Fassadenbegrünungs-Aktion !
Schwabach - Der Klimawandel ist in den letzten Jahren immer spürbarer geworden. Gleichzeitig versiegeln wir stetig mehr Flächen. Auch unsere „moderne“ Haus- und Gartengestaltung minimiert Pflanzen zu einzelnen Dekoobjekten. Kieselsteine, Gabionen und andere Materialien werden hier wichtiger als Pflanzen. Statt lebendem Grün gilt mehr der pflegeleichte, pflanzenfreie Style. Trotzdem stöhnen wir aber über die dadurch zusätzlich entstehende Hitze und schlechte Luft.
Hitze, trockene Luft und Staub lassen sich am nachhaltigsten mit Pflanzen „bekämpfen“. Pflanzen kühlen im Sommer, erzeugen Sauerstoff und reinigen die Luft (selbst Zimmerpflanzen sind in der Lage im nennenswertem Umfang Schadstoffe aus der Luft zu filtern).
Seit dem 8. Jahrhundert ist Fassadenbegrünung amtlich. Karl der Große gab für alle seine Güter die Anordnung die Hauswände zu nutzen (hauptsächlich mit echtem Wein). Eine extensive Begrünung der Hauswände ist die günstigste Art zu begrünen und Sauerstoff, Luftfeuchte und Lebensqualität in die Städte und Dörfer zu bringen. In einer Studie über einen Berliner Ortsteil von 2015 werden jährliche Kosten der Begrünung von 15 - 35€ / m² Hauswand genannt. Das klingt erstmalig sehr hoch. Hier sind aber alle Kosten von der Pflanzung, Rückschnitt und Laubentfernung über Fachfirmen eingerechnet. In normalen Hausgarten, sollten diese Kosten gegen Null tendieren, bzw. bei Schnitt durch einen Gärtner ungefähr bei 5 € / m² Hauswand liegen.
Unser Pflanzenliebling für die Hauswandbegrünung ist der dreilappige Wilde Wein (Parthenocissus tricuspidata Veitchii und Green Spring). Er wächst mittelstark, hält sehr gut an der Hauswand, wird nicht zu breit und lässt sich wunderbar im Zaum halten. Der fünflappige Wilde Wein wuchert viel zu stark und hält auch nicht so optimal an Hauswänden. Efeu wächst in den ersten Jahren zu langsam und ist aber später dann fast nicht mehr weg zu bekommen.
Bei Hausbegrünung denkt man oft an alte Häuser, wo die Pflanze schon innen ins Haus wächst und das Mauerwerk nachhaltig geschädigt hat. Meistens ist bei solchen alten Häusern aber nicht der primäre Schaden durch die Pflanze entstanden. Die Hauswand war einfach alt und die Pflanze hat die Lücken genutzt. Wir können bei einer neuen oder intakten Hauswand davon ausgehen, dass keine Schäden durch die Kletterpflanzen entstehen.
Ein paar Argumente für und gegen die Begrünung mit Wildem Wein
Vorteile:
* mittel bis schnellwachsend
* keine Rankgerüste nötig, selbstkletternd
* geringe Investitionskosten (1 Pflanze pro Meter Hauswand = ungefähr 17 €)
* Hitze abweisend (langsamere Erwärmung des Hauses im Sommer)
* Erhöhung der Luftfeuchte und damit besseres Klima im und um das Haus
* sattes Grün im Sommer, wunderschöne gelb-rote Färbung im Herbst
* hält sehr gut auf den meisten Untergründen
* schädigt intakte Hauswände nicht
* Lebensraum für Kleintiere und Vögel
* Form- und Rückschnitt im Zweijahresrhythmus ausreichend
* einfach wunderschön
Nachteile einer Fassadenbegrünung mit wildem Wein:
* Haftscheiben bleiben nach dem Entfernen sichtbar, ein Neuverputzen wird notwendig und teurer
* wegen der Haftscheiben nur im Eigenheim oder mit Einverständnis des Vermieters möglich
* Dach, Regenrinnen und Fenster müssen freigeschnitten werden
* Laub im Herbst
* Lebensraum für Kleintiere und Vögel
Begrünung ist möglich mit:
* intakter Hauswand ohne Risse
* keinem Fachwerk (Holz spaltet sich zu sehr und es gibt zu viele Möglichkeiten einzudringen)
* kleinem Wurzelbereich (es langt eine Fläche von 40x40cm) oder ein großer Kübel
* verputzter Hauswand