachten befasst sich allerdings mit fahrendem Verkehr und berücksichtigt zusätzlich die Lärmbelastung. Die Standpunkte der Stadt hat Baureferent Daniel F. Ulrich bei der Übergabe der Unterschriften nochmals unterstrichen:
- Kein Anwohner hat ein Recht auf einen Parkplatz auf der Straße direkt vor seiner Haustüre. Es ist zumutbar, eine Entfernung von bis zu 350 Meter zwischen Wohnung und Außenparkplatz zurückzulegen. - Die Autos (er meinte damit auch der bereits im Quartier wohnenden Personen) sollten in den eigenen Garagen geparkt werden und nicht als Ablageplatz für Gartengeräte, Fahrräder, Holz, Sperrmüll usw. dienen.
- Vor dem Hintergrund, dass bereits täglich 20.000 PKW auf der Vorjurastraße und Katzwanger Hauptstraße unterwegs sind, sei die Stadt der Meinung, dass 250 bis 500 PKW nicht weiter ins Gewicht fallen...
- Die Stadt baut auf die Nutzung des ÖPNV und Carsharing durch die zukünftigen Anwohner; gegebenenfalls will die Verwaltung das ÖPNV-Konzept anpassen.
Viele der jetzigen Anwohner finden allerdings den ÖPNV nicht ganz so attraktiv.
Morgens muss man sich mühsam einen Parkplatz in der Rennbahnstraße suchen, wenn die P+R-Parkplätze bereits belegt sind. In den S-Bahnen drängeln sich morgens Schüler und Berufstätige. Der S-Bahn-Takt mit 20 Minuten tagsüber ist wegen der Eingleisigkeit der S-Bahn-Strecke leider nicht auf z.B. 10 Minuten reduzierbar. Diese Möglichkeit ist leider schon damals durch die Planung der Strecke im wahrsten Sinne des Wortes „abgefahren“. Abends und am Wochenende verlängert sich der Abstand der Züge sogar auf 40/20 Minuten.
Wer sich nachmittags am Bahnhof Reichelsdorfer Keller bei Sonnenschein ein Ticket aus dem Automaten holen will, muss entweder einen großen Sonnenschirm mitbringen oder blind arbeiten, denn auf dem Display ist nichts erkennbar.
Die Barrierefreiheit ist dahin, wenn ein Zug einfährt, bei dem zuvor die Durchsage kommt: „Bitte achten Sie beim Einstieg auf den Höhenunterschied zwischen Bahnsteigkante und Zug!“. Personen im Rollstuhl, mit Kinderwagen oder Rollator sind damit praktisch von der Beförderung ausgeschlossen oder auf die Hilfe der Mitfahrer angewiesen.
Im Berufsverkehr – beim regelmäßigen Stau auf der Vorjurastraße und auf der Katzwanger Hauptstraße – kommt man mit dem Bus auch nicht schneller voran. Verspätungen sind zu diesen Zeiten mehr die Regel als die Ausnahme.
Wir bleiben dran und werden versuchen, mit weiteren Aktionen, etwa mit einer Demonstration rund um die Rennbahn, auf unser Anliegen mit der zu erwartenden Verkehrsbelastung aufmerksam zu machen.
Positive Signale kommen von der Stadt weiterhin bezüglich eines Veranstaltungsraums. Die Verwaltung will uns dabei unterstützen. Nun hoffen wir, dass dies in Nach-Corona-Zeiten auch finanziell möglich sein wird.
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