Friseur/in - ein Beruf mit Traumfaktor
Schwanstetten - Jedes Jahr haben wir einen Stand auf dem Berufemarkt Wendelstein und jedes Jahr werden mir kritische Fragen zu meinem Beruf gestellt. Das ist auch gut so! Denn: Gut Informiert sein, Vorurteile oder Falschinformationen aussieben und den Beruf, den man wählt mit den persönlichen Vorlieben und Kompetenzen zu kombinieren, das ist wohl die höchste Kunst und ganz schön viel verlangt von den jungen Leuten. Es ist schließlich eine Entscheidung fürs Leben.
Warum also habe ich mich vor vielen Jahren für diesen Beruf entschieden? Ich wollte etwas machen, was mit Menschen zu tun hat. Im Team arbeiten und Ergebnisse meiner Arbeit sehen. Menschen glücklich machen. All dies vereint in meinen Augen perfekt der Friseurberuf. Wir beraten tagtäglich Kunden, können mit viel Fachwissen dazu beitragen, dass ihr Look optimiert wird, sie sich schöner und wohler fühlen. Wir arbeiten mit vergleichsweise wenig Werkzeug oder Maschinen. Unser wichtigstes Werkzeug sind unsere Hände und unser Fachwissen. Nach ein paar Stunden verlässt unsere Kundin mit einem Lächeln unseren Salon, das ist unser größtes Kompliment.
Viele Fragen drehen sich um die Förderung der jungen Leute. Ja, im Friseurberuf hat sich die letzten Jahre sehr viel getan. Kein Betrieb kann es sich bei den (zum Glück!) rapide gestiegenen Ausbildungsvergütungen, deren Allgemeinverbindlichkeit zumindest aktuell beantragt ist, leisten, einen Azubi nicht zu fördern. Dazu hat wohl jeder seine eigene Idee und Überzeugung. Wir schicken unsere Azubis beispielsweise während der Lehrzeit in die Friseurschule Meininghaus zu Seminaren und bieten Übungstage, damit sie in den drei Jahren Lehrzeit so viel wie möglich lernen und sichern uns so unsere Fachkräfte von übermorgen. Besonders interessierte junge Talente bekommen von uns die Chance, sich bei der „Fondation Guillaume“, dem Juniorenteam der Intercoiffure mit Azubis anderer Intercoiffure auszutauschen und ihren Erfahrungsschatz mit Fotoshootings, Bühnenshows und Fachseminaren zu erweitern.
Viele Fragen drehen sich auch um den Verdienst. Vorausgeschickt: Das Wichtigste für unsere Branche ist, dass flächendeckend bei den Friseuren in Bayern ein guter Tarifvertrag gilt, den Ver.di über Jahre hinweg in vielen Schritten auf ein für unseren Berufsstamm hohes Niveau gesetzt hat. So verdient aktuell ein Azubi im ersten Lehrjahr das, was ich noch nicht mal im dritten Lehrjahr bekommen habe. Eine Friseurgesellin im ersten Jahr ist mit 1700 Euro brutto auch schon mit einem ansehnlichen Einstiegslohn dabei. Die Jahre danach geht es staffelweise nach oben. Nicht zu vergessen sind dabei Trinkgelder, die zu diesem Betrag ja noch dazu kommen und die monatlich auch noch mal ein paar hundert Euro steuerfrei obendrauf bedeuten können.
Klar, die Branche muss noch lernen und das Lohnziel ist sicherlich noch nicht erreicht. Aber mal ganz ehrlich: Sie, die Kunden, haben das mit in der Hand! Wenn man rechnet, dass ein Friseur circa das 3,5-fache seines Lohnes monatlich umsetzen muss, um kostendeckend zu arbeiten, dann stellt man fest, dass man als junger Geselle für 6000 Euro Umsatz schon ordentlich viele Haare schneiden muss. Das offenbart natürlich auch, dass es in der Branche noch viele schwarze Schafe gibt. Denn, dass man einen solchen Umsatz nicht mit Schnittpreisen von 15 Euro oder ähnlichem erreichen kann, dürfte klar sein. Das heißt: Sie Verbraucher haben es im Endeffekt in der Hand, wo sich der Friseurmarkt hinbewegt.
Mein Fazit ist, dass das Handwerk wichtig ist. Uns kann keine Maschine der Welt ersetzen. Wir sind Schönheitsberater, Freund, Glücklichmacher. Das bietet kaum ein anderer Beruf. Deshalb haben wir Traumberuf-Faktor.
Der Beruf ist natürlich durch das viele Stehen auch körperlich anstrengend, aber in einem guten Team und mit netten Kunden ist das wirklich zu verschmerzen.
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