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Kaufen oder verkaufen – das ist hier die Frage?

Nürnberg - „Sell in May and go away!“ ist eine der bekanntesten Börsenweisheiten. Viele Anleger stellen in diesen Tagen die entscheidende Frage: Geht es weiter aufwärts oder soll man jetzt Gewinne mitnehmen? Taugen die Börsenweisheiten überhaupt, um Börsenentwicklungen zu prognostizieren?

  • Wolfgang Juds beim Interview in der Frankfurter Börse

    Wolfgang Juds beim Interview in der Frankfurter Börse

Bislang war 2017 ein sehr erfolgreiches Börsenjahr. Sowohl der DAX als auch der EuroStoxx 50 konnten jeweils um über 10% zulegen. US-Technologieaktien (NASDAQ) plus 13% und Schwellenländeraktien (MSCI Emerging Markets) mit einem Plus von 16% sind in diesem Jahr besonders gut gelaufen. Bei all den politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen (Donald Trump, der Brexit und die Wahlen in Europa) reiben sich manche Investoren verwundert die Augen und fragen sich, wie diese Entwicklung überhaupt möglich ist. Ist der Kursanstieg fundamental gerechtfertigt?

Gute Gründe für den Kursanstieg
Nach einigen Jahren der Schwäche zeigen die Reformen in der Eurozone Wirkung: Die Wirtschaft in der Eurozone wächst wieder, die Arbeitslosigkeit sinkt und die Steuereinnahmen sprudeln. Die EU-Kommission rechnet mit einem Wachstum von 1,7% in 2017. Für 2018 wird sogar mit einem Zuwachs von 1,8% gerechnet. Es geht wieder aufwärts: Die Exporte sind gestiegen, weil die Weltwirtschaft brummt. Deutsche Firmen haben bereits frühzeitig die Chancen in Asien und insbesondere in China erkannt, wo die Wirtschaft um mehr als 6% pro Jahr zulegen kann. Deutsche Automobilhersteller und Maschinenbauer profitieren besonders stark von der hohen Nachfrage. In den USA hingegen wächst die Wirtschaft nur sehr moderat. Die Erwartungen an Präsident Trump, der Steuersenkungen und zusätzliche Infrastrukturmaßnahmen versprochen hat, sind nach wie vor sehr hoch. Bislang konnte Trump jedoch wenig von seinen Versprechungen umsetzen. Die Stimmung in den USA ist besser als die tatsächliche Lage.

Bei einem so positiven Umfeld wundert es nicht, dass die deutschen Unternehmen Umsatz und Gewinn kräftig steigern konnten. Fachleute der Unternehmensberatung EY haben ausgerechnet, dass der operative Gewinn von mehr als der Hälfte der 30 Dax-Konzerne, die bisher Zahlen für das erste Vierteljahr vorgelegt haben, um 27 Prozent gestiegen ist. Die Stimmung bei den Unternehmen ist prima. Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist im April auf den höchsten Wert seit Juni 2011 gestiegen. Bei den Aussichten für die nächsten 6 Monate hingegen sind die befragten Unternehmen vorsichtiger geworden.

Vorsicht vor zu viel Optimismus!
Wenn die Weltwirtschaft so stark wächst, ist es nur zu verständlich, dass auch die Aktienkurse steigen. Anleger sind geneigt, die bisherige Entwicklung fortzuschreiben. Dabei gibt es zwei Gefahren: Zum einen können die Kurse stärker steigen als es fundamental gerechtfertigt ist. Zum anderen kann es sein, dass die positive Wirtschaftsentwicklung in der Eurozone etwas zu optimistisch eingeschätzt wird und im Jahresverlauf wieder etwas abkühlt. Für beides gibt es Hinweise, die zu einer Korrektur führen können. Allerdings halte ich einen Crash in einem positiven Wirtschaftsumfeld, wie wir es momentan beobachten können, für äußerst unwahrscheinlich. Unterstützung finden die Aktienkurse durch die niedrigen Zinsen und die Liquidität, die ausreichend im Markt vorhanden ist. Viele Anleger warten regelrecht auf eine Korrektur, um günstiger einsteigen zu können. Doch sollte man bedenken, dass die Zinsen zumindest etwas steigen können, wenn die Wirtschaft brummt. Wann, wenn nicht jetzt, sollen die Zinsen von der EZB angehoben werden. Die nächste Rezession kommt bestimmt irgendwann und für diesen Fall sollte eine Zentralbank einen Spielraum für Zinssenkungen besitzen.

Besonders beliebt sind derzeit Technologieaktien wie Apple, Facebook und Amazon. Bemerkenswert ist die Entwicklung bei Amazon. Der Internethändler wächst rasant. Die Aktie steigt allerdings deutlich schneller. Inzwischen ist Amazon mit dem 139-faches seines Gewinns bewertet. Auch Facebook ist teuer. Der Kurs ist 28-mal höher als sein Gewinn. Ähnliche Auswüchse gab es zuletzt 2001 und 2007. Fairnesshalber muss gesagt werden, dass die massiven Überbewertungen insbesondere das Segment der Technologieunternehmen betreffen. Allerdings ist auch der Gesamtmarkt in den USA teuer geworden. Amerikanische Aktien werden generell höher bewertet als Aktien in Europa und in den Schwellenländern, aber momentan sind die Bewertungsdifferenzen besonders groß geworden. Im Vergleich dazu ist die russische Gazprom-Aktie geradezu preiswert. Für sie wird lediglich das 5-fache ihres Gewinnes bezahlt.

Stimmt die Empfehlung „Sell in May“?
Rein statistisch gesehen, gibt es keinen signifikanten Saisonalitätseffekt. Es gab zwar Jahre wie 2010, 2011 und 2012, in denen es beim DAX zu einer Konsolidierung gekommen ist. Dafür lassen sich fundamentale Gründe anführen wie die Krise in Griechenland und die Euroschuldenkrise. Aber es gibt mindestens genauso viele Beispiele, in welchen die Kurse im Mai gestiegen sind. Börsenweisheiten lassen sich gut mit Bauernregeln beim Wetter vergleichen. Es gibt empirische Beobachtungen, aus denen Vorhersagen für die Zukunft abgeleitet werden. Mal stimmen sie und mal nicht. Ähnlich ist es bei den Aktienkursen. Vorhersagen für die Zukunft aus den Börsenweisheiten abzuleiten, halte ich in der Praxis für schwierig.

Der CREDO Kompass
Die Fundamentaldaten für die Aktienmärkte sind momentan in der Tat sehr gut. Die Wirtschaft in der Eurozone wächst überraschend stark. Auch die Unternehmen verdienen hervorragend. Die Steuereinnahmen sprudeln und die Arbeitslosigkeit geht zurück. Aber die Aktien haben diese Entwicklung bereits längst vollzogen und sind nicht mehr billig. Eine weitere Aufwärtsbewegung der europäischen Wirtschaft ist derzeit unwahrscheinlich. Ein Crash ist allerdings auch nicht zu erwarten.

Daher ist eine gewisse Vorsicht angebracht. Gewinnmitnahmen dienen in einem gesunden Maß der Sicherung des bislang Erreichten. Allerdings sollte das Kind nicht mit dem Bade ausgeschüttet werden. Ein gesunder Mix macht Sinn und der Aufbau von Liquidität schadet keineswegs. Schwankungen an den Märkten waren zuletzt kaum noch vorhanden. Diese könnten wieder zunehmen, was wir aus Anlegersicht nutzen können, um günstiger einsteigen zu können.

„Um klar zu sehen reicht oft ein Wechsel der Blickrichtung.“
Mit diesem Zitat von Antoine de Saint-Exupéry wünsche ich Ihnen viel Erfolg bei Ihren kommenden Entscheidungen.

 

Von: Wolfgang Juds (Geschäftsführer), Montag, 15. Mai 2017 - Aktualisiert am Mittwoch, 17. Mai 2017
Weitere Informationen, Artikel und Termine von »CREDO Vermögensmanagement GmbH« finden Sie unter: www.meier-magazin.de/credo
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