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Ein Interview der etwas anderen Art…

Wendelstein - Jürgen Lechner, Dr. Jörg Ruthrof (beide Freie Wähler) und Stefan Stromberger (FDP) über das Jahr 2020 als neue Fraktionsgemeinschaft im Marktgemeinderat von Wendelstein. Zum Abschluss des auch aus kommunalpolitischer Sicht „speziellem“ Jahr lassen die drei Marktgemeinderäte das Jahr 2020 Revue passieren und geben auch einen kleinen Ausblick darauf, was sie sich von 2021 aus Sicht eines Marktgemeinderates erhoffen.

Jürgen @ Jörg: Du bist einer, wenn nicht sogar der dienstälteste Marktgemeinderat in Wendelstein. Wie war es für Dich mit uns zwei neuen und relativ jungen Kollegen in einer neu gegründeten Fraktionsgemeinsaft zusammenzukommen?

Jörg: Ich bin zwar mit inzwischen 18 Jahren im Gemeinderat sicherlich einer der „Dinosaurier“ dieses Gremiums, aber keineswegs der Älteste oder Dienstälteste. Ich bin froh, dass auch immer wieder jüngere Kollegen wie ihr mit in dieses Ehrenamt kommt bzw. gewählt werdet, damit die Arbeit unseres Gremiums in ihrer Wichtigkeit weiterhin in guten Händen bleibt, denn es gehört meines Erachtens auch das Wissen um die Verantwortung in diesem Amt mit dazu – und viele kritisieren lieber als selbst Verantwortung zu übernehmen.

Jörg @ Stefan & Jürgen: Wie habt ihr beide den Weg in die aktive Kommunalpolitik gefunden und gab es dafür einen konkreten Anlass, bzw. ein bestimmtes Ereignis?

Stefan: Ich habe begonnen mich politisch zu engagieren, nachdem die politischen Ränder immer stärker wurden und die FDP sich in der Außerparlamentarische Opposition (APO) befand. Da ich eine liberale Grundüberzeugung habe, den Menschen etwas zutraue und für Eigenverantwortung stehe, habe ich mich eingebracht und engagiert.
Die Kommunalpolitik ist die logische Schlussfolgerung und die Königsdisziplin. Entscheidungen kommen meist schnell zum Tragen und man erfährt die Konsequenz des eigenen Handelns direkt vor der eigenen Haustür. Das macht es spannend und ist Ansporn zugleich.

Jürgen: Ich habe mich im November 2019 dem Ortsverband der Freien Wähler in Wendelstein angeschlossen, weil ich der Überzeugung bin, dass man nur dann Veränderungen herbeiführen und mitgestalten kann, wenn man auch Verantwortung übernimmt. Dieser Verantwortung wollte ich mich stellen. Unter anderem ist es mir wichtig auch die jüngeren Generationen mit Ihren Interessen, Bedürfnissen und Ihren Überzeugungen aktiv in unsere Politik einzubinden. Ich hoffe, dass wir das Interesse bei den jüngeren Generationen wecken und sie davon überzeugen können, dass die Zukunft unserer Marktgemeinde eben auch in Ihren Händen liegt und auch sie Verantwortung übernehmen können, bzw. müssen.

Stefan @ Jürgen: Welche Chancen siehst du beim Thema Digitalisierung in der Fraktions- und Marktgemeinderatsarbeit? Berufsbedingt dürftest du hierzu einige Ideen und Möglichkeiten sehen.

Jürgen: Digitalisierung wird in unser aller Alltag – nicht zuletzt auch auf Grund der Corona Pandemie – einen ganz anderen, viel höheren Stellenwert bekommen. Sie wird maßgeblich Einfluss nehmen auf die Industrie, die Wirtschaft, die Arbeitswelt, den Verkehr, unser Bildungssystem, unser Privatleben, einfach auf alles. Dieser Prozess wird sich auch nicht aufhalten lassen, weil er in vielerlei Hinsicht wichtig und richtig ist. Aber wo Chancen sind, sind auch Risiken – Ökonomische, Ökologische, aber auch potenziell gesundheitliche. Das alles gilt es abzuwägen – was ist notwendig, bzw. verhältnismäßig für uns als Wirtschaftsstandort und was ist notwendig, bzw. verhältnismäßig für uns als Privatpersonen. Bezogen auf die Arbeit in der Fraktion und im Marktgemeinderat sehe ich hier klare Vorteile in der Kommunikation. Informationen stehen vielen Kollegen, viel schneller, viel umfangreicher und in gleicher Form, zur gleichen Zeit und jederzeit, zentral zur Verfügung. Das erspart viel Zeit.

Jürgen @ Stefan: Die FDP hat es mit Dir erstmals seit langem wieder in den Marktgemeinderat geschafft. Wie war es für Dich als neuer/erster Marktgemeinderat der FDP aber auch als Partner in unserer Fraktionsgemeinschaft?

Stefan: Es ist natürlich ein sehr großer Erfolg für die Freien Demokraten nach so langer Zeit wieder einen Marktgemeinderat zu stellen. Darüber bin ich unglaublich glücklich, denn in den letzten Wochen vor der Wahl gab es von der Bundespartei wenig Rückenwind und man musste als Person vor Ort überzeugen. Das hat einmal mehr gezeigt wie wichtig in der kommunalen Arbeit die Persönlichkeit und das eigene Engagement ist. Die Parteizugehörigkeit sollte eine untergeordnete Rolle spielen, um seriöse Entscheidungen im Sinne der Bürgerinnen und Bürger zu treffen. Gerade in den ersten Monaten der Arbeit hat es mich doch etwas überrascht wie viel Parteipolitik bzw. Taktik betrieben wird. Als „neuer“ Gemeinderat war es für mich unheimlich wichtig das wir die Fraktionsgemeinschaft zwischen den Freien Wählern und der FDP gegründet haben. Wir haben von Beginn an eine sehr gute gemeinsame Basis gefunden. Somit können wir voneinander partizipieren, lernen von unseren erfahrenen Mandatsträgern und haben zusätzlich einen neuen Blick auf die Arbeit und auf die Dinge im Gemeindegebiet. Ich denke hiervon sollten alle Seiten profitieren.

Stefan @ Jörg: In deiner Arbeit als Historiker erlebst Du tagtäglich die Abwägung zwischen bewahren und entwickeln. Welcher Bestand im Gemeindegebiet sollte besonders beachtet werden und wo sollten wir uns zwingend mit fortschrittlichen Ideen engagieren?

Jörg: Es gibt hier zwei Grundideen für „Bestand“. Wir haben zum einen die generell denkmalgeschützten Ensembles des Altortes in Wendelstein sowie der alten Ortskerne in Röthenbach bei St.Wolfgang und in Sorg. Hier sind die Grenzen des besonders geschützten Bestands genau festgelegt mit lediglich dem feinen Unterschied, ob ein Gebäude auch ein Einzeldenkmal ist, oder nur im Denkmalensemble ohne besonderen Denkmalschutz. Für die weiteren Orte in unserer Gemeinde ist es wichtig, die historischen Ortskerne sichtbar zu bewahren. Hier wären Lösungen wie etwa ein „Bauen im Bestand“ in angepassten Region-typischen, historischen Bauformen wichtig. Und dann gibt es Orte, die sich ohne zu große, spätere Verbauung – wie etwa Sperberslohe – ihren dörflichen Charakter bewahrt haben und die vorsichtig und ohne zu intensive Modernisierung in ihrem Ortsbild weiterentwickelt werden sollten. Entscheidend ist vor allem, dass es vermieden werden sollte, in den alten Ortskernen unbewohnte und verfallende „Dorfkulissen“ um des Ortsbilds wegen zu erhalten und dafür an den Ortsrändern stetig neue „Jahresringe“ mit Wohngebieten anzusetzen.

Jürgen @ Jörg: Jörg, Du vertrittst uns im Bau-, Umwelt- & Nachhaltigkeitsausschuss. Worin siehst Du in diesem Gremium die größten Herausforderungen vor allem beim Thema Nachhaltigkeit?

Jörg: Mit jeder neuen Wahlperiode hat sich auch dieser Ausschuss jeweils mit seinen Aufgaben den Anforderungen angepasst und weiterhin seine Kernarbeit miterledigt. Nachhaltigkeit ist für mich insofern jetzt auch immer wichtiger, da unsere Orte in der Gemeinde nicht einfach immer weiter hinaus aus ihren historischen Zentren wachsen dürfen. Der Vergleich des Standortes von „systemrelevanten“ Geschäften noch vor 30-40 Jahren in den Ortszentren oder in den neuen Siedlungen damals als „kleines Quartierzentrum“ mit heute macht dies deutlich: Es wird fast nur noch am Ortsrand noch weiter nach außen gebaut und die Versorgungsstrukturen folgen diesem Trend. Wo die Masse der Leute wohnt, sind auch die Läden in der Nähe. Irgendwann aber werden wir mit so einer Baupolitik an die Grenzen des Planbaren stoßen, denn schon jetzt verlieren wir damit nicht nur Grünflächen und Nutzflächen, im Gegenzug müssen wir uns auch überlegen, wie wir zukünftig unsere „Kernorte“ und gewachsenen Ortsstrukturen erhalten und weiterentwickeln können und wollen.

Jörg @ Jürgen & Stefan: Gibt es für Euch beide besondere örtliche Punkte oder Gegebenheiten, deren Weiterentwicklung und Fertigstellung, bzw. drängende Abarbeitung, in dieser Gemeinderatsperiode bis 2026 abgeschlossen sein sollten?

Jürgen: Da gibt es sicherlich einige Punkte. Ein für mich ganz wesentlicher ist die beauftragte Erstellung eines Verkehrskonzeptes. Eine geplante Befragung aller Haushalte im November letzten Jahres musste leider Corona-bedingt abgesagt, bzw. verschoben werden. Von diesem Verkehrskonzept verspreche ich mir viele Ideen und Anreize, die wir dann gemeinsam mit der Verwaltung und dem Marktgemeinderat diskutieren, beschließen und hoffentlich auch umsetzen werden. Neben einer grundsätzlichen Verringerung des sehr hohen Verkehrsaufkommens, sollte meines Erachtens auch die Sicherheit auf den Schulwegen ein wichtiger Punkt im Verkehrskonzept sein. Hier sehe ich noch Verbesserungspotential in der Gemeinde.

Stefan: Die aktuelle Pandemie überschattet alles und macht uns die Arbeit im Gremium sehr schwer. Gerade als neuer MGR fehlen einem die regelmäßigen Sitzungen, was wiederum den Einsatz für die Bürger erschwert. Daher sollte dringend an einem Konzept gearbeitet werden, trotz Pandemie regelmäßige Sitzungen zu ermöglichen. Natürlich mit Weitblick und Verstand. Wir wollen Wendelstein weiterentwickeln und führ bezahlbaren Wohnraum sorgen. Ebenso setzen wir uns für die Stabilität der Grundsteuer ein. Ein großes Thema, für welches wir unheimlich viel Zuspruch erfahren haben, ist das Schwimmbad. Wir sind der festen Überzeugung, dass Wendelstein, als leistungsstarke Gemeinde, dieses Thema aufgreifen sollte. Es ist eine Investition in die Zukunft und es bedarf klugen Konzepten. Sobald die Situation wieder eine geregelte MGR-Arbeit zulässt, werden wir den Ball wieder aufnehmen.

Stefan @ Jürgen: Welche Pläne verfolgst Du als Fraktionsvorsitzender für das neue Jahr mit unserer Fraktionsgemeinschaft und wie wollen wir die Bürgerinnen und Bürger besser mit einbinden?

Jürgen: Mit Corona ist das mit den Plänen so eine Sache. Überall hört oder liest man „Wir fahren auf Sicht.“ Unter diesen Umständen will ich die Ziele auch nicht zu hoch ansetzen. Aber natürlich habe ich Ziele. Mein Ziel für 2021 für uns als Fraktionsgemeinschaft ist es, spürbar präsenter für unsere Bürgerinnen und Bürger zu werden. 2020 ist Vieles auf der Strecke geblieben. Viele Feierlichkeiten, soziale Kontakte und damit auch der Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern. Hier will ich eine Plattform finden, auf Basis derer wir auch unter Corona-Bedingungen den Kontakt halten können. Das können virtuelle Stammtische sein, Online-Sprechstunden, oder einfach nur eine regelmäßige Berichterstattung über aktuelle Themen – für Jung und Alt. Wenn wir uns anstelle von „virtuell“ und „online“ allerdings, und hoffentlich auch bald, wieder „ganz normal“ von Angesicht zu Angesicht treffen und engagieren können, dann wäre das Top!

Zum Schluss noch einmal ein herzliches „DANKESCHÖN“ an alle Bürgerinnen und Bürger unserer Marktgemeinde für Ihr in uns gesetztes Vertrauen. Wir werden Sie und Ihre Anliegen auch im Jahr 2021 mutig aber besonnen im Marktgemeinderat vertreten und stets Sie in den Mittelpunkt unserer Überlegungen und Entscheidungen stellen.

Bis bald & bleiben Sie gesund!
Jürgen Lechner, Dr. Jörg Ruthrof & Stefan Stromberger

Von: Jürgen Lechner (Fraktionsvorsitzender Freie Wähler/FDP), Dienstag, 19. Januar 2021 - Aktualisiert am Montag, 01. Februar 2021
Weitere Informationen, Artikel und Termine von »Freie Wähler Wendelstein« finden Sie unter: www.meier-magazin.de/fw-wendelstein
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