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Ansprechpartnerin (Redaktion)

Fit für den Notfall – 10. Rother Notfalltag

Roth - Kreisklinik Roth bildet haupt- und ehrenamtliche Helfer bei Aktionstag fort. "Ein volles Haus am 10. Rother Notfalltag. Man kann es kaum glauben!" Mit diesen Worten - es schwang ein wenig Stolz und viel Dankbarkeit mit - eröffnete Dr. Thomas Gall, Chefarzt der Anästhesie, vor rund 100 Zuhören den 10. Fortbildungstag in Folge.

  • © G. Rudolph

  • © G. Rudolph

  • © G. Rudolph

Bereits als der Notfalltag vor zehn Jahren ins Leben gerufen wurde, sei es darum gegangen, „die Einsatzgruppen des Rettungsdienstes im Landkreis zu schulen und die Zusammenarbeit zwischen den hauptamtlich und ehrenamtlich tätigen Berufsgruppen zu optimieren“, sagte Gall. Mit diesem Ziel wurden an die Teilnehmer jedes Jahr fachliche Neuigkeiten weitergeben, thematische Schwerpunkte behandelt, aber auch größere Notfallereignisse wie beispielsweise der Terroranschlag in Ansbach 2016 oder das Zugunglück in Bad Aibling analysiert und aufgearbeitet. Der Chefarzt erinnerte an die breite Themenpalette, die in all den Jahren behandelt wurde. Man könne damit ein kleines Lehrbuch schreiben.

Am Vormittag referierte Jens Schlör, Oberarzt für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin am Klinikum St. Marien Amberg, eindrucksvoll über die relativ unbekannte Clamshell-Thoraktomie und das Reboa-Verfahren. Als Thorakotomie wird die chirurgische Eröffnung des menschlichen Brustraumes bezeichnet.

In seinen Ausführungen sensibilisierte der Oberarzt die Zuhörer auf den Charakter einer Blutung. Zuerst müsse der Notarzt einschätzen, ob der Patient tatsächlich am Verbluten sei und wie hoch das Risiko einzuordnen sei, dass sich beim Transport der natürliche Blutungsstopp (Blutpfropf) eventuell wieder auflöse. Schwierige Blutungen finde man im Bauchraum und im Beckenraum vor.
In der Statistik der Todesursachenstatistik stehe das Trauma, eine Verletzung von lebendem Gewebe, weit oben. Schlör gab dabei zu bedenken, dass 40 Prozent der traumatisierten Patienten verbluten, obwohl eine Blutung notärztlich und chirurgisch behandelbar sei.

Beim Reboa-Verfahren kommt ein Ballon-Katheter zum Einsatz, der bei starken und nicht komprimierbaren Blutungen im Bauchraum oder im Becken durch die Leiste in die Hauptschlagader des Patienten geschoben wird. Dort komprimiert der entfaltete Ballon die Blutungsstelle so lange, bis eine chirurgische Versorgung möglich ist. Während einer mehrwöchigen Hospitation in London, er begleitete das Trauma-Team vor Ort, habe er die Verfahren kennengelernt.

Die Brustkorberöffnung nach dem Clamshellverfahren leitet sich begrifflich vom mechanischen Öffnen einer Muschel ab. Der Brustkorb wird vergleichsweise komplett eröffnet, um am offenen Herzen eine Kompression der Aorta und eine interne Herzdruckmassage durchführen zu können. Angezeigt ist eine Clamshell-Thorakotomie wenn ein Kreislaufstillstand durch einen eindringenden Fremdkörper in den Brustkorb oder den Bereich des Oberbauchs hervorgerufen wird und eine externe Herzdruckmassage nicht möglich ist.

Jens Schlör demonstrierte mit bemerkenswerten Bildern die Vorgehensweise am Beispiel einer tiefen Messerstichverletzung mit einer Flüssigkeitsansammlung im Herzbeutel. Die Sinnhaftigkeit einer solchen Prozedur sollte im Vorfeld genau geprüft werden, erklärte der Anästhesist. Nur etwa zehn Prozent der Patienten, die sich einem solchen, letztmöglichen Notfalleingriff, unterzögen, würden den Eingriff überleben.
Außerdem sollte von der Maßnahme abgesehen werden, wenn der Patienten nicht innerhalb von zehn Minuten nach Eintreten des Herz-Kreislauf-Stillstandes operativ versorgt werden könne.

Sebastian Kahl, Leiter der Höhenrettungsgruppe der Nürnberger Berufsfeuerwehr nahm die Zuhörer mit in den oft schwindelerregenden Arbeitsbereich der Höhenretter. Dort, wo Leitern und herkömmliche technische Hilfsmittel der Feuerwehr nicht mehr ausreichen, um Menschen in Not zu versorgen oder zu bergen, beginnt das Einsatzgebiet des ganz speziellen Rettungsdienstes.

An Fallbeispielen wie bei Notfalleinsätzen in Windkrafträdern oder bei der Rettung von Patienten mit Selbstmordabsichten von hohen technischen Anlagen, stellte er die mitgeführte Ausrüstung, die Zusammenarbeit mit den ebenfalls vor Ort eingetroffenen Rettungskräften und der Polizei vor. Dynamische Sicherungssysteme, Seile und Flaschenzüge sind im Gegensatz zur starren Leiter inzwischen auch bei der Feuerwehr zu finden. Während einer 30-minütigen Schauvorführung stellten die Höhenretter mittels mitgebrachter Sicherungstechnik ihr Können eindrucksvoll unter Beweis.

Am ausgedienten Schornstein der Kreisklinik in zirka 30 Metern Höhe wurde ein plötzlich erkrankter Techniker von einem Mitarbeiter der Feuerwehr gesichert, versorgt und huckepack auf dem Rücken des Feuerwehrmannes abgeseilt und am Boden sicher geborgen. (Foto)

Ebenfalls um Höhen und die damit verbundenen gesundheitlichen Risiken ging es im Fachvortrag des Arztes Dr. Jörg Siedenburg. Der erfahrene Pilot und Flugarzt referierte über „Notfälle an Bord von Verkehrsflugzeugen“. Um die »besonderen« gesundheitlichen Probleme in »richtigen Höhen« von 10000 bis 20000 Metern an Bord von Verkehrsflugzeugen besser verstehen zu können, vermittelte er im Schnelldurchgang die Physik des Fliegens und deren Auswirkungen auf den menschlichen Organismus. Er erklärte die Auswirkungen des abnehmenden Luftdrucks bei steigender Höhe auf die Gesundheit des Menschen.

Für Ärzte und Mitarbeiter im Rettungsdienst werde das Thema immer dann interessant, wenn die Flugbegleiter über die Lautsprecher die Frage an die Passagiere stellen würden, „ob denn ein Arzt an Bord sei“. Anhand der offiziellen Statistik grenzte der Flugarzt die Wahrscheinlichkeit, in einen medizinischen Notfall verwickelt zu werden, stark ein. Das Risiko eines natürlichen Todes zu sterben, sei drei Mal höher, als bei einem Flugunfall das Leben zu verlieren. Aber unabhängig davon, sagte Siedenburg, würden weltweit in Flugzeugen jährlich rund 2500 Menschen eines natürlichen Todes versterben.
In verschiedenen Szenarien vermittelte Siedenburg die zur Verfügung stehende Zeit, um bestimmte Notfallmaßnahmen in der Passagiermaschinen einzuleiten und stellte die vorgehaltene Notfallausrüstung in Flugzeugen vor.

Um unmittelbar nach dem Start wieder landen zu können, müsse das Flugzeug sein Gewicht reduzieren, indem ein Großteil des Kerosins abgelassen wird. Dieser Vorgang benötige ungefähr 30 Minuten. Eine Nierenkolik könne behandelt werden, eine OP müsse aber warten. Deshalb müsse auch geografisch ein Zwischenstopp sorgfältig geplant werden und koste zudem die Fluggesellschaften viel Geld. 

Von: Guntram Rudolph (Öffentlichkeitsarbeit), Donnerstag, 20. Dezember 2018 - Aktualisiert am Donnerstag, 03. Januar 2019
Weitere Informationen, Artikel und Termine von »Kreisklinik Roth« finden Sie unter: www.meier-magazin.de/kreisklinikroth
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