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Nützlinge auf leisen Sohlen

Region - Schnecken sind gemeinhin der Schrecken aller Gärtner. Dabei wollen längst nicht alle Bauchkriecher dem geliebten Gemüse ans Blattwerk. Die Bandbreite variiert von harmlos bis nützlich – sehr nützlich sogar.

  • Die Weinbergschnecke, die größte einheimische Landschnecke, macht sich über die Gelege von Nacktschnecken her

    Die Weinbergschnecke, die größte einheimische Landschnecke, macht sich über die Gelege von Nacktschnecken her
    © meier Magazin

  • Der Tigerschnegel – eine überdimensionale Nacktschnecke mit Leopardenmuster und Tigerstreifen

    Der Tigerschnegel – eine überdimensionale Nacktschnecke mit Leopardenmuster und Tigerstreifen
    © meier Magazin

Zunächst einmal: Schnecken gehören zu einem gesunden Naturgarten genauso wie Blattläuse oder Wildkräuter. Trotzdem ist es allzu verständlich, dass bei einer gestandenen Invasion der Spanischen Nacktschnecke auch den gutmütigsten Gärtner der Gleichmut verlässt. Aber es gibt Hilfe – und zwar aus der nächsten Verwandtschaft.

Die Weinbergschnecke (Helix pomatia) etwa, die größte einheimische Landschnecke, macht sich über die Gelege von Nacktschnecken her! Was die vegetarische betrifft Kost betrifft liebt sie verwelkte und angemoderte Pflanzenteile. Sie räumt also nicht nur mit Schädlingen auf, sondern auch mit Abfällen im Garten. Lediglich junge Exemplare gehen manchmal auch an zarte Pflanzentriebe. Verfrachten Sie diese einfach in ein stilles, möglichst feuchtes Eck im Garten, wo Sie den Tieren Unterschlupf durch Steine und Äste sowie als alternative zum jungen Gemüse Pflanzenabfälle anbieten. Dann bleibt Ihnen dieser nützliche Helfer bis zu 20 Jahre erhalten – so alt können Weinbergschnecken werden – und Nacktschnecken werden immer seltener auftauchen. Wer noch keine Weinbergschnecken im Garten hat darf durch die Schaffung geeigneter Lebensräume hoffen, sie anzulocken. In Gebieten mit kalkreichen Böden stehen die Chancen gut, dass sie sich früher oder später ansiedeln. Helfen kann man den Tieren zusätzlich, indem man kalkhaltige Steine ausbringt. Denn den Kalk benötigen sie nicht nur zum Aufbau ihres Gehäuses sondern auch, um im Herbst den Kalkdeckel zu bilden, mit dem sie ihr Gehäuse für die Überwinterung verschließen. Sie nehmen diesen jedoch nicht direkt auf, sondern mit den Pflanzen, die auf den kalkhaltigen Böden leben. Umsiedeln sollte man Helix pomatia nicht – das ist zum einen verboten, da die Tiere streng geschützt sind, zum anderen ist dann auch nicht gewährleistet, dass die Weichtiere die Bedingungen vorfinden, die sich brauchen. Dass Weinbergschnecken, die auf der Roten Liste stehen, auch nicht getötet werden dürfen, müssen wir sicherlich nicht extra betonen. Wer jetzt also denkt, er hätte ein paar leckere Happen im Garten, dem sei dringend davon abgeraten, sich Schnecken in Knoblauchbutter gegart auf den Teller zu laden. Aus Tier- und Naturschutzgründen, aber auch aus reinem Selbstschutz. Denn Weinbergschnecken, die nicht aus der Zucht stammen, können einen fiesen Giftcocktail enthalten. Schnecken können den Genuss äußerst giftiger Pflanzen völlig ungerührt  wegstecken und reichern das Gift in ihrem Körper an. Neben allem möglichen gammeligen Pflanzenteilen lieben sie etwa ganz besonders angefaulte Früchte der Echten Tollkirsche. In einem Versuch wurden Weinbergschnecken nur einen Tag lang mit Tollkirschen gefüttert und danach auf ihren Giftgehalt hin untersucht. Bereits der Verzehr zweier Schnecken hätte gereicht, einen gestandenen Mann in die ewigen Jagdgründe zu schicken.

Nacktschnecke im Tigerlook
Den Großen Schnegel erkennt man sofort, wenn man ihn vor sich hat: eine überdimensionale Nacktschnecke mit Leopardenmuster und Tigerstreifen. Leider hat sich noch nicht herum gesprochen, dass der Große Schnegel ein wertvoller Nützling ist. Immer noch wird er als Nacktschnecke bekämpft und vernichtet. In Gärten ist er selten anzutreffen, sieht man einen, darf man sich also doppelt freuen: denn er ist ein Zeichen für einen naturnahen Garten und ein Schneckenjäger. Er geht nicht nur an Gelege anderer Nacktschnecken, er bejagt die anderen Nacktschnecken und überwältigt dabei sogar Tiere, die annähernd so groß sind wie er selbst. Darüber hinaus ernähren sich der Tigerschnegel auch von Aas, abgestorbenen Pflanzenteilen sowie Pilzen. Hat man also einen Schnegel entdeckt, dann sollte man sofort am nächsten Tag dazu übergehen, den Garten für die Tiere herzurichten, falls nötig, damit sie im Garten bleiben und nicht abwandern. Denn wenn Schnegel sich wohl fühlen sind sie sehr standorttreu und bilden mit der Zeit richtige Kolonien. Also sollte man flugs Unterschlupfmöglichkeiten einrichten, in denen die nachtaktiven Jäger den Tag verbringen können. Sie lieben schattige feuchte Stellen unter Gehölzen mit locker aufgeschichteten Hochlochziegeln und alten Holzbrettern oder Ästen, die mit Reisig und verrottendem Laub überschüttet werden. Von da aus legen sie pro Nacht maximal zehn Meter im Umkreis zurück – man kann also die Schneckenquartiere strategisch günstig platzieren, etwa in direkter Nähe vom Salatbeet, oder gleich an mehreren Stellen im Garten. Ist der Tigerschnegel im Garten heimisch geworden vermehrt er sich zuverlässig. Die Tiere erreichen mit etwa eineinhalb Jahren ihre Geschlechtsreife und können rund drei Jahre alt werden. Es handelt sich wie bei allen Schnecken um Zwitter – jeder Tigerschnegel legt daher Eier, pro Gelege etwa 100 bis 300 Stück, die sich auf zwei bis vier Gelege verteilen. Die jungen Schnegel schlüpfen nach drei bis vier Wochen Entwicklungszeit. Sie sind zunächst weiß und bekommen nach etwa einer Woche die ersten Flecken und Bänder. Wer keine Schnegel im Garten hat kann diese im Internet bestellen.

Sieben kecke Schnirkelschnecken...
saßen einst auf einem Stecken. Das tun Schnirkelscnhecken, oder genauer gesagt, Bänderschnecken, die zu den Schnirkelschnecken gehören, gerne. Häufig sind sie auch auf Ästen und Pflanzenstängeln anzutreffen und verstecken sich unter Blättern und Blüten. Das lässt die Alarmglocken von Gartenbesitzern schrillen. Aber kein Grund zur Sorge. Die kleinen Tierchen befreien die Pflanzen von Aufwuchs, denn sie ernähren sich von Algen, Moosen und Pilzen. Sie kommen in verschiedenen Größen Farben daher und erfreuen so auch unser Auge: als kleine, zart gelbe oder rosa Tiere bis hin zu weiß-braun-schwarz gebänderten Wuchtbrummen mit einer Gehäusedurchmesser von bis zu drei Zentimetern. Bänderschnecken halten sich gerne unter Holzstößen und unter Steinen auf. Obwohl sie sich oft unter Blättern und Blüten verstecken, schädigen sie die Pflanzen nicht. Selbst die leeren Häuser abgestorbener Schnecken sind noch nützlich: „ Im Frühjahr nutzen Wildbienen die leeren Häuser als Kinderstube für ihre Nachkommenschaft. Für Molche, Kröten und Laufkäfer sind sie eine wichtige Nahrungsgrundlage“, erklärt Brigitte Goss von der Bayerischen Gartenakademie.

Schneckenkorn: bloß nicht!
Dass Schneckengifte in einem Garten, der nützliche Schnecken fördert, nichts zu suchen haben, braucht eigentlich nicht extra erwähnt zu werden. Schneckenkorn macht keinen Unterschied zwischen nützlicher, harmloser und schädlicher Schnecke. Aber es gibt noch andere gute Gründe, niemals Schneckengifte auszubringen. Denn sie schädigen nicht nur die Weichtiere, sondern auch Wirbeltiere. So warnt der BUND: „Im Handel erhältliches Schneckenkorn kann das Gift Metiocarb enthalten. Es kann bei Haustieren oder Igeln zu tödlich ausgehenden Vergiftungen führen. Auch für kleine Kinder lauern hier Gefahren beim Verschlucken: Erbrechen, starker Durchfall, Atemnot können die Folge sein. Ein anderes Mittel ist Metaldehyd, das den Schnecken Wasser aus dem Körper entzieht. Dieses Granulat mit Metaldehyd ist aber auch für Warmblütler sehr giftig; es kann aber auch von Hunden mit schweren Folgen gefressen werden.“

Neben der Förderung nützlicher Schecken im Garten gibt es noch viele weitere hilfreiche Methoden, ganz gezielt gegen die Schnecken vorzugehen, die man nicht haben will. Wem Absammeln oder das Anbringen eines Schneckenzaunes zu mühselig ist, der kann die vielen Tipps ausprobieren, die engagierte Hobbygärtner für biologische Spritzmittel parat haben. Dazu gehören Lebermoosextrakte, ein Auszug aus Johannisbeerblättern, Jauchen aus Farn, Rhabarber, Begonie oder Tannenzapfen genauso wie Kaffeesatz oder Alaunlösung. Aber wer nützliche Schnecken in seinem Garten fördert, der wird ohnehin nach wenigen Jahren komplett auf andere Hilfsmittel verzichten können.  

Von: Kristin Wunderlich ( Dipl. Biologin), Montag, 15. Juli 2019 - Aktualisiert am Montag, 26. Oktober 2020
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