Mit hochwirksamem Gift präpariertes Hühnerei gefunden
Hilpoltstein - LBV und GLUS warnen Bevölkerung im Landkreis Landshut und ganz Bayern
Leider kein Aprilscherz! Am 1. April fand eine Spaziergängerin auf einem Feldweg bei Vilsheim im Landkreis Landshut ein höchstwahrscheinlich mit dem hochtoxischen Insektizid Carbofuran präpariertes Hühnerei. Die Bürgerin rief umgehend die Polizei an und ließ diesen Giftköder sicherstellen, mit dem möglicherweise Füchse oder Greifvögel getötet werden sollten. „Genauso wie es geschützte Greifvögel erwischen kann, stellen ausgelegte Giftköder auch für Kinder und Hunde eine echte Gefahr dar“, warnt LBV-Landesfachbeauftragter Dr. Andreas von Lindeiner. Der LBV hat Strafanzeige gegen Unbekannt eingereicht.
Wegen des Verdachts auf Giftköder appellieren der LBV und die Gregor Louisoder Umweltstiftung (GLUS) an alle Eltern im Gebiet, ihre Kinder gerade in der Zeit vor Ostern keine herumliegenden Eier oder anderes Verdächtiges anfassen zu lassen. Alle Hundehalter sollten ihre Tiere an die Leine nehmen. Denn das hochtoxische Gift Carbofuran wirkt bereits bei Hautkontakt und führt selbst in geringen Dosen zu Krämpfen. „Der Schutz der Öffentlichkeit ist ein zentrales Anliegen wie auch die Aufklärung der Vergiftungsfälle“, sagt Franziska Baur, GLUS-Fachreferentin für Naturschutz. „Wir werden nicht weiterzusehen, wie langjährige Schutzbemühungen um bedrohte, einheimische Tierarten durch illegale Tötung mit qualvollen Methoden - wie Vergiftung - zunichtegemacht werden und dafür sorgen, dass solche Straftaten in Bayern künftig strikter verfolgt werden!“
Da in der aktuellen Situation keine toxikologische Untersuchung möglich ist, haben GLUS und LBV bei Prof. Ammer, dem Leiter des Lehrstuhls für Veterinärpharmakologie und Toxikologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) nachgefragt. Seine Einschätzung: „Nach Ansicht des mir vorgelegten Fotos eines geöffneten Hühnereis aus dem Landkreis Landshut spricht angesichts der Konsistenz und Färbung aus meiner Erfahrung in diesem Fall alles für die Verwendung eines Insektizids wie z.B. Carbofuran. Ich möchte die Warnung vor Berührung solchermaßen präparierter Giftköder nur nachdrücklich unterstreichen: Carbofuran ist für den Menschen, insbesondere für Kinder, sowie für Haus- und Wildtiere ein hochwirksames Kontaktgift. Jede Berührung oder Aufnahme kann eine lebensgefährliche Vergiftung hervorrufen!“
Die Aufklärung illegaler Tiertötungen ist schwierig, deshalb hoffen LBV und die Umweltstiftung auf Hinweise aus der Bevölkerung. „Spaziergänger, die im Raum Vilsheim oder andernorts einen toten Wildvogel oder weitere auffällig gefärbte rohe Eier auf einer Wiese oder im Feld finden, können diese dem LBV oder der Polizei melden“, erklärt von Lindeiner. Eine Vergiftung kann nur durch Untersuchungen in einem Speziallabor festgestellt werden, was eine gewisse Zeit dauert.
Gemeinsames Projekt: „Naturschutzkriminalität dokumentieren und stoppen!“
Ein Großteil der Fälle von Naturschutzkriminalität bleibt ungeklärt und für die Täter folgenlos, was sich dringend ändern muss. LBV und GLUS starten deshalb 2019 das gemeinsame Projekt „Naturschutzkriminalität dokumentieren und stoppen!“. In einer bayernweiten Datenbank sollen alle (Verdachts-)Fälle von Naturschutzkriminalität gespeichert werden. Als erste Anlaufstelle für betroffene Behörden und die Öffentlichkeit soll die Datenbank fachliche Unterstützung bieten und als Melde- und Informationsplattform dienen. Mit ihrer Hilfe soll außerdem die langfristige Weiterverfolgung einzelner Fälle sichergestellt werden. Mit dem Projekt soll auch die Öffentlichkeitsarbeit verstärkt und Fortbildungsangebote bereitgestellt werden. Projektleiter und Ansprechpartner sind die Biologen Franziska Baur (GLUS) und Dr. Andreas von Lindeiner (LBV).
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