Rißmannfichte zur Bank geworden
Kammerstein - Der mächtigste Baum im Heidenberg fiel 2019 einem Sturm zum Opfer. Nun lebt er als XXL-Bank weiter.
KAMMERSTEIN – Rund 170 Jahre hatte sie auf dem Buckel. Die Rissmann-Fichte war bis August 2019 als mächtigster Teil des Waldgebiets zwischen Kammerstein und Büchenbach das markante Wahrzeichen des Heidenbergs. Dann aber brachte ein Sturm den Methusalembaum mit fast 40 Metern Höhe, 90 Zentimetern Stammdurchmesser und knapp drei Metern Umfang zu Fall. Nun ist aus der riesigen Rißmann-Fichte die beeindruckende Rißmann-Bank samt Überdachung am Wanderparkplatz geworden. Sie ist am Samstag mit einem kleinen Fest offiziell ihrer Bestimmung übergeben worden.
Ermöglicht hat das auf Antrag von Gemeinderatsmitglied Volker Bauer hin eine Kooperation zwischen den Bayerischen Staatsforsten, der Gemeinde Kammerstein, mehreren Sponsoren und den Nachfahren des Forstarbeiters Thomas Rißmann (1857-1930). Sein Einsatz war es gewesen, der die Fichte erst so groß werden ließ. In einem Akt „des zivilen Ungehorsams“, wie Volker Bauer es beschrieb, hat er sich an der Wende zum 20. Jahrhundert über Jahrzehnte hinweg einer Anordnung widersetzt, den Baum zu fällen. „Wer auf der XXL-Bank sitzt, profitiert also von seinem Wirken“, erklärte Volker Bauer, der Rißmann auch als „Vorreiter des Biotop-Baum-Gedankens“ sah. Kammersteins Erster Bürgermeister Wolfram Göll bezeichnete den Baum als „Symbol des Umwelt- und Artenschutzes“.
Volker Bauer hat den gut sechs Meter langen Mittelteil des Stammes gerettet, indem er ihn 2020 in Absprache mit Revierförster Hubert Riedel in den Bauhof der Gemeinde verfrachtet hat. Für den CSU-Politiker war klar: Die Rißmann-Fichte muss weiterleben, „um spürbar daran zu erinnern, dass der Begriff Nachhaltigkeit aus der Forstwirtschaft kommt“. Das ist mit der Bank eindrucksvoll gelungen. Der Landtagsabgeordnete hat für die Realisierung des Projekts mehrere Sponsoren mobilisiert. Letztlich war es die Idee eines Nachfahren Rißmanns gewesen, die das Sitzmöbel auf den Weg gebracht hat. Der verstorbene Karl Lehner hatte diese Anregung gegeben. Sein Cousin Thomas war mit 16 weiteren Abkömmlingen Rißmanns zur Einweihung der Bank in den Heidenberg gekommen. Immerhin waren Thomas Rißmann und seine Gattin Barbara Eltern von 16 gemeinsamen Kindern gewesen. Pfarrerin Daniela Merz erteilte der Bank den kirchlichen Segen. „Sie soll zu einem Ort der Begegnung und des Lebens werden, an dem gute Gespräche geführt werden“, so die evangelische Geistliche.
Von der Bank aus sind es nur wenige Schritte auf dem Klammweg zum ehemaligen Standort der Fichte. Dort bilden die riesige Krone rechts und das gewaltige Wurzelwerk zur Linken „Totholz-Monumente, die Lebensraum für Kleintiere schaffen und die Bio-Diversität stärken“, sagte Wolfram Göll. Hier könne man noch einmal die gewaltigen Ausmaße des Baumes erleben, ergänzte Volker Bauer.
Die Kosten für die Bank nebst Dach lagen bei 18 000 Euro. 40 Prozent davon hat der Lorenzer Reichwaldverein übernommen, eine Organisation, die Naherholungseinrichtungen in der Region Nürnberg fördert. Daneben haben die Mitarbeiter des Kammersteiner Bauhofs mitgeholfen. Die Allersberger Firma Leitner-Reisen, Betonwerk Humpenöder, Erdbau Michael Reitelshöfer, die Schwabacher Werbeagentur „IINLINEKommunikation“ und die Zimmerei Lankes haben mit Spenden unterstützt, das Projekt zu realisieren.
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