Meine Hündin verhält sich wie ein Rüde
Nürnberg und Umgebung - Mit ihrer informativen Serie möchte Ihnen das Trainerteam des Vereins Therapiehunde Deutschland eine kleine Hilfestellung mit Vorschlägen und Erziehungstipps anbieten.
Haben Sie schon einmal eine Hündin gesehen, die zum Pinkeln ihr Bein hebt? Ist das nicht eher „typisches Rüden-Verhalten“?
Laut Experten ist dies auf jeden Fall kein ungewöhnliches Verhalten. Manche Forscher glauben, dass Hündinnen, die ihr Bein heben, Rüden nachahmen. Durch das Beinheben wird die Duftmarke – auch Hündinnen markieren – in Nasenhöhe für den als nächsten vorbeikommenden Hund platziert, damit dieser die Markierung auch wirklich wahrnimmt. Die Hündin zeigt mit diesem Markieren Selbstbewusstsein und manchmal auch ihre Dominanz an. Besonders Hundedamen, in deren Umgebung viele Hündinnen leben, heben vermehrt das Bein. Aber auch, wenn die Hündin läufig ist, lässt sie eine Duftmarke als Information für den Rüden zurück. Eine beinhebende Dame ist in der Regel sehr selbstbewusst - und durchaus auch eine kleine Emanze.
Für Rüden ist es ganz normal, dass sie beim Pinkeln das Bein heben. So markieren sie ihr Territorium und besonders dominante Hunde tun dies bei einer Gassirunde immer wieder. Jede Hausecke, jeder Zaun und jede Laterne muss mit der eigenen, speziellen Duftnote „begossen“ werden.
Es ist auch nichts Besonderes, wenn der nächste Hund noch höher pinkelt, um so die Markierung des anderen Hunds zu übertreffen und zu "überduften". Durch dieses Verhalten wird der Rang demonstriert und gesichert.
Pinkeln, um Rüden anzulocken
Auch wenn Hündinnen läufig werden, wollen sie ihre Duftmarken verteilen und paarungswillige Rüden anlocken. Dann kann es vorkommen, dass die läufigen Damen das Beinchen heben. Das kommt daher, weil sie so ihre Markierung besser und höher verteilen. Doch auch bei Hündinnen, die nicht läufig sind, kann dieses Phänomen vorkommen. In der Regel handelt es sich um sehr selbstbewusste weibliche Vertreter ihrer Spezies. Sie wollen ihre Dominanz zeigen und benutzen dafür ihre Duftmarken. Es kann aber auch sein, dass sie einfach die männlichen Kollegen aus dem Rudel nachahmen möchten.
Egal aus welchem Grund eine Hündin das Bein zum Pinkeln hebt – der Hundebesitzer oder die Hundebesitzerin muss sich keine Sorgen machen. Mit der Hündin stimmt alles, sie hat nur ihre ganz spezielle Art, ihr Revier zu markieren.
Interessant ist es aber allemal, warum Hunde sich überhaupt hinsetzen oder ihr Bein heben, wenn sie ihre Blase leeren. Das Hocken stammt aus der Welpen-Zeit – in ihren ersten Lebenswochen erledigen so die allermeisten Hundekinder ihr Geschäft, unabhängig vom Geschlecht.
Das Beinheben wird dagegen häufig mit Duftmarken in Verbindung gebracht. Wenn Hunde ihr Revier markieren oder einfach aus Stress oder um Aufmerksamkeit zu erregen eine Urinmarkierung setzen, ist das Beinheben tatsächlich die bessere Wahl. Denn so können sie den Urinstrahl auf einen Baum oder einen Strauch richten. Der Urin kann herunterfließen und das bedeutet sowohl eine größtmögliche Fläche als auch einen intensiveren Geruch.
Weil vor allem Rüden ihr Revier markieren, wird auch das Beinheben häufiger mit ihnen in Verbindung gebracht. Einige Rüden hocken sich aber auch nach ihrer Zeit als Welpe hin, um zu urinieren. Genauso fangen einige Hündinnen an, ihr Bein zu heben. Häufig handelt es sich dann bei Hündinnen um eine Mischung aus Hocken und dem leichten Anheben eines Hinterlaufs.
Ob eine Hündin zum Pinkeln ihr Hinterbein hebt, könnte auch mit ihrer Größe zusammenhängen. Dr. Betty McGuire, Verhaltensbiologin an der New Yorker Cornell-Universität, forscht zum Thema Duftmarkierung bei Hunden. Sie hat herausgefunden, dass kleine Hundedamen eher ihr Hinterbein heben als mittlere oder große. Die Wissenschaftlerin erklärt, was es damit auf sich haben könnte: „Die bisherigen Ergebnisse zum Harnverhalten und zur Körpergröße verleiten uns zu der Annahme, dass kleine Hunde vorzugsweise durch Urinmarkierungen kommunizieren, wodurch sie ohne direkte soziale Interaktion Informationen übermitteln können“, schlussfolgert sie aus ihrer Studie.
Ist es schlimm, wenn meine Hündin zum Pinkeln ihr Bein hebt?
Wenn Ihre Hündin schon immer mit gehobenem Bein uriniert hat, müssen Sie sich keine Sorgen machen, dass etwas nicht mit ihr stimmen könnte. Anders sieht es aus, wenn sie ihre Pinkel-Position plötzlich verändert. Dasselbe gilt aber auch für Rüden, denn wenn das Tier in einer anderen Körperhaltung als normalerweise Wasser lässt, kann das auf Schmerzen oder medizinische Probleme hindeuten. Winselt der Hund zudem, uriniert häufiger oder seltener als sonst oder hat schmerzhaften Stuhlgang, dann sollte er schnellstmöglich untersucht werden, raten die Veterinäre.
Manche Hunde können außerdem noch nicht so gut zielen, wenn sie ihr Hinterbein zum Urinieren anheben. Manchmal landet dann etwas Urin auf ihrem Fell. Damit das keine Hautirritationen auslöst, sollten Sie Ihren Hund nach der Gassirunde säubern, zum Beispiel mit einem Waschlappen oder einem Handtuch und lauwarmem Wasser.
Wenn Sie mögen, lesen wir uns im nächsten Meier-Magazin wieder.
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