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Kein ICE-Werk im Nürnberger Reichswald

Feucht, Wendelstein - Seit mehreren Jahren gibt es ein Thema, das alle Parteien beschäftigt, den Klimaschutz. Mittlerweile ist die Wichtigkeit des Klimaschutzes bei uns allen angekommen und keine Randerscheinung mehr. Der Klimawandel ist nicht mehr wegzudiskutieren und auch wir in Feucht haben mittlerweile mit Regenknappheit und heißen Tagen zu kämpfen.

  • © Harald Danzel

  • Der Nato23 Bereich in der Muna kurz nach der Sanierung im Jahre 2009

    Der Nato23 Bereich in der Muna kurz nach der Sanierung im Jahre 2009
    © Stefan Pieger

  • Bis zu 15 m tiefe Betonwände sollen die Grundwasserverseuchung reduzieren.

    Bis zu 15 m tiefe Betonwände sollen die Grundwasserverseuchung reduzieren.
    © Stefan Pieger

Viele Menschen, Politiker und Professoren beschäftigen sich mit der Frage, wie kann der Klimawandel gestoppt, verlangsamt oder gar verhindert werden? Letztendlich kommen alle überein, dass dem Wald auf unserer Welt besondere Bedeutung zukommt. Vor allem sind es die großen zusammenhängenden Waldgebiete, die es zu schützen gilt.

Gerade als man diese Erkenntnis gewonnen und verstanden hat, kommt die DB AG (Eigentümer der Bund) mit dem Vorschlag, in ein zusammenhängendes Waldgebiet ein ICE-Instandhaltungswerk zu bauen. Da stellt sich uns schon die Frage, was bringen die ganzen Untersuchungen und Bekundungen zum Klimaschutz, wenn man trotzdem weitermacht, wie vorher und zusammenhängende Waldgebiete mit Bauten durchzieht oder abholzt. Ein Bekenntnis zum Klimaschutz sieht anders aus.

Durch das ICE-Werk sollen bis zu 45 ha, das sind ca. 63 Fußballfelder, abgeholzt werden. Die Zu- und Abfahrten zur Baustelle sind noch nicht eingerechnet, das würde sich zusätzlich auf den Wald auswirken. Für uns sind alle Standorte im Reichswald ungeeignet, der Wald muss endlich Bestandsschutz haben. Unser Wald speichert Wasser, er kühlt die Umgebung, er reinigt die Luft und gibt uns sauberen Sauerstoff zurück. Ebenso ist er Heimat für viele Tier- und Pflanzenarten. Die Gebiete im Reichswald stehen unter besonderem Schutz als EU-Vogelschutzgebiet und Natura 2000.

Das Gebiet der MUNA gilt als Sperrgebiet, einige Bereiche sind auch eingezäunt. Was ist das für ein Gebiet, sodass es bis Heute gesperrt werden muss?

Im Jahre 1945 sammelten die amerikanischen Streitkräfte die aufgefundenen Munitionsrückstände Süddeutschlands in der MUNA. Die Bestände wurden durch Sprengen und Verbrennen reduziert. Am 4. Mai 1946 leitete ein Brand eine Katastrophe ein, es verbrannten über 50 Gebäude und im Freien gestapelte Munition, unter anderem 300 Sprengkörper der V2-Rakete. Die Schäden durch die Brandkatastrophe wurden unter der Leitung der für die Verwertung des Rüstmaterials eigens gegründeten „Staatlichen Erfassungs-Gesellschaft für öffentliches Gut“ beseitigt. Bis zum endgültigen Ende der Arbeiten wurde der größte Teil der MUNA in bis zu 30 cm Tiefe untersucht, bei stärkerer Verseuchung mit Munition auch tiefer.

Im Jahr 1948 wurde bei den Aufräumarbeiten in den 1945 zu gesprengten Bunkern ca. 18 Tonnen „Lost“-Sprühbüchsen (sog. Senfgas) entdeckt. Die Sprühbüchsen wurden als sogenannte Gelbringmunition bezeichnet, d.h. es handelte sich um mit dem Kampfstoff LOST bzw. Senfgas gefüllte Munition. Ende 1948 wurden sie von einer Spezialfirma durch Verbrennen unschädlich gemacht. Weiterhin wurde die Sprengung von Restbeständen angeordnet, sodass täglich fünf Tonnen Sprengstoff vernichtet wurden.

Zwischen 1949-1962 wurden Sprengtrichter mit Auffüllmaterial, wahrscheinlich Gemeindemüll, aufgefüllt.

In den Jahren von 1962 -1992 nutzten die amerikanischen Streitkräfte das Gebiet und es entstanden „3 Inseln“ im Wald: NATO-Site 23, FASA und POL (Auszug aus 5. Änderung des Flächennutzungsplanes 2013- Umweltbericht) NATO 23-Waffenlager (Kampfstoffvernichtung)

Das Gebiet, auf dem die US-Truppen vermutlich Kernwaffensprengköpfe lagerten, ist besonders kontaminiert; es besteht der Verdacht, dass dort noch Behälter mit Kampfgas lagern könnten. In den Jahren von 2006 bis 2009 erfolgten deshalb in diesem Bereich umfangreiche Sanierungsmaßnahmen, die vor allem die geotechnische Sicherung durch Abdichtung umfassten. Der Boden mit seinen Rüstungsaltlasten wurde im westlichen und südlichen Teil seit 2006 mit Betonwänden seitlich abgedichtet. Von oben schützt eine Tonschicht vor eindringendem Regenwasser. Dies wurde anstatt einer kompletten Bodensanierung durchgeführt. Das Risiko, die Altlasten ganz aus dem Boden zu entfernen, wurde als zu hoch eingeschätzt, da die Munition teils Giftgas enthalten kann und so in die Atmosphäre gelangen könnte.

In der Vergangenheit gelangten definitiv Schadstoffe ins Grundwasser und zwei Brunnen in dem Waldstück sind bis heute stillgelegt. Durch die mehrere Millionen Euro teure Versiegelung der NATO-Site 23 soll eine weitere Gefährdung durch Korrosion der Kampfstoffbehälter auf dem Wirkungspfad Boden-Grundwasser unterbunden werden. Das Grundwasser-Monitoring im Jahr 2010 im näheren Abstrom zeigte, dass die Schadstoffkonzentrationen im Grundwasser deutlich sanken. (Anm. Aktuelle Werte werden der Öffentlichkeit leider nicht mitgeteilt.)

FASA (Bereich ehem. Munitionsbunker)
Für diesen Bereich lagen im Jahr 2006 keine Beurteilungen des Wirkungspfades Boden-Grundwasser vor. Die Beobachtungen laufen hier weiterhin.

POL (Bereich Tanklager)
Am Südrand des POL ist eine geringe Verunreinigung durch TNT feststellbar, ein Sanierungsbedarf besteht nicht. Im weiteren südlichen Bereich ist eine Verunreinigung mit Hexogen (giftiges Abbauprodukt von Sprengstoff) festgestellt worden, eine Sanierung wird hier ebenfalls nicht durchgeführt, das Trinkwasser ist eingeschränkt nutzbar. Ein Abwärtstrend ist erkennbar, die Beobachtungen laufen hier ebenfalls weiterhin.

Beginnend ab 1992 wurde ein Großteil des Geländes umzäunt. Der Grund gehört dem Freistaat Bayern, die Sicherheitsbehörde jedoch ist der Markt Feucht. Ein Betretungsverbot besteht bis heute.

Der größte Teil der MUNA Feucht ist bereits mehrfach vor dem Abholzen gerettet worden, vor einem Panzerübungsplatz, einem BMW-Werk und einer Straße. Die Bürgerinnen und Bürger in Feucht haben erst vor wenigen Jahren das geplante Gewerbegebiet Moserbrücke per Bürgerentscheid mit 72% Mehrheit verhindert.

Es reicht, Finger weg von unserem Reichswald. Kein ICE Werk im Reichswald!

Harald Danzl, Pressesprecher Bündnis „Kein ICE Werk im Reichswald“

Die Informationen über das MUNA-Gelände wurden hauptsächlich aus dem „Museum für historische Wehrtechnik e.V.“ in Röthenbach/Pegnitz übernommen.
Sie können sich informieren unter: www.wehrtechnikmuseum.de/Exponate/Sonderausstellungen/Muna_Feucht/muna_feucht.html

Von: Harald Danzel (Sprecher des Bündnis 'Kein ICE-Werk im Reichwald'), Montag, 12. Juli 2021 - Aktualisiert am Mittwoch, 14. Juli 2021
Weitere Informationen, Artikel und Termine von »Bund Naturschutz in Bayern e.V. - Ortsgruppe Wendelstein« finden Sie unter: www.meier-magazin.de/bn-wendelstein

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