Initiative: „Moderates Wachstum“ sieht anders aus
Wendelstein - „Flächennutzungsplan“ – für viele Bürger klingt das nach einem bürokratischen Monster. Tatsächlich ist er die Blaupause für die Zukunft Wendelsteins. Gerade wurde der Vorentwurf dazu vorgestellt, mit dem Planer und Politiker erste Pflöcke einschlagen. Die Ortsinitiative IBgW blickt mit Sorge auf die Pläne: Die Bewahrung von örtlicher Lebensqualität sieht anders aus.
Mit großer Besorgnis hat die Initiative „Bürger gestalten Wendelstein“ (IBgW) auf den jüngst vorgestellten Vorentwurf des Flächennutzungsplans für die Marktgemeine Wendelstein reagiert. Die vom Planungsbüro Team4 vorgestellten Eckpunkte des Entwurfs bemühten sich zwar, alle ortsplanerischen Aspekte ausgewogen zu berücksichtigen – trotzdem geht er deutlich über das bei der gemeindlichen Planungswerkstatt vom April 2017 ermittelte Bürgervotum hinaus, betonte der Sprecher der IBgW, Reinhold Selz, in einer Stellungnahme.
Nachdem nun auch noch einzelne CSU-Abgeordnete bei der Vorstellung des Vorentwurfs weitere Baugebiete draufgesattelt haben, die wegen ihrer Ortsunverträglichkeit selbst für das Planungsbüro nie zur Debatte standen, kann von einer Berücksichtigung des Bürgervotums nun gar keine Rede mehr sein, stellt die IBgW klar. Zur Erinnerung: Bürger hatten sich seinerzeit (siehe „Schwabacher Tagblatt“ vom 10. April) klar für ein „moderates Wachstum“ ausgesprochen, das die Ausweisung größerer neuer Wohn- und Gewerbegebiete weitgehend überflüssig macht.
Die Planer hatten in der Dezember-Sitzung unter zumeist deutlicher Zustimmung der Gemeinderatsmehrheit einen Vorentwurf vorgestellt, der die Ausweisung von mehr als drei Dutzend neuer Wohn- und Gewerbeareale mit einer Größenordnung von 37,21 Hektar vorsieht. Nicht enthalten sind in der Rechnung des Planungsbüros rund 7 Hektar Wohn- und Gewerbegebiete, die der Gemeinderat im Vorgriff auf die Flächennutzungsplanung bereits auf den Weg gebracht hat. Die Behauptung der Planer, der Vorentwurf liege damit flächenmäßig unter dem bisherigen, bereits überdimensionierten Plan, ist daher nach IBgW-Ansicht nicht haltbar.
Das sind nach Ansicht der IBgW die Hauptschwachpunkte des Entwurfs:
- Das Vorgehen des Marktgemeinderats: Statt sich im Vorfeld auf klare Ziele der künftigen Ortsentwicklung zu verständigen und daraus entwickelte Leitlinien zur Grundlage der künftigen örtlichen Flächennutzungsplanung zu machen, scheint es manchen Gemeinderäten allein darum zu gehen, möglichst viele Grundstücke baureif zu erklären. „Die Gemeinderatssitzung vom Dezember – das war ein großes „Geschacher“, beklagte ein Besucher der Gemeinderatssitzung.
- Der Vorentwurf gibt keinerlei Antwort auf die Frage, wie der Verkehr von künftig 1500 bis 2000 Einwohnern durch die Altort-Nadelöhre in Wendelstein, Röthenbach, Sorg sowie Groß- und Kleinschwarzenlohe geführt werden soll.
- Das trifft insbesondere auf die beiden geplanten Wohngebiete am südlichen Wendelsteiner Ortsrand (südlich der Irrlweg-Reihenhäuser) zu. Jenseits der Hochspannungsleitung sollen noch mal 5 Hektar Fläche zum Bau vorgesehen werden. Die künftigen Bewohner haben keinen vernünftigen Verkehrsanschluss und werden damit das Verkehrschaos in der Äußeren Further Straßen weiter vergrößern.
- Hände weg vom Bannwald: Der Richtweg-Grünzug – jetzt wichtige Frischluftschneise und Naherholungsgebiet mit Äckern und Wald – soll einem 7,25 Hektar großen Gewerbegebiet weichen. Zum Entsetzen von örtlichen Naturschützern sollen dabei auch Teile des Bannwaldes fallen – normalerweise für jede Art von Bebauung tabu. Mehr noch: Mit dem Bau einer aus IBgW-Sicht völlig nutzlosen Straßenverbindung zwischen Sperbersloher Straße und Richtweg sollen zusätzlich Natur und Landschaft zubetoniert werden.
Mehr Information über die aus IBgW-Sicht überzogene Planung von Wendelsteins Zukunft bietet die IBgW bei ihrem für alle Bürger offenen Treffen, am 17. Januar 2018, 19.00 Uhr, im Vereinsheim des SC Großschwarzenlohe, Mittelweg 80. IBgW-Vertreter werden in einer Präsentation die Details des Flächennutzungsplan-Vorentwurfs vorstellen. Auch danach werde die IBgW die Diskussion mit einer offensiven Informationskampagne begleiten, um einen breiten Bürgerkonsens über Wendelsteins Zukunft zu erzielen. Das dürfte sicherlich auch im Interesse aller Gemeinderäte sein, die 2020 wiedergewählt werden wollen, schätzt IBgW-Sprecher Selz.
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