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Kaufen, wenn die Kanonen donnern?

Nürnberg - Mit US-Präsident Donald Trump gibt es kein Sommerloch. Bereits mehrmals hat Trump in den vergangenen Wochen Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un mit militärischen Mitteln gedroht. Auch in Venezuela schließt Trump inzwischen einen Militäreinsatz nicht aus. Diese Entwicklung ließ die Börsen nicht kalt und es kam zu deutlichen Korrekturen. Wie können sich Anleger in dieser Situation positionieren?

  • Wolfgang Juds beim Interview in der Frankfurter Börse

    Wolfgang Juds beim Interview in der Frankfurter Börse

„Kaufen, wenn die Kanonen donnern, verkaufen, wenn die Violinen spielen.“ – Diese Börsenweisheit stammt von Carl Mayer von Rothschild (1788-1855), Teilhaber des Frankfurter Bank- und Handelshauses „M.A. Rothschild & Söhne“. Kaum ein Unternehmen ist so mit dem Aufstieg des Kapitalismus im 19. Jahrhundert verbunden wie das Bankhaus der Familie Rothschild. Zu Mayer Amschel Rothschilds Kunden zählten die Mächtigen und die Herrscher der damaligen Zeit. Sie waren in London, Paris, Wien, Frankfurt und Neapel vertreten. Jeder der fünf Söhne des Dynastiegründers Nathan, James, Salomon, Amschel und Carl, von dem das berühmt gewordene Börsenzitat stammt, führten jeweils eine Niederlassung. Aber selbst die Rothschilds mussten manchmal herbe Verluste einstecken. Von der großen Wirtschaftskrise 1836, die aufgrund von Spekulationen mit Eisenbahnaktien entstand, waren auch die Rothschilds betroffen und mussten sich gegenseitig unterstützen.

Die Grundidee, die hinter dem Zitat steckt, ist die des antizyklischen Investierens. Anleger versuchen einen Ertrag zu generieren, indem sie bei schlechter Stimmung und ungünstigen Aussichten investieren und verkaufen, wenn die Mehrheit positiv gestimmt ist. Die Annahme ist, dass Menschen sich nicht rational verhalten, sondern sich von Emotionen bei ihren Entscheidungen leiten lassen. Gier und Angst sind die eigentlichen Treiber an den Märkten, was zu den bekannten Übertreibungen führt. Weiterhin wird unterstellt, dass es Konjunktur- und Kurszyklen gibt, d. h. dass die Kurse irgendwann wieder steigen, wenn sie zuvor gefallen sind und umgekehrt. Es besteht eine Tendenz zur Mitte.

Trumps „Feuer und Wut“-Rede

Wenn Nordkorea seine Drohungen fortsetze, werde diesen mit Feuer, Wut und Macht, wie die Welt es so noch nicht gesehen hat begegnet, sagte US-Präsident Donald Trump. Niemand kann seriös abschätzen, ob der Konflikt weiter eskalieren wird oder ob sich die Vernunft durchsetzt und die Diplomaten die Oberhand gewinnen. Die Konsequenzen eines möglichen Militärschlags mag man sich gar nicht ausdenken. Es bleibt zu hoffen, dass es dazu nicht kommt. Die Zuspitzung dieser Auseinandersetzung hat die Aktienkurse weltweit auf Talfahrt geschickt, allerdings in unterschiedlichem Ausmaß. Im Zeitraum vom 4. bis zum 29. August 2017 (Redaktionsschluss) verlor der DAX knapp 3% und der EuroStoxx 50 etwa 4%. In den USA hingegen bleiben die Anleger erstaunlich gelassen. Dort ging es lediglich um 1% – 1,5% runter. In den USA überwiegt offensichtlich die Hoffnung, dass es beim „Säbelrasseln“ bleibt. Gleichzeitig schichten Anleger verstärkt in sichere Anleihen und Gold (+5,75%) um.

Der CREDO Kompass

Was bedeutet das „antizyklische Investieren“ in der jetzigen Situation? Da wir nicht wissen, wie sich der Konflikt weiter entwickelt, bewegen wir uns mit sämtlichen Prognosen im Bereich der Spekulation. Sollte es eine Beruhigung im Nordkorea-Konflikt geben, können sich die Aktienmärkte kurzfristig deutlich erholen. Sollte sich die Lage weiter zuspitzen, sind weitere Korrekturen wahrscheinlich. Aus charttechnischer Sicht wird spannend sein, ob beim DAX die wichtige 200-Tage-Durchschnittslinie als Unterstützung des Aufwärtstrends hält. Der Gesamtmarkt ist zumindest angeschlagen und die Unsicherheit an den Märkten dürfte hoch bleiben.

Blicken wir auf einzelne Unternehmen, so ergeben sich durchaus Chancen: Das südkoreanische Unternehmen Samsung hat noch im Juli einen Gewinnrekord bekannt gegeben. Die Aktie notierte auf einem Allzeithoch. Das neue Smartphone S8 verkauft sich super und die Chip-Sparte brummt. Aufgrund der Zuspitzung der Koreakrise hat die Samsung-Aktie kurzfristig etwa 14% von seinem Hoch abgegeben. An der Gesamtsituation hat sich eigentlich nichts geändert. Lediglich die Bewertung ist deutlich günstiger geworden. Ähnlich sieht es bei anderen Titeln in der Krisenregion aus.

Mein Fazit:

Die Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung im Korea-Konflikt hat in der letzten Woche deutlich zugenommen. Die Entwicklung des Gesamtmarkts lässt sich kurzfristig nicht abschätzen. Käufe können gestaffelt über einen längeren Zeitraum sukzessive in den Markt gelegt werden. Defensive Investoren werden sich mit Neuengagements vorerst zurückhalten. Bei Einzeltiteln hingegen ergeben sich inzwischen für den mutigen und risikobereiten Anleger günstige Gelegenheiten. Carl Mayer von Rothschild hat mit seinem Zitat das menschliche Anlageverhalten genau beobachtet. Leider wissen wir erst, wo am Markt „unten“ ist, wenn die Kurse das Tal der Tränen bereits wieder verlassen haben. Daher braucht es eine gute Mischung aus Vorsicht und Mut, um richtige Entscheidungen zu treffen.

Von: Wolfgang Juds (Geschäftsführer), Mittwoch, 30. August 2017 - Aktualisiert am Samstag, 02. September 2017
Weitere Informationen, Artikel und Termine von »CREDO Vermögensmanagement GmbH« finden Sie unter: www.meier-magazin.de/credo
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