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Interview mit der Initiative Bürger gestalten Wendelstein (IBgW)

Wendelstein - Mit Kristin Seelmann und Klaus Tscharnke stehen zwei der Sprecher/innen der Initiative Bürger gestalten Wendelstein (IBgW) im Interview Rede und Antwort

  • Hinter den Kulissen des Wendelsteiner Altorts, v. l. M. Mändl, K. Seelman und K. Tscharnke

    Hinter den Kulissen des Wendelsteiner Altorts, v. l. M. Mändl, K. Seelman und K. Tscharnke
    © Kaarina Seelmann

Welche Ziele verfolgt die IBgW?

Im Kern geht es um nicht weniger als um die Gestaltung von Wendelsteins Zukunft - gemeinsam mit Wendelsteins Bürgern. Das geht nur mit modernen Formen der Bürgerbeteiligung. Die halten wir, wenn wir wirklich weiterkommen wollen, nicht nur in Fragen der Ortsgestaltung für unverzichtbar, sondern auch bei der Bewältigung der wachsenden innerörtlichen Verkehrsprobleme sowie bei der Erhaltung von Natur- und Landschaftsräumen. In Zeiten des Klimawandels setzen wir uns als Bürger auch für eine lokale Energiewende ein. Hier ist in Wendelstein noch viel zu tun, zum Beispiel in Sachen Solaranlagen auf Wendelsteiner Hausdächern. Schließlich liegt uns auch das Thema „Förderung von bezahlbarem Wohnraum“ am Herzen.  

Warum haben Sie sich dazu entschieden, sich bei der IBgW zu engagieren?

Angefangen hat alles mit direkter Betroffenheit – es galt eine drohende Verschandelung des südlichen Wendelsteiner Ortsrandes zu verhindern. Die IG Ortsrand war geboren. Bald wurde uns klar: Ortsgestaltung endet nicht vor der eigenen Haustür, es entstand die Initiative „Bürger gestalten Wendelstein“. Tatsächlich ist Ortsgestaltung bis heute eines unserer größeren Anliegen geblieben. Da gehören auch Garagenhöfe, Gärten und Zäune dazu, aber auch eine breite öffentliche Debatte über den örtlichen Flächennutzungsplan, mit dem vor zwei Jahren Pflöcke für Wendelsteins Zukunft eingeschlagen wurden.

Welchen Mehrwert hat die Gemeinde durch Ihre Arbeit?

Das ist natürlich schwer messbar. Aber im Idealfall tragen wir als Plattform für Bürgeranliegen zu einem größeren Zusammenhalt in der Gemeinde bei. Man kann die IBgW als ein sensibles Barometer für Bürgeranliegen sehen, ein Scharnier zwischen Bürgern und der Gemeindeverwaltung, dem Gemeinderat und den Parteien. Denn manche Bürger scheuen sich einfach davor, offen bei der Gemeinde nachzufragen -  so empfinden wir jedenfalls Anrufe, die wir gelegentlich von Mitbürgern erhalten. Relevant bei der Frage des besseren Miteinanders ist auch die Moderatoren-Rolle, die wir gelegentlich einnehmen: Mehrfach haben wir unterschiedliche Interessengruppen an einen Tisch gebracht (etwa Bauern, Jäger und Naturschützer) – und so einen fruchtbaren Austausch ermöglicht.  All das trägt dazu bei, den Bürgern das Gefühl der Ohnmacht und damit dumpfen und womöglich auch gefährlichen Stammtisch-Populismus den Wind aus den Segeln zu nehmen. Letztendlich, so haben es Untersuchungen gezeigt, führt eine bürgernahe Politik auch zu besseren Ergebnissen in der Kommunalpolitik.

Im Rückblick auf das letzte Jahr – was konnte umgesetzt werden?

Einen Rückblick würden wir ausdehnen auf die letzten zwei Jahre. Sie zeigten uns, wie die Pandemie die innerörtliche Kommunikation fast komplett eingefroren hat – auch unsere öffentlich-wirksame Arbeit.  Fast alle unsere Veranstaltungen, insbesondere unsere öffentlichen monatlichen Treffen, hatten nicht stattfinden können. Was wir ganz besonders bedauerten:  Immer wieder mussten wir eine schon länger geplante größere Veranstaltung zum Thema „Gute Ortsgestaltung“ mit ausgewiesenen Experten/innen absagen.

Dennoch: Unser Sprecherteam blieb, wenn auch meist nur per Online-Sitzung, im Hintergrund aktiv. So arbeiten wir seit Monaten gerade an einem großen lokalen Demokratie-Projekt, über das wir demnächst berichten werden. Darüber hinaus waren wir im Dialog mit der Gemeinde, unter anderem zum Thema „Digitalisierung der Gemeindeverwaltung“ und ihren Vor- und Nachteilen für die Bürgerschaft.  Fazit: In Wendelstein ist in Sachen E-Government, so der Fachbegriff, noch so einiges zu leisten. Und auch das Thema „Bürgerbeteiligung“ war im zurückliegenden Jahr Gegenstand einer Rathaus-Runde mit der IBgW. Daneben hat sich die IBgW auch an der Aktion „Stadtradeln“ der Gemeinde und der Meier-Alltagsradler beteiligt. Gut angenommen wurden auch unsere Ortsrundgänge, wie etwa der Altort-Rundgang im Dezember.

Was planen Sie für das Jahr 2022?

Das hängt natürlich von der künftigen Coronalage ab. Sobald es möglich ist, wollen wir auf jeden Fall wieder monatliche öffentliche Treffen veranstalten – von Bürgern für Bürger. An Themen dafür fehlt es uns nicht. Ein Problem ist allerdings noch die Raumfrage: Nicht jedes Vereinslokal hat dafür geeignete Hinterzimmer. Nicht jeder Wirt mag Gäste, die lediglich Getränke (statt Essen) bestellen. Auf keinen Fall können wir uns einen Raum leisten, für den wir 100,- Euro pro Abend zahlen müssen. Unbedingt aber wollen wir Bürger wieder zu interessanten Rundgängen einladen. Und dann haben wir noch unser lokales Demokratieprojekt im Köcher, an dem wir im Moment noch arbeiten.

Was wünschen Sie sich von der Wendelsteiner Verwaltung und den Marktgemeinderäten?

Offenheit für die Anliegen Ihrer Bürgerschaft. Und eine größere Wertschätzung bürgerschaftlichen Engagements durch den Gemeinderat. So manche Gemeinderäte scheinen politisch engagierte Bürger außerhalb etablierter Politikstrukturen (Parteien und Gemeinderat) als unliebsame Konkurrenz anzusehen, statt froh zu sein, dass sich Menschen jenseits ihrer persönlichen Interessensphäre ortspolitisch engagieren. Wertschätzung von Bürgerengagement bedeutet für uns auch mehr Transparenz. Das heißt für uns nicht nur, weniger Themen abgeschottet von der Öffentlichkeit in nicht-öffentlichen Gemeinderatssitzungen zu verhandeln, sondern Bürger bereits in einer ganz frühen Planungsphase einbeziehen und sie bis zum Projektende daran Anteil haben lassen. Das wünschen wir uns und sind guten Mutes, dass wir eines Tages auch in Wendelstein dahin kommen.

Vielen Dank Frau Seelmann und Herr Tscharnke, dass Sie meine Fragen so offen beantwortet haben.

Das Interview führte Martin Mändl, Fraktionssprecher BÜNDNIS90/DIEGRÜNEN im Marktgemeinderat Wendelstein

 

*Aus Gründen der Lesbarkeit wird männlich, weiblich, divers im Text verallgemeinert formuliert - versteht sich aber für alle Geschlechter. Wir bitten, dies zu berücksichtigen.

Von: Martin Mändl (Fraktionssprecher BÜNDNIS90/DIEGRÜNEN im Marktgemeinderat Wendelstein), Montag, 28. Februar 2022 - Aktualisiert am Montag, 14. März 2022
Weitere Informationen, Artikel und Termine von »Bündnis 90 / Die Grünen - Ortsverband Wendelstein« finden Sie unter: www.meier-magazin.de/gruene-wendelstein
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