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Optimistisch bleiben in Zeiten der Pandemie

Nürnberg - Die Johanniter geben Tipps zum Umgang mit Angst

Die Corona-Pandemie löst bei vielen Menschen derzeit Sorgen und Ängste aus. Völlig normal für eine unbekannte, nie dagewesene Situation. Der professionelle Umgang mit schwierigen Situationen – wie etwa der Ausbruch einer Pandemie – steht an der Johanniter-Akademie Niedersachsen/Bremen am Campus Hannover im Lehrplan von angehenden Rettungskräften und ehrenamtlichen Helfern im Katastrophenschutz. Teil der Ausbildung ist nicht nur die medizinische Erstversorgung von Patienten, sondern auch die Berücksichtigung von verschiedenen Lebenssituationen und interkulturellen Besonderheiten sowie die jeweilige Lebensphase der zu versorgenden Personen. So lernen etwa Notfallsanitäter auch die psychische Verfassung der Betroffenen zu analysieren und die psychische Belastung aller Beteiligten in der Notfallsituation, u.a. von Feuerwehr und Polizei, einzuschätzen.

An der Johanniter-Akademie ist Psychologe B.Sc. und Notfallsanitäter Alexander Stötefalke für die Ausbildung im Bereich Notfall- & Katastrophenpsychologie verantwortlich. Zudem ist er Landeskoordinator für die Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) der Johanniter im Landesverband Niedersachsen / Bremen. PSNV ist der Sammelbegriff für die psychische Akuthilfe und Einsatznachsorgearbeit und umfasst alle Aufgaben und Tätigkeiten, die mit der Betreuung und Versorgung von Menschen in akuten seelischen Notlagen oder Krisen zu tun haben.

„Auch wir in der Region kennen die Wichtigkeit der PSNV und bilden uns und unsere Einsatzkräfte regelmäßig zu diesem Thema fort.“, weiß auch Jörg Deffner, Ortsbeauftragter der Johanniter-Unfall-Hilfe im Regionalverband Mittelfranken und gleichzeitig für die Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) der Johanniter zuständig. „Nicht jeder Mensch geht gleich mit seiner Angst um. Jeder kann eine andere Strategie entwickeln.“

Angesichts der aktuellen Situation geben die beiden Fachkräfte Tipps zum Umgang mit der Angst. Wie sollten wir mit ihr umgehen und was können wir alle tun, um uns auch über längere Zeit hinweg nicht entmutigen zu lassen?

„Wenn Sie sich in den letzten Wochen umgesehen haben, werden Sie jede Menge Verhaltensweisen bei ihren Mitmenschen finden, welche schlussendlich der Bewältigung dieser Angst dienen.“, so Deffner. Einige davon seien ganz nützlich und funktional, wie etwa intuitiv etwas mehr Abstand zu halten oder sich öfter die Hände zu desinfizieren. Andere weniger nützlich, aber weitestgehend schadlos, wie Unmengen an Toilettenpapier zu horten. „Und noch andere sind tatsächlich sogar gefährlich, wie etwa jene Menschen, die sich gegen das Gefühl von Angst und Ungewissheit stemmen, indem sie sich absichtlich nicht an Hygieneregeln oder Einschränkungen halten,“ unterstreicht Stötefalke. Auch solches Verhalten diene schlussendlich der individuellen Angstbewältigung. Wenn es schon keinen Einfluss auf die Situation gebe, dann doch wenigstens Kontrolle über die eigene Reaktion ausüben.

Angst reduzieren in fünf Schritten
Alexander Stötefalke hat verschiedene Ideen zusammengestellt, wie wir mit dieser völlig neuen Situation positiv umgehen und die Krise sogar als Chance nutzen können.

Schritt Eins – Teilen Sie ihre Angst mit anderen
Sprechen Sie mit den Menschen, denen Sie vertrauen, über ihre Sorgen und Ängste in der aktuellen Situation.  Wir Menschen sind extrem soziale Lebewesen.  Zu sehen, dass es den anderen um uns herum ähnlich geht, beruhigt uns und zeigt uns auf, dass unsere Einschätzung der Situation weder absurd noch auf eine Fehleinschätzung zurückzuführen ist.

Schritt Zwei – Werden Sie sozial aktiv
Suchen Sie sich Aktivitäten, mit denen Sie in ihrem Umfeld einen positiven Beitrag zur Bewältigung der aktuellen Lage leisten können. Gehen Sie für die ältere Person in Ihrem Haus mit einkaufen! Erklären Sie anderen Menschen wie gute Händedesinfektion funktioniert oder schreiben Sie eine Liste der zehn besten Kinderspiele für die Quarantäne in ihrer Facebook-Gruppe. Positive Aktivitäten helfen gegen die eigenen Ängste, weil sie konkret etwas zur Verbesserung der Situation beitragen und sie helfen anderen Menschen dabei, deren Ängste durch soziale Unterstützung zu reduzieren.

Schritt Drei – Informieren Sie sich
Hochwertige Informationen in dosierten Mengen, helfen ein gutes Stück weiter, um Angst ab- und Handlungsfähigkeit wiederaufzubauen. Beginnen Sie ihre Informationssuche dabei immer mit einer konkreten und für Sie nützlichen Frage, etwa: „Was bedeuten Ausgehbeschränkungen für mich und meine Familie?” oder „Was genau ist ein Virus?” Informationen sind nämlich ein bisschen wie ein starkes Medikament. Zu wenig nützt Ihnen nichts, zu viel davon vergiftet: Ohne konkretes Problem sollte man es schon mal gar nicht einnehmen! Und beziehen sollte man es nur aus der qualifizierten Apotheke und nicht vom „Typen“ an der Ecke.

Schritt Vier – Aktivieren Sie positive Werte
Angst führt häufig zu Vermeidung und damit leider auch zu Ignoranz tatsächlicher Gefahren. Wir alle tun das gelegentlich, weil wir so den Eindruck haben, der Angst und den damit verbundenen unangenehmen Gefühlen aus dem Weg gehen zu können. Das ist verständlich, aber selten wirklich nützlich und führt meist zur Zunahme von Angst. Zielführender ist es, diejenigen Werte und Persönlichkeitseigenschaften zu aktivieren, die Ihnen wichtig sind und die es Ihnen ermöglichen, auch in anstrengenden Zeiten zu bestehen. Waschen Sie sich die Hände nicht, weil Sie Angst vor dem Corona-Virus haben, sondern weil Ihnen die Gesundheit ihrer Familie und ihrer Mitmenschen wichtig ist. Bleiben Sie nicht zu Hause, weil Sie Angst vor Infektion oder Strafe haben, sondern weil es Ihnen wichtig ist, dass Ihre Gemeinde diese Krise schnell überwindet. Diese Vorgehensweise motiviert und gibt auf Dauer Kraft.

Schritt Fünf – Lachen Sie!
Humor und Lachen nehmen jeder Angst den Stachel. Suchen und sehen Sie auch in der laufenden Krise das Absurde, das Komische, das Lächerliche. Die Psychologie dahinter ist simpel. Um über etwas zu lachen, müssen wir es mental umdeuten und aus etwas Mächtigem und Bedrohlichem etwas Lustiges und Komisches machen. Situationen über die Sie lachen können, sind Situationen in denen Sie die Bedeutung der Situation festlegen und verändern können. Achten Sie bitte nur darauf, dass Sie ihren Spaß nicht auf Kosten anderer haben. Lachen Sie über Corona, darüber, dass die Pizzalieferanten und Netflix vermutlich gerade das Geschäft ihres Lebens machen, lachen Sie über sich selbst, aber lachen Sie bitte nicht über die Menschen, die es aktuell hart trifft oder noch treffen wird.

Bleiben Sie zuversichtlich
Wir alle machen gerade eine herausfordernde Zeit durch und im Großen und Ganzen schlagen wir uns gut. Es ist deswegen bei aller Bereitschaft, die notwendigen Einschränkungen in Kauf zu nehmen, auch völlig in Ordnung, sich mal selbst auf die Schulter zu klopfen, zu loben und sich mit etwas Schönem, Gutem und Entspannendem zu belohnen. Lenken Sie sich mit einem lustigen Film oder einem (einsamen!) Waldspaziergang ab. Reden Sie mit ihren Mitmenschen auch über andere Dinge als die Epidemie und vielleicht können Sie die “Zwangsfreizeit” ja dazu nutzen, ein paar Bücher zu lesen, die ohnehin im Regal lagen oder das Videospiel auszuprobieren, mit dem Ihre Kinder Ihnen schon seit langem in den Ohren liegen.

Alles Gute – Bleiben Sie gesund...

Von: Nadine Brantl (Pressesprecherin), Sonntag, 22. April 2018 - Aktualisiert am Mittwoch, 22. April 2020
Weitere Informationen, Artikel und Termine von »Johanniter-Unfall-Hilfe e. V.« finden Sie unter: www.meier-magazin.de/johanniter

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