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Robo-Berater – Vertrauen Sie der Technologie?

Nürnberg - Werden Internet-Tools künftig den klassischen Berater ersetzen? Seit einigen Monaten gewinnt die Diskussion um die sogenannten „Robo-Berater“ auch in Deutschland zunehmend an Bedeutung. Werden Anleger künftig den Algorithmen eines Roboters vertrauen und ihre Geschäfte ins Internet verlagern? Wie zuverlässig sind diese neuen Anbieter und wo liegen die Stärken und Schwächen?

  • Wolfgang Juds imCREDO Anlegerfernsehen unter http://goo.gl/yyDM1m

    Wolfgang Juds imCREDO Anlegerfernsehen unter http://goo.gl/yyDM1m

Was ist die Idee der der „Robo-Berater“? - Der Kunde beantwortet auf einer Internet-Plattform die Fragen eines Computer-Tools und erhält anschließend einen Vorschlag für eine standardisierte Vermögensverwaltungsstrategie. Mit wenigen Mausklicks eröffnet er über die Internet-Plattform ein Depot bei einer Partnerbank und wählt in der Regel die vorgeschlagene Strategie aus. Die Abwicklung erfolgt weitgehend standardisiert und automatisiert. Individuelle Wünsche können nicht berücksichtigt werden.

Die fehlende Beratung ist das entscheidene Kriterium für die Kunden

Bei der klassischen Anlageberatung muss sich der Berater gemeinsam mit seinem Kunden durch eine ganze Reihe von Fragen arbeiten. Dabei müssen die Fragebögen den gesetzlichen Vorgaben entsprechend ausgefüllt werden. Der Kunde macht Angaben zu seiner Person, zu seinen Anlagezielen, seinen Kenntnissen und Erfahrungen, zu seiner Risikobereitschaft und in der Regel auch zu seinen bisherigen Anlagen. Ohne diese Angaben ist keine Anlageberatung möglich! Erst wenn die Daten vollständig vorliegen, macht der Spezialist dem Anleger konkrete Vorschläge, die sowohl die Besonderheiten des Finanzproduktes berücksichtigen als auch zum Kunden passen sollen. Dabei geht der Berater insbesondere auf die individuellen Fragestellungen seiner Kunden ein. Bei dem „Robo-Advisor“ entfällt diese Beratung. Die „Robo-Berater“ ziehen sich auf ihre AGBs zurück und erbringen lediglich eine „Execution-Only“-Leistung. Die fehlende Beratung spart erheblich Kosten und Beratungskapazitäten. Auch dürfte es kaum zu Klagen zur fehlerhaften Anlageberatung kommen, da rechtlich gar keine Anlageberatung stattfindet. Daher ist die Leistung der „Robo-Berater“ im Internet oft günstiger als die der klassischen Vermögensverwaltung.

Die Qualität der Anlagestrategien

Da die Tools der „Robo-Berater“ auf Algorithmen basieren, bieten sich börsengehandelte Indexfonds, die ETFs, geradezu an. Die Modellierung anhand historischer Daten funktioniert nur auf Basis von Indices. Bei aktiv gemanagten Fonds sind die Abweichungen zu hoch und nicht berechenbar. Für Freunde des passiven Investierens können diese „Robo-Modelle“ interessant sein. Aus meiner Sicht ist einer der größten Nachteile der ETFs die Kapitalgewichtung der zugrunde liegenden Indices. Das bedeutet, dass die größten Unternehmen in einem Aktienindex am höchsten gewichtet sind. Regional gesehen bedeutet dies, dass Aktien aus den USA als dem größten Markt der Welt auch am stärksten in den gängigen Indices vertreten sind. Ein deutscher Anleger mag sich fragen, ob dies seinen Vorstellungen entspricht. Um die Schwachpunkte er klassischen ETFs auszugleichen, haben die ETF-Anbieter eine neue Generation von Produkten entwickelt, die andere Faktoren wie Wertorientierung, Unternehmensgröße und Dividendenstärke berücksichtigen. Neue Berechnungsmodelle beziehen diese Faktoren in die Portfolio-Gestaltung ein. Die interessierten Anleger sollten sich mit den unterschiedlichen Modellen auseinandersetzen, um unliebsame Überraschungen später zu vermeiden.

Die Konsequenzen für Kunden und Berater

Aus meiner Sicht sollten Berater die Möglichkeiten der Digitalisierung sinnvoll nutzen und in ihre Beratungsprozesse einbauen. Dies setzt bei den Beratern eine Bereitschaft voraus, sich mit den angebotenen Modellen und der historischen Wertentwicklung auseinanderzusetzen. Erst dann lassen sich gesicherte Urteile über die Qualität der Tools und ihrer Ergebnisse fällen.

Die Kunden hingegen unterschätzen beim Kauf im Internet häufig die Bedeutung des Service eines Produktes. Dies gilt auch für die Vermögensverwaltung. Nicht umsonst etablieren sich diese neuen Produkte gerade in guten Börsenphasen, wenn die Kurse steigen. Aus meiner Erfahrung hängen die individuellen Ergebnisse des Kunden von seinem Einstiegszeitpunkt ab. Wann ist er eingestiegen und wann hat er verkauft? Diese Entscheidungen kann weder ein optimiertes Internet-Tool noch eine standardisierte Vermögensverwaltung dem Anleger abnehmen. Die Erfahrung zeigt, dass die Mittelzuflüsse bei Investmentfonds dann am höchsten sind, wenn die Märkte zuvor gut gelaufen sind, und abnehmen, wenn der Markt korrigiert. Die Anleger müssen ihre eigenen Emotionen „im Griff“ haben und ihre Entscheidungen systematisch fällen. Dies kann ein „Robo-Advisor“ nicht leisten – wohl aber ein erfahrener Berater, der die verschiedenen Phasen selbst erlebt hat und den Kunden durch alle Hoch- und Tiefphasen begleitet. Deshalb hat der Berater sehr wohl seine Berechtigung und wird auch dringend benötigt. Diese wird uns gerade in Krisen- und Korrekturphasen immer wieder deutlich vor Augen geführt. Deshalb gehören neue Technologien und die qualifizierte Beratung zusammen! Nicht ein „entweder-oder“ sondern ein „sowohl-als-auch“ könnte die Lösung sein!

Von: Wolfgang Juds (Geschäftsführer), Mittwoch, 26. August 2015 - Aktualisiert am Donnerstag, 27. August 2015
Weitere Informationen, Artikel und Termine von »CREDO Vermögensmanagement GmbH« finden Sie unter: www.meier-magazin.de/credo
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