Kakuze-Theater-Company zeigt „Das Ding“
Katzwang - Das achtköpfige Schauspieler-Ensemble zeigt eine fabelhafte darstellerische Leistung. Regisseurin Michaela Domes überzeugt mit spannender Inszenierung.
KATZWANG – Theater auf hohem Niveau im Vorort zwischen Nürnberg und Schwabach. Das hat die Kakuze-Theater-Company im Pfarrsaal der Katzwanger Kirchengemeinde St. Marien geboten. „Das Ding“ von Philipp Löhle hatte am Samstag Premiere. Regisseurin Michaela Domes ist eine einfallsreiche und spannende, aber auch eingängige und unterhaltsame Inszenierung gelungen, die die Botschaft des Autors bestens transportiert hat: Mit Witz, Raffinesse und Intelligenz übt er Kritik an der weltumspannenden Globalisierung. Die acht Schauspielerinnen und Schauspieler zeigen dabei alle fantastische darstellerische Leistungen. Mit großer Spielfreude bewegen sie sich souverän, textsicher und mit hoher Präsenz auf den vier kleinen Bühnen und dazwischen.
Denn das ist der inszenatorisch geniale Kniff der Regisseurin, dass sie die Handlung verteilt und so Platz für handfestes Erleben der Globalisierung schafft. „Das Ding“, eine Baumwollfaser, pendelt zwischen Afrika, Asien und Europa, beeinflusst verschiedene Protagonisten und lässt Verknüpfungen entstehen. Rasant wechseln die Spielorte. Das Netz der Verstrickungen birgt so manche Überraschung. Wie das alles zusammenhängt, weiß natürlich das Ding, das buchstäblich den roten Faden zu den globalen Verstrickungen liefert. Es wird verpackt, verschickt, verarbeitet und schließlich Teil eines T-Shirts.
Wirtschaftlicher Erfolg entsteht in einem Shanghaier Start-Up, weil die Entwicklungshelferin Beate, die Ex-Freundin der Nürnbergerin Katrin, in Afrika ökologischen Baumwollanbau empfiehlt. Wenn die Geschäfte des chinesischen Unternehmens mit Sojabohnen sich auf die Schweinezucht in Rumänien auswirken, dann hat das mittelbare Folgen für die Ehe von Katrin und Thomas. Sie ist so ereignislos geworden, dass Katrin sich vor einer Internet-Kamera räkelt und damit die chinesische Unternehmerin verzückt. Sie fliegt nach Deutschland und erschiesst die Nürnberger Gattin, die Teil einer weiteren Geschichte ist. Katrin hat zwei Schwestern, die einen schweren Autounfall haben. Julia stirbt. Patricia verletzt sich schwer am Bein und muss ihre Fußball-Karriere beenden. So macht es auch Sinn, dass „das Ding“ in einem Trikot des Club gelandet ist. Katrin trägt es, als sie erschossen wird. „Jetzt bin ich getrennt von meinen Nachbarn“, stellt „das Ding“ nüchtern fest, nachdem die Kugel ein Loch ins Trikot gerissen hat.
Mit leichter Hand spinnt Philipp Löhle, aktuell einer der erfolgreichsten und bedeutendsten deutschsprachigen Dramatiker, seine zahlreichen Geschichten und stellt dabei die Frage nach den Auswirkungen des eigenen Handelns in einer Welt, in der alle und alles miteinander verstrickt sind. Globalisierung und Nachhaltigkeit, Verantwortung und Vernetzung bringt „Das Ding“ auf unterhaltsame Weise auf den Punkt. Kein Wunder, dass das Stück seit seiner Uraufführung 2011 auf der ganzen Welt nachgespielt wird. Nun auch kongenial in Katzwang. Unbedingt hingehen.
Weitere Vorstellungen am kommenden Freitag und Samstag, 4. und 5. April, jeweils um 19.30 Uhr und am Sonntag, 6. April, um 17.30 Uhr.
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