„Feuer lodert in der Schmiede“
Freie Waldorfschule Wendelstein - Mit diesem Lied bedankten sich die Kinder der Klasse 3b der Freien Waldorfschule Wendelstein bei Familie Abraham und ihren freundlichen Angestellten für einen unvergesslichen Vormittag.
Jedes Kind durfte einen dreiteiligen Kerzenständer schmieden. In einer Esse schürte der Schmied ein gut 1000 Grad heißes Feuer. Durch einen Blasebalg angefacht, loderten die Flammen aus der Glut immer wieder hoch auf. Zuerst kamen nach und nach Eisenscheiben in die Kohlenglut. Wir schauten mit großen Schutzbrillen auf der Nase und Schutzhandschuhen gespannt zu. Schließlich holte der Schmied mit einer Zange das erste rot glühende Eisenteil heraus und legte es in eine Schalenvorrichtung am Amboss. Die Spannung stieg!
Der Schmied hielt einen Eisenstab mit gewölbtem Ende, der wie ein umgedrehter Pilz mit langem Stiel aussah, in die Schale auf die heiße Eisenscheibe. Das erste Kind durfte mit dem Hammer auf den Stab schlagen und gab dabei gut Acht, nicht dem Schmied auf die Finger zu klopfen. „Ihr hört, wenn es fertig ist!“, meinte der Schmied und stülpte die erste Schale auf den Amboss. Es zischte und dampfte, als er sie in ein Wasserbecken tauchte.
Gut abgekühlt, doch noch immer warm, durfte der neue Lehrjunge sein Erstlingswerk in die Hand nehmen und bestaunen. Als alle Schalen fertig waren, wurden die quadratischen Bodenplatten bearbeitet. Ebenfalls rot glühend wurden sie auf den Amboss gelegt, mit der Zange festgehalten und mit der spitzen Seite des Hammers am Rand eingekerbt. Es entstanden ganz unterschiedliche Muster.
Nach einer verdienten Vesperpause ging es ans Kaltschmieden für das Mittelteil des Kerzenständers. Ein Vierkanteisenstab wurde in eine spezielle Schiene gelegt, an deren Ende sich eine vierarmige Kurbel befand. „Nun dreht mal“, lautete der Auftrag des grinsenden Meisters. „Puh, das geht nicht!“, stöhnte der erste. „Lass mich machen, ich schaff das!“, prahlte ein anderer, doch auch er bewegte die Kurbel keinen Millimeter. Schließlich hingen fast alle Kinder der ersten Gruppe irgendwie an den Kurbeln und mit vereinten Kräften gelangen ihnen einige Drehungen. Der kalte Eisenstab bekam schöne, gleichmäßige Windungen und wurde dabei warm.
Nachdem sich alle ordentlich geplagt hatten, brachte der Meister ein Verlängerungsrohr; er steckte es auf eine Kurbel und mühelos drehte er alleine einige Runden. Längerer Arm, weniger Kraft! Physik pur! Nun war Geduld gefragt, denn jedes Kind trug seine Einzelteile zum Schweißen in einen abgedunkelten, isolierten Werkstattbereich. Schutzmaske aufsetzen, am Knopf drehen und die Größe anpassen, abwarten und staunen, wie das gleißende Licht des Schweißgerätes grün erscheint und wie der junge Mann am Tisch geschickt alle Teile zu einem schönen Kerzenständer zusammenschweißt; das erlebte jedes Kind alleine.
Ein bisschen Mut brauchte es schon, um ohne Begleitung hinter der schwarzen Wand zu verschwinden. In der Zwischenzeit durften die anderen Kinder filigrane Rosen aus weichem Kupferblech biegen oder noch Teile für einen zweiten Kerzenleuchter anfertigen. Einige waren unermüdlich und gönnten dem Schmid an der Esse keine Verschnaufpause.
Mögen die leuchtenden Kinderaugen und unser Lied ihm und den anderen Helfern und Meistern eine Entschädigung für ihre Mühen und für den „Spuk“ in ihrer Werkstatt sein!