Köstliche Pilze im eigenen Garten anbauen
Region - Tipps für deinen Pilzgarten von der Biologin Margarete aus Nürnberg.
Pilze auf dem Teller sind nicht nur eine kulinarische Bereicherung. Als fester Bestandteil deines Gartens leisten sie einen wertvollen Beitrag zum Umweltschutz und fördern ein gesundes Ökosystem in unseren Siedlungsräumen. Mit der Pilzzucht kann man die Biodiversität fördern und Ressourcen nachhaltig nutzen.
Was sind Pilze eigentlich?
Pilze sind faszinierende Geschöpfe – weder Flora noch Fauna, sondern das Reich der Fungi. Sie können uns nähren und heilen, aber auch vergiften oder gar töten. Unumstritten sind sie jedoch unerlässlich für den gesunden Kreislauf des Lebens. Pilze spielen nämlich eine essenzielle Rolle in unserem Ökosystem: Als Destruenten zersetzen sie organisches Material und führen es dem Nährstoffkreislauf zurück. So fungieren Pilze als das älteste, größte und wichtigste Recyclingsystem der Erde. Als Symbionten, auch Mykorrhiza genannt, sind sie für die meisten Pflanzen lebenswichtige Partner, die sich gegenseitig mit Nährstoffen, aber auch mit Signalen versorgen. Der unterirdische CO2-Speicher der Mykorrhiza umfasst dabei mehrere hundert Gigatonnen.
Was ist ein Pilzgarten und was sind die Vorteile?
Während die Auswahl an Zuchtpilzen im Einzelhandel überschaubar ist, kann man sie im eigenen Garten relativ einfach und nach eigenem Geschmack selbst kultivieren. Das spart neben Geld natürlich auch die oft weiten Transportwege ein. Ein eigener Pilzgarten als Bestandteil eines artenreichen und resilienten Gartens sorgt dafür, dass die Pilze vor Ort in ihrem natürlichen Kontext und ohne industrielle Schadstoffe wachsen können.
Pilze sind generell reich an Nährstoffen und können als vollwertiger Fleischersatz dienen. Ihre fleischähnliche Textur und der Geschmack ermöglichen es, den Fleischkonsum zu reduzieren – ein wichtiger Schritt im Kampf gegen den Klimawandel. Ferner haben Speisepilze ein enormes Potenzial in der Medizin: Sie sind reich an Vitaminen, Spurenelementen und Vitalstoffen und finden zunehmend Beachtung in der Krebsforschung. Der Konsum von Pilzen kann uns einen wertvollen Schub in Richtung Mykotherapie geben, daher gelten sie als echtes Powerfood.
Welche Pilze kann man anbauen?
Nicht alle Pilze lassen sich gezielt züchten. Symbiose-Pilze wie Steinpilze oder Pfifferlinge benötigen spezielle Partnerbäume. Aber es gibt viele Holz zersetzende Pilze, die einfach auf Laubholz wachsen. Geeignet sind zum Beispiel verschiedene Sorten des Austernseitlings, Shiitake, Stockschwämmchen u.v.m.
Anbau und Standort
Diese Pilze können auf Substraten wie Holzstämmen, Stroh oder Mischsubstraten in Beeten angebaut werden. Besonders vorteilhaft ist der Anbau auf Baumstämmen, da die Ernte über mehrere Jahre erfolgt. Auch mitten in der Stadt, auf schattigen Balkonen oder in Innenhöfen, ist der Pilzanbau einfach und auch schön umzusetzen. Beispielsweise kann man sich einen tollen Sichtschutz mit hängenden Shiitake-Pilzhölzern zum Nachbarn gestalten.
Wie geht man vor, um eigene Pilze anzubauen?
Der Anbau eigener Pilze auf Stammholz ist ein Projekt, das grob in fünf Phasen unterteilt werden kann:
1 - Frisches Laubholz und qualitativ hochwertige Pilzbrut besorgen: Achte darauf, dass das Holz nicht älter als 2-3 Monate ist, einen Durchmesser von 10-20 cm hat und die Rinde intakt ist.
2 - Impfung des Stammholzes: Das ist ein Prozess, bei dem das Pilzmyzel in das Substart geschleust wird. Es gibt verschiedene Methoden, aber die einfachste ist die sogenannte Dübelimpfung. Dabei werden mit Pilzmyzel durchwachsene Dübel in vorgebohrte Löcher ins Holz gesetzt, was eine Kolonisierung ermöglicht.
3 - Durchwachsphase: Die beimpften Pilzhölzer werden nun einige Monate in die Durchwachsphase geschickt. Wichtig ist, dass die Hölzer nicht auf der blanken Erde liegen, abgedeckt sind und kontinuierlich feucht gehalten werden. Diese Bedingungen fördern das ungestörte und schnelle Wachstum des Myzels.
4 - Auswilderung der Pilzhölzer: Nachdem die Durchwuchsphase abgeschlossen ist, kannst du die Pilzhölzer an einem schattigen, windgeschützten und feuchten Platz im Garten „auswildern“. Hier gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder als Erdbodenkultur, bei der die Pilzstämme ein Stück weit in die Erde gesetzt werden (zum Beispiel beim Austernseitling), oder als Luftkultur, bei der der Pilzstamm aufgehängt, an die Hauswand gelehnt oder an einen dickeren Baumast gehängt wird (wie beim Shiitake). Achte darauf, dass die Luftkultur regelmäßig ein Vollbad benötigt, damit sie nicht austrocknet.
5 - Pilzernte: Schließlich erkennt der Pilz im Holz selbst, wann die optimalen Bedingungen für das Wachstum von Fruchtkörpern (Pilzen) gegeben sind – etwa durch die Jahreszeit, Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Dann beginnt die spannende Zeit der Ernte!
Mit diesen Schritten kannst du erfolgreich deine eigenen Pilze anbauen und die Freude an frischen, selbst gezogenen Pilzen genießen!
Gemeinsam Pilze züchten – Workshops für den Einstieg
Eigentlich ist es ganz einfach – aber wenn man etwas falsch macht, war die Mühe umsonst und das wäre natürlich sehr schade! Deshalb bietet sich für den Einstieg ein Workshop an. In einer Gruppe von Gleichgesinnten erhält man wertvolle Tipps und praktische Anleitungen.
In ihrem essbaren Permakulturgarten im Nürnberger Süden bietet die erfahrene Pilzzüchterin Margarete regelmäßig Workshops – für Neulinge und Erfahrene an. Während des Workshops hergestellte Pilzkulturen werden am Ende mit nach Hause genommen, sodass man das neu erlernte Wissen direkt im eigenen Garten anwenden und die Freude an der Pilzzucht gemeinsam erleben kann. Die Unterstützung durch die Gruppe schafft nicht nur Motivation, sondern fördert auch den Austausch von Erfahrungen und Ideen – meist auch über die Pilzzucht hinaus.
Wem das alles zu viel ist, kann sich natürlich auch fertig beimpfte Stämme besorgen.
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