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Kein ICE Werk bei Harrlach – oder: ein Dorf soll plattgemacht werden

Roth-Harrlach - Trotz anhaltender Proteste der Bürgerinitiativen an den drei Standorten Roth-Harrlach, Muna Nord und Jägersee beharrt die Bahn auf ihrem Plan, das durchaus notwendige ICE Werk ausgerechnet mitten im Bannwald anzusiedeln. Alle vorgeschlagenen Alternativen wurden von der Bahn abgelehnt, immer noch zählt ausschließlich Ökonomie. Neben dem ländlichen Dorf Harrlach mit 145 Einwohnern soll ein riesiges Industriegebiet entstehen mit täglich 450 Pendlern – der dreifachen Einwohnerzahl des Ortes. Hier werden die letzten intakten Naturräume zerstört. Bei diesem Flächenfraß wird es bald nirgendwo in Deutschland mehr zusammenhängende Waldgebiete geben. Wenn die Bahn glaubhaft als „grünes Unternehmen“ auftreten will, muss sie umweltverträglichere Alternativen suchen und akzeptieren!

  • So ist es jetzt

    So ist es jetzt
    © Christina Kraus

  • So will es die Bahn

    So will es die Bahn
    © Verena Masopust

  • Waldbesitzer verkaufen nicht

    Waldbesitzer verkaufen nicht
    © Ina Teltshick

Rasant steigender Wasserbedarf

Im kürzlichen Bahndialog äußerte sich die Bahn erstmalig zu dem erwarteten (AB-) Wasserbedarf. Eine gewaltige Menge von 88.000 m³ pro Jahr wird für die Wassertanks, die Reinigung der Züge sowie Duschen/Toiletten für das Werkspersonal benötigt. Dabei erscheinen die Verbrauchszahlen als sehr niedrig gegriffen. Davon auszugehen, dass die aufzufüllenden Frischwassertanks nur teilweise entleert sind, erscheint fragwürdig und widerspricht zudem den Hygienevorschriften. Die Reinigungsanlage soll im Kreislauf gefahren und auch Regenwasser genutzt werden. Es ist jedoch äußerst optimistisch zu glauben, dass in unserer regenarmen Region ausreichend Regenwasser genutzt werden kann. Dies stünde zudem zur Grundwasserneubildung nicht mehr zur Verfügung!

Eine Präsentation der Bahn über das ICE-Werk in Berlin-Rummelsberg geht allein für die Reinigung von einem Wasserbedarf von 21l pro Meter Zug aus, dies ergäbe dann 72.000 m³ pro Jahr. Hinzu kämen 66.000 m³ pro Jahr für die Frischwassertanks, damit bereits 138.000 m³ pro Jahr.

Knappe Wasserkapazitäten im ländlichen Raum

Ein solcher Bedarf dürfte die Möglichkeiten des regionalen Versorgers weit übersteigen. Versorgt man doch derzeit nur 10.000 Personen mit einem Wasserbedarf von ca. 500.000 m³ pro Jahr. Wie soll nun plötzlich ein zusätzlicher Wasserbedarf von 138.000 m³ pro Jahr gedeckt werden?

Zudem sank der Grundwasserspiegel in der Gemarkung Harrlach in den letzten Jahren bereits um 1,50 m. Diese Situation dürfte sich weiter verschärfen, wenn für das ICE-Werk großflächig Bannwald abgeholzt und gleichzeitig der Boden versiegelt wird. Es erscheint auch äußerst fraglich, ob eine erhebliche Erhöhung der Fördermengen vom Wasserwirtschaftsamt überhaupt genehmigt würde.

Auswirkungen auf das angrenzende Wasserschutzgebiet der Stadt Fürth

Die Stadt Fürth gewinnt 42% ihres Trinkwassers aus dem direkt angrenzenden Wasserschutzgebiet. Dieses wurde seinerzeit relativ klein ausgewiesen, da aufgrund der geringen Bebauung des Umkreises ein größeres Schutzgebiet als nicht nötig erachtet wurde. Jetzt lassen erheblichen Rodungen und Bodenversiegelungen in genau diesem Gebiet schlimmste Auswirkungen auf die Grundwasserneubildung befürchten.

Drohender Verkehrsinfarkt bereits durch Großlogistiker

Bereits durch das neu ausgewiesene Logistikgebiet Allersberg West I ist gemäß zwei Gutachten eine Zunahme des Schwerlastverkehrs um 900 % zu erwarten. Hierdurch ist zu befürchten, dass sowohl der Allersberger Kreisel als auch die Autobahn-Zufahrt zu Hauptverkehrszeiten nicht mehr funktionieren. Hinzu kommt die Gefahr, dass ein Verdrängungsverkehr auf die Verbindungsstraße RH 35 nach Schwanstetten entsteht.

Das ICE Werk verschlimmert die Verkehrsüberlastung

Insbesondere während der Bauphase bedeutet dies zeitgleich zwei Großbaustellen mit entsprechendem Baustellenverkehr. Die Planungen machen zudem die Verlegung der Verbindungsstraße RH 35 zwischen Allersberg und Harrlach erforderlich, es steht zu befürchten dass der Verkehr großräumig zusammenbricht.

Auch künftig wird das Verkehrsaufkommen rasant steigen. Für täglich ca. 20.000 Fahrgäste müssen jeden Tag die Lebensmittel für das Bordrestaurant angeliefert und die angefallenen Abfälle abgefahren werden. Zum Vergleich: Die 3 nächstgelegenen Ortschaften Harrlach, Altenfelden und Pruppach haben zusammen nur rd. 480 Einwohner. Zudem sollen benötigte Ersatzteile und Materialien über die Straße transportiert werden. Hinzu kommen 450 Mitarbeiter, die überwiegend Pendler sein dürften. Die Bahn wird zunächst im Wege einer innerbetrieblichen Stellenausschreibung die Arbeitsplätze besetzen, und regional ansässige Mitarbeiter werden eher die Ausnahme sein. Kommt es dann noch zu einem Stau auf der Autobahn mit entsprechender Umleitung über genau diese schon überlasteten Straßen, ist das Chaos perfekt.

Massive Lärmbelästigung

Die Bahn versichert zwar, alle gesetzlichen Vorschriften einzuhalten. Aber auf Nachfragen erfährt man, dass die einzuhaltenden Werte als Durchschnitt errechnet werden, mithin selbst extreme Ausreißer rechtlich zulässig sind. Und die Huptests haben typischerweise 130 Dezibel! Wie die Erfahrungen der Anwohner mit dem ICE Werk in Köln Nippes zeigen, ist die Bahn keinesfalls bereit, mehr als das rechtlich unumgängliche zu investieren. Heutige Aussagen wie: „Das Lärmproblem werden wir lösen“ sind daher kaum glaubhaft.

Nicht erkennbar ist zudem, ob bei dem digitalen 3D Modell zur Lärmermittlung auch die Windrichtung berücksichtigt wird – und jeder Laie weiß doch, wie stark sich Wind auf die Schallentwicklung auswirkt. Inwieweit bilden dann die theoretischen Modelle die Wirklichkeit ab?

Trotz Klimaschutzgesetze soll Bannwald gerodet werden

Die Bedeutung des Waldes als Mittel gegen den Klimawandel ist bereits vielfach diskutiert worden. Der Klima-Report Bayern 2021 prognostiziert, dass die Temperaturen in Bayern bis zum Jahr 2100 um bis zu 4,8 Grad Celsius gegenüber dem Zeitraum 1971 bis 2000 ansteigen könnten. Mittelfranken wäre von der Erwärmung überdurchschnittlich stark betroffen, und auch ohne Abholzungen für ein ICE-Werk werden wir deutlich mehr Hitzetage und Tropennächte erwartet. Und gleichzeitig würde die Klimafunktion des Waldes entfallen! Der Wald bei Harrlach ist kein „Steckerlas“ – Wald mehr, sondern wurde nach dem Raupenfraß Anfang der 1990er Jahre zum Mischwald umgewandelt. Hier leben zahlreiche geschützte Tiere sowohl im Wald als auch in den besonders reinen Bächen Finsterbach und Geislach.

Waldbesitzer verkaufen nicht!

Angesichts der drohenden Zerstörung der Heimat sind viele Waldbesitzer entschlossen, ihren Wald nicht zu verkaufen. Sie haben schließlich jahrzehntelang nach der Raupeninvasion den Wald sorgsam wieder aufgebaut und umweltverträglich genutzt, eben weil dieses Gelände auch Wassereinzugsgebiet ist. Bei dieser Haltung erfahren sie auch die Unterstützung der Forstbetriebsgemeinschaft Roth und Umgebung sowie des Bauernverbandes. Dies erfolgt insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Bahn als letztes Mittel bereits Enteignungen angedroht hat!

Gibt es Alternativen?

Das geplante ICE-Werk soll der betriebsnahen Instandhaltung dienen. Die Bahn selbst schreibt: „Im Regelfall fährt ein ICE jeden Tag einmal ins Werk. Doch nicht jeder Tag sieht für jeden ICE gleich aus. Bestimmte Arbeiten werden nur in größeren Abständen ausgeführt.“ Genauer gesagt sind für zahlreiche Arbeiten wie Laufwerkskontrolle, intensive Außenreinigung und Nachschau Intervalle von 4 bis 5 Tagen oder sogar länger vorgesehen.

Damit könnte man für die schnelle, tägliche Reinigung ein kleines Werk auf dem Güterbahnhof bauen. Zur umfangreicheren Wartung könnten die Züge alle 4-5 Tage nach Ingolstadt fahren und ein ICE Werk auf dem bereits versiegelten Gelände gebaut werden. Wenn täglich nur jeder Vierte, damit nur 6 Züge nach Ingolstadt fahren, beträgt die zusätzliche Fahrstrecke gegenüber einem Standort bei Roth-Harrlach nur 900 km pro Tag. Nachdem die Bahn angabegemäß mit Ökostrom fährt, steht diese geringe, zusätzliche Fahrleistung in keiner Relation zur großflächigen Abholzung von Bannwald!

Weitere Informationen unter www.harrlach.com

Von: Verena Masopust (Presse BI Kein ICE Werk bei Harrlach), Mittwoch, 27. Oktober 2021 - Aktualisiert am Donnerstag, 28. Oktober 2021
Weitere Informationen, Artikel und Termine von »Kein ICE-Werk bei Harrlach« finden Sie unter: www.meier-magazin.de/firma/kein-ice-werk-bei-harrlach/3594

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