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Rettungswache: Hilfe der Wendelsteiner ist wichtig

Wendelstein - Betroffene sollen im Notfall dokumentieren, wie lange der Rettungswagen zum Einsatzort braucht.

  • © pattilabelle - Fotolia.com

Seit etlichen Jahren kämpfen Wendelsteins Politiker um eine Rettungswache in Wendelstein. Vergebens. Und so wie es aussieht, wird sich auch in den nächsten Jahren nichts daran ändern.

Das Problem ist: Es gibt für Wendelstein keine Zahlen, die belegen, dass Wendelstein eine Rettungswache braucht. Die durchschnittliche Zeit, die ein Rettungswagen nach Wendelstein benötigt, beträgt etwas mehr als neun Minuten. Die Verordnung zur Ausführung des Bayerischen Rettungsdienstes verlangt höchstens zwölf Minuten. Die Fahrt nach Wendelstein ist also viel kürzer, egal, woher der Rettungswagen anrückt. Wenn die Rettungsfrist von zwölf Minuten in mehr als 80 Prozent der Fälle eingehalten wird – so ist es in Wendelstein offiziell der Fall – dann besteht kein Bedarf für eine Rettungswache.

„Die Tatsache allein, dass eine Gemeinde 16 000 Einwohner hat, führt noch nicht dazu, dass dort automatisch eine Rettungswache gebaut werden kann oder muss“, erklärt Knut Engelbrecht, Vorsitzender des Zweckverbandes für Rettungsdienst Mittelfranken Süd, „Voraussetzung dafür ist, dass die rettungsdienstliche Versorgung eine solche Wache notwendig macht." In Wendelstein ist dies auf Grundlage der vorliegenden Zahlen und der in Bayern für die Bemessung des Rettungsdienstes geltenden gesetzlichen Vorgaben nicht der Fall. "Um einen neuen Rettungsdienststandort schaffen zu können, brauchen wir die Zustimmung der Krankenkassen als Kostenträger", erklärt Engelbrecht, "und die bekommen wir nur, wenn wir objektiv nachweisen können, dass die geltenden gesetzlichen Fristen nicht eingehalten werden und keine andere Möglichkeit besteht, dieses Problem zu lösen, als eine neue Wache zu schaffen."

In der vergangenen Zeit haben sich in Wendelstein jedoch immer mehr besorgte Einwohner bei der Verwaltung und den Politikern beschwert, dass die Einsatzwagen viel länger als zwölf Minuten zum Einsatzort brauchen: Zahlen von einer halben bis eineinhalb Stunden stehen im Raum. „Eineinhalb Stunden“, ist sich Engelbrecht sicher, „braucht kein Rettungswagen. Entsprechende Fälle sind mir auch nicht bekannt." Treten längere Verzögerungen auf, reagiert das in der Leitstelle verwendete Programm automatisch. Dann wird ein anderes Einsatzfahrzeug alarmiert. "Aus meiner Sicht", sagt Engelbrecht, "kann es sich in diesen Fällen eigentlich nur um nicht zeitkritische Krankentransporte gehandelt haben. Dort sind im Einzelfall bei hohem Einsatzaufkommen solche Wartezeiten möglich.“

Die Zeit eines Einsatzwagens soll übrigens so gemessen werden: Wenn der Rettungswagen die Wache verlässt, muss der Fahrer auf einen Knopf drücken. Auf diesen Knopf drückt er wieder, wenn er am Einsatzort ankommt. Hier, so vermuten einige Wendelsteiner, liegt das Problem. Sie glauben, dass es Fahrer gibt, die früher auf den Knopf drücken, als erst, wenn der Wagen am Einsatzort ankommt. Diese Vorwürfe, die Zahlen seien dreist gelogen und manipuliert, weist Engelbrecht entschieden zurück: „Erstens handelt sich um automatisch aus dem Einsatzleitsystem erzeugte Zahlen, die vom Institut für Notfallmedizin (INM) der Uni München ausgewertet werden. Eine Manipulation ist hier so gut wie nicht möglich. Zum anderen hat weder der Zweckverband noch das BRK irgendein Interesse, diese Zahlen zu manipulieren. Im Gegenteil: Würde eine neue Rettungswache geschaffen, wäre das natürlich für einen möglichen neuen Betreiber wirtschaftlich positiv." 

Engelbrecht: "Dass die Zahlen objektiv sind, zeigt sich schon daran, dass sie für andere Gemeinden und Regionen im Bereich des Zweckverbandes durchaus auch Probleme bei der Einhaltung der Hilfsfrist aufzeigen, beispielsweise in Bereichen des Landkreises Weißenburg oder auch im Bereich des Seengebiets.“ Dementsprechend wird beispielsweise jetzt auch in Allersberg ein neuer Rettungsdienststandort geschaffen.

Dass diese Zahlen jedoch jetzt nicht nur ein subjektives Empfinden aus Sicht der Wendelsteiner sind, gilt es nun zu beweisen. Daher bitten Bürgermeister Werner Langhans, die anderen Marktgemeinderäte und die Verwaltung alle  Wendelsteiner darum, im Notfall genau zu dokumentieren, wann sie den Rettungsdienst alarmiert haben und wann er eintrifft. Diese Zahlen sollen an die Verwaltung weitergegeben werden.

 

 

 

 

 

Erst wenn im Gebiet einer Gemeinde die Zwölf-Minuten-Frist nach Ausrücken des Rettungsmittels in weniger als 80 Prozent aller Einsätze eingehalten wird, hat der Rettungszweckverband die Möglichkeit, die Schaffung eines zusätzlichen Rettungsdienststandortes zu prüfen. Aber auch dies nur, wenn durch eine Änderung der Dispositionsstrategie, die Verlagerung eines Standorts oder durch sonstige Aktionen keine Verbesserung erreicht werden kann. Dass diese Grenze überschritten ist, muss durch ein entsprechendes Gutachten des INM belegt werden. Die Bestätigung des INM, dass eine Überschreitung vorliegt und die Empfehlung, einen neuen Standort zu schaffen, sind Voraussetzung dafür, dass die Krankenkassen einer neuen Rettungswache zustimmen. Erst wenn diese Voraussetzungen vorliegen,  kann der Zweckverband darüber entscheiden. „Der Zweckverband“, sagt Knut Engelbrecht, Vorsitzender des Zweckverbandes für Rettungsdienst Mittelfranken Süd, „ist hier also nicht frei, sondern ist an die Feststellung des Bedarfs durch das INM gebunden."

Von: Nicole Salamon, Dienstag, 21. März 2017 - Aktualisiert am Mittwoch, 22. März 2017
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