Philip Watson - Solo-Künstler bei den Nürnberger Symphonikern
Nürnberg - Seit er 8 Jahre alt ist, trägt Philip Watson die Liebe zur Klarinette in sich. Und aus dem tiroler Burschen, der eigentlich lieber Schlagzeuger werden wollte, entwickelt sich ein äußerst talentierter Klarinettist, den die Nürnberger Symphoniker seit 2 Jahren unter Vertrag haben.
Wir sprechen mit dem sympathischen Mann, den sein berufliches Engagement aus Österreich hinaus in unsere mittelfränkische Metropole getragen hat.
Als wir ihn auf seinen ursprünglichen Wunsch ansprechen, Schlagzeuger werden zu wollen, muss er lachen. Da hatten sowohl der musikalische Opa als auch der Onkel, ein Kapellmeister, ein kräftiges Veto eingelegt. Schlagzeuger wollten viele werden, meinten die beiden, doch gute Klarinettisten waren selten und so fügte sich Philip und entdeckte schnell sein Talent auf dem vielseitigen Holzblasinstrument.
Auch wenn er manchmal, vor allem in der Pubertät, dachte: „Schlagzeuger zu sein, wäre vielleicht doch viel cooler gewesen“,
den Spaß an der Klarinette konnte dieser Gedanke längst nicht mehr trüben. Schon früh gewann er Preise beim größten österreichischen Jugendmusikwettbewerb „Prima la musica“ und spielte in vielen Konzerten und diversen Ensemblebesetzungen.
Nach Beendigung der Schule begann er, Klarinette zu studieren. Zunächst im Landeskonservatorium, Innsbruck. Sein Bachelor- und Masterstudium jedoch schloss er dann mit Auszeichnung an der Kunstuniversität in Graz bei Prof. Wolfgang Klinger ab.
„Rückblickend kann ich für mich sagen, dass ich am Ende genau an die Universität gekommen bin, die für mich bestimmt war.“
Graz war seine zweite Wahl, denn eigentlich wollte er gerne nach Wien. Aber schlussendlich hatte es das Schicksal richtig für Philip Watson entschieden, denn er landete bei dem Professor, der ihn nach besten Möglichkeiten unterstützte und förderte, der immer genau wusste, welcher Schritt gerade entscheidend für seinen Schüler war. So konnte er zu dem Künstler reifen, der er heute ist.
Nach dem Studium bekam er Engagements in namhaften Orchestern, ging mit Konstantin Wecker auf Tournee, sammelte viel Erfahrung in der Zusammenarbeit mit anderen Klarinettisten und unterrichtete in mehreren Meisterkursen und an einem Gymnasium, bis ihn vor zwei Jahren die Nürnberger Symphoniker in ihren Reihen willkommen hießen.
„Mein echtes Feuer für die Klarinette wurde tatsächlich relativ spät entfacht.
In der Coronazeit war ich gezwungenermaßen viel zu Hause und konnte mich noch intensiver dem Instrument und meinem Können widmen. Das hat das Feuer, das zweifellos schon immer in mir brannte, richtig hoch auflodern lassen.“
An den Symphonikern in Nürnberg schätzt er aufrichtig den guten Umgang unter den Kollegen und Kolleginnen, der nicht in jedem Orchester so selbstverständlich gelebt wird. Aber genau das macht für ihn ein gutes Orchester aus und es bedeutet für ihn das Schönste, was er sich vorstellen kann: das Miteinander, das sich aufeinander einlassen, das Zusammenspiel im Team – für ihn enorm wichtige Faktoren, die ein Orchester immer besser werden lassen.
Er fühlt sich wohl in Nürnberg, ohne Frage, aber wenn Philip Watson von „Zu Hause“ spricht, dann meint er Tirol.
Wann immer es die Zeit erlaubt, dann nimmt er die nur 2,5 Stunden Fahrzeit in Kauf und fährt zur Familie. Das erdet ihn, das gibt ihm Heimatgefühl. Am meisten vermisst er die Berge, die vertraute Landschaft und die Sprache der Menschen.
Aktuell freut sich Philip Watson sehr auf das Klassik Open Air, das für ihn schon ein besonderes Highlight darstellt. Zum zweiten Mal, seit er in Nürnberg im Orchester spielt, kann er bei diesem Ausnahmeevent mitwirken. Seine Eltern werden ihn zu dieser Gelegenheit wieder einmal besuchen kommen und dem Open-Air-Konzert am Luitpoldhain lauschen.
Als wir ihn fragen, was er an seinem Beruf schwierig findet, antwortet er, dass es für ihn manchmal herausfordernd ist, sich auf das Zusammenspiel mit unterschiedlichen Dirigenten einzulassen. Bei manchen funktioniert alles wie von selbst, bei anderen wiederum kann das Miteinander zum Kraftakt werden. In diesen Situationen ist dann der Zusammenhalt unter den Orchesterkollegen entscheidend, denn dann müssen alle noch mehr als sonst an einem Strang ziehen, damit die Leichtigkeit für das Publikum beibehalten wird.
Wenn Philip Watson seine bisherige Karriere betrachtet, dann hat sich alles für ihn so gefügt.
Der Ratschlag von Opa und Onkel, am richtigen Studienplatz beim besten Professor in Graz anzukommen zu dürfen und die beruflichen Möglichkeiten, die sich ihm aufgetan haben. Das weiß Philip durchaus zu schätzen. Er sagt selbst "es gibt so viele gute Musiker, die jungen Leute werden irgendwie immer besser und man muss neben Talent und viel Übungseifer auch Glück haben. Nicht selten kommen 60-80 begabte Musiker zu einem Vorspiel, bei dem nur 2 bis 3 Studienplätze zu vergeben sind. Da kann nicht jeder genommen werden."
Jungen Menschen, die etwas gefunden haben, für das sie brennen, rät er, am Ball zu bleiben und daran zu glauben. Auch wenn das Feuer manchmal nur glimmt und gerade mal keine hohen Flammen schlägt. Es lohnt sich auch dann, weiterzumachen, nicht den Mut zu verlieren und durch den Tunnel hindurchzugehen, bis man am Ende wieder das Licht sehen kann, selbst wenn das etwas dauern sollte und man auf dem Weg dahin vielleicht sogar eine Auszeit nehmen muss.
Am Ende des Gespräches wollen wir noch etwas über seine Klarinetten erfahren.
Wir lernen von Philip, dass es etliche unterschiedliche Klarinetten gibt. Er spielt die B- und A-Klarinette, selten mit einer S-Klarinette und mit der Bassklarinette hat er nichts zu tun. Meist kommt er zum Konzert mit seinen beiden Instrumenten, denn oft muss zwischendurch gewechselt werden. Stolze 22.000 € kostet so ein Klarinettenset. Philip Watson besitzt zwei davon, damit er nicht mit dem Üben pausieren muss, wenn das andere Set einmal bei der Generalüberholung ist.
Junge Menschen, die gerne mehr von Philip Watson und den Nürnberger Symphonikern hören möchten, können ab der kommenden Saison ein U-30 Ticket erwerben. Eine Ermäßigung für Schüler, Studenten, Auszubildende. Es gilt exklusiv für die symphonischen Konzerte in der Meistersingerhalle. Ab der 2. Preiskategorie kostet somit jedes Ticket nur 10 €. Als Nachweis für die Ermäßigung muss beim Einlass der Personalausweis vorgelegt werden. Das U30-Ticket kann online seit dem 01.07.24 für die symphonischen Konzerte gebucht werden.
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