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Nach 20 Jahren Vereinstätigkeit löst sich der Tierschutzverein Noris e. V. auf.

Nürnberg Katzwang - Es ist schade, sagt Robert Derbeck Gründer und 1. Vorstand des Vereins, aber altersbedingt stehe ich für das Amt nicht mehr zur Verfügung. Man muss wissen, es ist ein mehr als tagesfüllender Job, der nicht ohne großen Stress zu bewältigen ist. Als ich vor ca. 20 Jahren nach meinem Berufsleben als Elektrotechniker mein Vorruhestand plante und ich hierfür ein sinnvolles Hobby suchte, war der Tierschutz meine erste Wahl, da mir Tiere schon immer am Herzen lagen. Um dem Ganzen einen offiziellen Charakter zu verleihen, gründete ich damals zusammen mit meiner Familie den Tierschutzverein Noris e.V.

Aber das war zunächst sehr „blauäugig“ gedacht, denn der Tierschutz hat ein breites Betätigungsfeld und hier ist es nicht mit Hunde Gassi führen oder Katzen streicheln abgetan. Ob man die klassische Tiervermittlung von Haustieren betreibt, sich in der Tierrettung engagiert und auch Wildtiere mit einbezieht, als Tierinspektor Anzeigen erstattet, wenn Verstöße gegen das Tierschutzgesetz begangen werden, politischen Tierschutz ausübt, als Tierschutzlehrer Kindergärten, Schulen und Gymnasien besucht, für Erwachsene Seminare abhält, usw., benötigt man hierfür großes Fachwissen, dass einem nicht einfach in die Wiege gelegt wird.

So war von mir nach der Vereinsgründung zunächst ein umfangreiches Ausbildungsprogramm zu absolvieren, von der Ausbildung zum Tierschutzlehrer an der pädagogischen Hochschule in Graz, folgend von einer Vielzahl von Seminaren, einem mehrwöchigen Praktikum in einer tierärztlichen Klinik, bis hin zum behördlich erforderlichen Sachkundenachweis an der Akademie für Tierschutz, zur Führung einer tierheimähnlichen Einrichtung.

Und je mehr Themen man sich annahm, desto umfangreicher wurde auch die Arbeit. Durch professionell und anerkannt betriebenen Tierschutz wuchs die Mitgliederanzahl, ohne dass wir Werbung betrieben, stetig an und betrug zuletzt etwa 260 Mitglieder. Aber auch das Arbeitsvolumen nahm permanent zu. In den letzten Jahren erreichten uns in den Sommermonaten täglich an die siebzig Anrufe und etwa einhundert Emails, hinzu kamen noch Briefpost und Faxe. Fast hinter jeder Nachricht verbarg sich ein Hilferuf, meist ging es natürlich um Tiere, aber oft stand auch ein menschliches Schicksal dahinter.

Der Tag war plötzlich von früh morgens bis spät in die Nacht ausgefüllt mit Tierschutzthemen, es gab kein Wochenende, keine Feiertage, keinen Urlaub, keine Entlohnung und auch fast kein Familienleben mehr. Natürlich wurde ich durch aktive Mitglieder kräftig unterstützt, ansonsten wäre vieles gar nicht möglich gewesen, nicht desto trotz war man oft am Ende seiner Kräfte und nahe an einem Burnout. Man kann die Arbeit auch nicht einfach reduzieren, denn man wird gesteuert von eingehenden Meldungen und Themen. Notfälle halten sich leider nicht an Öffnungs- oder Bürozeiten.

Meist waren es mehr als 60 Stunden Arbeitszeit in der Woche, die ausschließlich dem Tierschutz galten. Jedoch trotz der vielen Arbeit hatte diese letztlich auch große Freude bereitet, vor allem wenn ein verwaistes, verletztes, krankes oder anderweitig bedürftiges Tier aufgenommen wurde und nach Aufzucht oder intensiver Behandlung und Pflege gesund vermittelt, oder wenn es sich um ein Wildtier handelte, wieder ausgewildert werden konnte. Das freudige Schwanzwedeln eines Hundes, das Schnurren einer Katze, der dankbare Blick eines Eichhörnchens und vieles mehr, entlohnte schnell für alle Strapazen.

Durch Erfolge und Kooperation mit Ämtern, der Polizei, der Feuerwehr und anderen Organisationen wurde unsere professionelle Tierschutzarbeit regional und überregional anerkannt und geschätzt. Großzügige Gönner und Spender ermöglichten durch finanzielle Zuwendungen die Verwirklichung etlicher Projekte. Auch erhielten wir in Anerkennung unserer Arbeit im Jahr 2012 vom damaligen bayerischen Staatsminister für Umwelt und Gesundheit Dr. Marcel Huber, den bayerischen Tierschutzpreis verliehen.

Aber mittlerweile bin ich 73 Jahre alt geworden und das Arbeitsvolumen stieg weiterhin an. So habe ich mein Amt anlässlich einer ordentlichen Mitgliederversammlung am 30.09.2021 niedergelegt und stand für Neuwahlen nicht mehr zur Verfügung. Nachdem leider auch keines unserer Mitglieder bereit war dieses arbeitsreiche Amt zu übernehmen, war gemäß unserer Satzung der Verein zwangsläufig aufzulösen. Lediglich die ebenfalls in unserer Verantwortung stehende bundesweite Tierschutz - Notrufnummer 0700 - 58 58 58 10 bleibt erhalten und wird von einem unserer Mitglieder weiterhin betreut.

War dann alles umsonst? Sicherlich nicht, denn rückblickend konnten wir während unseres Bestehens ca. 1.200 Haustiere in ein festes Zuhause vermitteln. Jedes Jahr wurden von uns 150 bis 200 verwaiste, verletzte oder kranke Wildtiere aufgenommen, behandelt, gepflegt und wieder ausgewildert. Wir erstatteten und verfolgten jedes Jahr ca. 30 Strafanzeigen gegen Täter, die gegen den Tierschutz verstießen. Wir hielten mit Tierschutz im Unterricht etliche Unterrichtsstunden an Kindergärten und Schulen ab, um die nächsten Generationen für den Tierschutz zu sensibilisieren. Und letztlich in bundesweit durchgeführten Wochenendseminaren konnten wir interessierten Tierfreunden den Tierschutz nahebringen

Und natürlich kann man sich nach so langer und intensiver Betätigung nicht ganz aus dem Tierschutz zurückziehen. So bin ich nach wie vor als Präsidiumsmitglied im Deutschen Tierschutzbund Landesverband Bayern e.V. und als  Regionalbeauftragter für Mittelfranken aktiv, engagiere mich als aktives Mitglied im Bündnis Bayerischer Tierrechtsorganisationen, bin Mitglied im Tierschutzbeirat im bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, der für den Tierschutz zuständigen Minister in allen Angelegenheiten des Tierschutzes berät, und letztlich auch Mitglied in der Jury, wenn es um die Vergabe des bayerischen Tierschutzpreises geht.

Auch durch die Seminare zum Tierschutz und Tierrecht, die ich über viele Jahre bundesweit abgehalten habe, wurden viele Kontakte zu Tierschutzorganisationen geknüpft und ich so für Kolleginnen und Kollegen weiterhin ansprechbar bleibe.

So möchte ich die Gelegenheit nutzen und mich an dieser Stelle bedanken bei allen unseren Mitgliedern, die uns die Treue hielten, den Verein kräftig unterstützten, bei unseren Spendern und Gönner und natürlich auch bei den Ämtern, der Polizei und der Feuerwehr. Ein ganz herzliches Dankeschön, dass uns hier immer hilfreich mit Tat und Rat zur Seite gestanden wurde.

Herzlichst Ihr

Robert Derbeck

Von: Robert Derbeck (1. Vorstand), Sonntag, 24. Oktober 2021 - Aktualisiert am Dienstag, 26. Oktober 2021
Weitere Informationen, Artikel und Termine von »Tierschutzverein-Noris. e.V.« finden Sie unter: www.meier-magazin.de/tierschutzverein-noris-ev

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