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Ansprechpartnerin (Redaktion)

Offener Brief an Markus Söder

Schwabach - Dieser Brief wurde vorgestern an das Nürnberger Büro von Markus Söder geschickt.

Sehr geehrter Herr Dr. Söder,

bitte entschuldigen Sie, dass wir uns direkt an Ihr Büro wenden und um Hilfe im jetzigen Lockdown bitten. Wir sehen als kleiner mittelständischer Betrieb durchaus die Coronaprobleme und auch, dass die Politik es natürlich nicht jedem Recht machen kann. Unser Bestreben ist es natürlich, dass unsere Mitarbeiter und auch unsere Kunden gesund durch die Pandemie kommen. So haben wir jetzt z.B. schon die mehrmals wöchentlichen Selbsttest für unser Personal eingeführt.

Unser Betrieb besteht aus drei Gärtnerei-Betriebsteilen (in Schwabach und Ansbach). Wir sind eine alte, traditionelle Endverkaufsgärtnerei. Wir arbeiten fast zu 100% mit Fachpersonal und investieren sehr viel in Ausbildung (momentan 6 Auszubildende in Floristik und Gärtnerei). Unser Betrieb hat schon zwei Weltkriege überlebt und wir stehen jetzt auf der Kippe und haben starke Bedenken, wie wir durch die kommende Zeit kommen.

Eine Gärtnerei lässt sich nicht, wie ein normaler Einzelhandel zu sperren oder auf sperren. Wir können keine Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken. Was wir jetzt verkaufen wollen, wurde von uns 3 bis 6 Monate im Betrieb herangezogen. Selbst wenn wir keine Pflanze verkaufen dürfen, benötigen wir unsere Angestellte um die Pflanzen weg zu werfen und damit den Platz für die Folgekulturen (die Jungpflanzen sind ja meistens schon knapp ein Jahr im voraus bestellt) frei zu geben. Zudem benötigen wir für Pflege, Pflanzenschutz und Betrieb der Anlage konstant unser Personal. Wir sind dieses Jahr schon enorm unter Druck, weil fast dauerhaft 2 - 4 Mitarbeiterinnen fehlen (die  daheim Ihre Kinder im Onlineunterricht betreuen müssen). Ein geordnetes Schließen und Wiederhochfahren würde mit unserer Produktion jeweils gut 6 - 8 Monate dauern.

Der Mai ist der Gartenmonat schlecht hin. Trotzdem wir sehr breit aufgestellt sind (auch im Dienstleistungssektor) machen wir direkt und indirekt ein Drittel unseres Jahresumsatzes im Mai. Natürlich haben wir seit letztem Jahr unseren Onlineshop massiv ausgebaut, natürlich waren wir bisher mit bis zu 5 Mitarbeitern am Telefon, natürlich springen uns Freunde beim Ausliefern zur Seite. Dennoch werden wir, trotz diesen Anpassungen von uns, nicht annähernd den nötigen Verkauf erreichen. Die letzten Monaten haben uns gezeigt, dass wir selbst mit viel Engagement nur auf um die 65 % unseres Umsatzes kommen. Das reicht leider zum Überleben nicht aus und wäre für uns im wichtigsten Monat des Jahres das absolute Desaster.

Nochmal: Wir wollen nicht, dass sich jemand bei uns infiziert. Aber wir haben als Gärtnerei wirklich viel Fläche. Wahrscheinlich soviel Fläche wie kaum eine andere Branche. Wenn es sein sollte können wir 200m² pro Kunde garantieren und damit trotzdem noch locker 20 Kunden in den Betrieb lassen (selbst in Stoßzeiten wird bei uns der Wert von 15 Kunden selten überschritten). Die Menschen, da sie ja momentan daheim sind,  dürstet es danach Blumen und Blüten in ihr Zuhause zu bekommen. Die Werbungen der letzten Tage zeigen, dass sich der Lebensmitteleinzelhandel dafür wappnet dieses Geschäft komplett zu übernehmen. Wir sehen dort ein viel größeres Infektionsrisiko, als in einer Gärtnerei. Wenn wir als Gärtnerei nicht bald aufmachen, werden sich die Menschen im Lebensmittelhandel um die Pflanzen drängen. Ohne unsere Abstände, ohne gelüftete Gewächshäuser, die fast wie Freiland anzusehen sind.  Die Studien der letzten Tage haben ja gezeigt, dass eine Ansteckung kaum im Freiland stattfindet.

Wir möchten von der Politik kein Geld, keine Zuschüsse oder Hilfsfonds. Wir möchten nur eine sinnvolle Fairness und objektive Bewertung der aktuellen Situation auf unsere Betriebe gemünzt. Wir wollen, wie die
letzten 120 Jahre auch, unser Geld durch ehrliche Arbeit und vorsichtigen, respektvollem Umgang mit Mitarbeitern und Kunden, selbst verdienen. Es ist in unserem eigenen Interesse keine Infektionsherd zu werden und keine Mitarbeiter und Kunden zu verlieren.

Die letzten Jahren haben gezeigt, dass fast jede Gärtnerei, die in Bayern schließt, keinen Nachfolger mehr findet. Auch die wenigen bayrischen Großgärtnereien wachsen nicht so, dass sie diese Fläche ausgleichen könnten (abgesehen vom Gemüseanbau). Wir werden damit sehr viel Regionalität, praktischen Umweltschutz und regionales Engagement verlieren. Das möchten wir nicht. Auch deswegen weil bei uns die nächste Generation schon in den Startlöchern steht und unser Betrieb weitergehen könnte.

Wir wissen, dass Sie ein viel beschäftigter Mann sind - ganz klar. Trotzdem würden wir Sie gerne in unseren Schwabacher Betrieb einladen. Einfach damit Sie sich selbst ein Bild davon machen können um wie viel sicherer wir (im direkten Vergleich zum Lebensmitteleinzelhandel) einen kontrollierten Verkauf möglich machen können. Es würde uns sehr freuen, wenn Sie diese Zeit aufbringen würden (Schwabach ist ja nicht so weit zur Anreise ...).

In diesem Sinne.
Mit freundlichen Grüßen
Heino Schwarz

Von: Heino Schwarz, Freitag, 16. April 2021 - Aktualisiert am Mittwoch, 21. April 2021
Weitere Informationen, Artikel und Termine von »Blumen Schwarz« finden Sie unter: www.meier-magazin.de/blumen-schwarz

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