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Interview mit der 1. Vorsitzende des Vereins Reichwald bleibt e.V.

Wendelstein - Frau Barbara Dorfner steht im Interview Rede und Antwort.

  • Frau Barbara Dorfner im Interview mit Herrn Martin Mändl

    Frau Barbara Dorfner im Interview mit Herrn Martin Mändl
    © Reichwald bleibt e.V.

Warum haben Sie sich dazu entschieden, als 1. Vorsitzende für den Verein Reichwald bleibt e.V. bereitzustehen?
Das war kein bewusster Entschluss von mir, sondern hat sich so ergeben. Wir haben die Bürgerinitiative gegründet und viele Menschen haben sich eingebracht. Unterschiedlichste Berufe, Alter und Lebenssituationen, nur verbunden durch das gemeinsame Ziel, den Wald vor unserer Haustür zu schützen. Strukturen haben wir erst durch die Entscheidung für den gemeinnützigen Verein „gebraucht“. Die Vorschläge kamen aus der Runde der Gründungsmitglieder und die Kandidaten waren einverstanden, sich dafür zur Verfügung zu stellen, ich bin dann irgendwie auf den ersten Platz gerutscht – worden – (lacht). Viel wichtiger ist aber das große Engagement aller und unser gemeinsames Ziel.

Wofür setzt sich der Verein ein?
Unser aktuelles großes Ziel ist es, ein ICE-Werk im Bannwald zu verhindern, das gilt für alle drei angedachten Standorte, MUNA, Jägersee und Harrlach. Es muss ein naturverträglicher Standort gefunden werden, denn bei allen drei Standorten wird Reichswald im großen Stil geopfert. Wir sprechen hier von bis zu 45 ha, einer nur schwer vorstellbaren Fläche. Vielleicht greifbarer: 3,2 km Länge und 500 m Breite, da brauchen Sie 2 Stunden, um drum herum zu laufen. Gerade diesen Wald brauchen wir, um die Lebensqualität in Wendelstein und dem gesamten Großraum zu erhalten.
Aber wir denken weiter und planen eine Reihe von weiteren Aktionen, um den Reichswald, aber auch Bäume insgesamt, zu erhalten und zu schützen. Im nachhaltigen Erhalt unserer Umwelt sehen wir unsere Vereinsaufgabe.

Was haben Sie bisher erreicht?
Viel, aber noch lang nicht genug. Einerseits haben wir große Aufmerksamkeit in der Bevölkerung. Es ist uns gelungen, die Menschen dafür zu sensibilisieren, welche Bedeutung der Wald und jeder Baum für uns Menschen hat, für Wasser, Klima, Luft, Lärmschutz und natürlich der Naherholung.
Der Politik (bis hinauf zum Bundestag) und der Bahn ist dank unseres Einsatzes bewusst, dass es nicht so einfach sein wird, das Werk in den Reichswald zu platzieren. Der Wald ist keine Verfügungsfläche, die er viel zu lange war, das muss mittlerweile bei jedem angekommen sein.

Was kann der Einzelne tun, um den Bau des ICE Ausbesserungswerkes auf dem Gelände MUNA, Jägersee und bei Harrlach zu verhindern?
Die Frist, um Einwendungen an die Regierung von Mittelfranken zu schreiben, ist am 30. Juni abgelaufen. Es ging die gigantische Zahl von etwa 22.000 Einwendungen ein – danke an all die engagierten Menschen. Nun warten wir auf das Ergebnis des Raumordnungsverfahrens, das wir Ende des Jahres erwarten.
Parallel dazu arbeiten wir weiter auf politischer Ebene. Über (fast) alle Parteigrenzen sind wir im Kontakt mit Politikern, versuchen auf die Bedeutung des Bannwaldes aufmerksam zu machen und so eine ökologisch vertretbare Entscheidung herbeizuführen. Hierbei ist jede Unterstützung hilfreich z.B. Leserbriefe, Briefe an die Politiker und an die Bahn.
Ganz wichtig ist, bei Veranstaltungen gegen das ICE-Werk sehr zahlreich zu erscheinen, um den Protest einer ganzen Region auch durch die Masse deutlich zu machen.

Was planen Sie in nächster Zukunft?
Nun gilt es, das Ergebnis des Raumordnungsverfahrens abzuwarten. Wir hoffen natürlich, dass die Regierung von Mittelfranken die drei Standorte als nicht geeignet bewertet. Das wäre allerdings für die DB nicht unbedingt bindend, sie könnte trotzdem ein Planfeststellungsverfahren anstrengen. Dann würden wir uns selbstverständlich weiter für Umwelt- und Klimaschutz hier und für uns alle einsetzen.
Auch sehr wichtig sind die ungeklärten Fragen im Zusammenhang mit dem Giftgas-Sarkophag auf der Muna. Die Gefährdung der Bevölkerung muss beseitigt werden, und zwar unter Erhalt der Natur und des Naherholungsgebietes für die Menschen.
Im Kern geht es immer darum, Wald zu schützen und unsere Heimat lebenswert zu erhalten. Es ist also noch viel zu tun…

Was erwarten Sie von der Gemeindeverwaltung und den Gemeinderäten?
Nach etwas „Anlaufschwierigkeiten“ haben wir viel Unterstützung erfahren, in gemeinsamen Positionen, aber auch für unsere Aktionen. Das war sehr positiv und motivierend.
Wir haben auch gelernt, dass es bei vielen Lokalpolitikern ein großes Maß an Engagement und Leidenschaft gibt. Und dass Politik manchmal langsamer funktioniert, als man das als Außenstehender gerne hätte.
Für die Zukunft erwarten wir uns einen offeneren Umgang miteinander, die Chance im Gemeinderat auch außerhalb der Fragerunde Gehör zu finden, Diskussionen zuzulassen, bei wichtigen Entscheidungen die Bevölkerung mehr mit einzubeziehen.
Wir wollen, dass die Gedanken zum Umweltschutz und Verringerung des Flächenverbrauchs noch konsequenter umgesetzt werden und nicht für wirtschaftliche Erwartungen oder Interessen Einzelner geopfert werden.
Da gibt es konkrete Projekte hier in Wendelstein, die kritischer hinterfragt werden sollten.
Auch hoffen wir, dass es in der Gemeinde bald eine Baumschutzverordnung geben wird, nur so ergibt Wald- und Baumschutz Sinn.

Wir sind schon eine tolle Truppe, der wohl die Arbeit zur Erhaltung der Natur nicht so schnell ausgehen wird – leider.

Vielen Dank, Frau Dorfner, dass Sie meine Fragen so offen beantwortet haben.

Das Interview führte Martin Mändl, Fraktionssprecher BÜNDNIS90/DIEGRÜNEN im Marktgemeinderat Wendelstein

Von: Martin Mändl, Samstag, 09. Juli 2022 - Aktualisiert am Donnerstag, 14. Juli 2022
Weitere Informationen, Artikel und Termine von »Bündnis 90 / Die Grünen - Ortsverband Wendelstein« finden Sie unter: www.meier-magazin.de/gruene-wendelstein

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