× Archiv der gedruckten Ausgaben Erscheinungstermine & Redaktionsschluss Auflage, Verbreitungsgebiet, Zustellung Artikel / Termine Einreichen Ansprechpartnerin Redaktion Mediadaten / Preisliste Ansprechpartner für Gewerbe Newsletter abonnieren
× Für Gewerbe Beratung anfordern Ansprechpartner für Gewerbe Ihre Werbung auf meier-magazin.de Kostenloser Brancheneintrag Newsletter abonnieren
Für alle Besucher*innen Erstanmeldung Kommentar schreiben Newsletter abonnieren Kleinanzeige einreichen
Infos für Vereinigungen Infos für Künstler*innen
Artikel & Termine einreichen Neu! Galerie
Ansprechpartnerin (Redaktion)

Sascha Seelemann – Musiker, Künstler, Moderator und Gesprächspartner mit Tiefgang

Region - Seine Songs wie „Ende der Einsamkeit“, „Game over“ oder „Mach Dich groß“ gehen ins Ohr und die Texte greifen nach dem Herzen. Als Bayern 3 Moderator präsentiert er im Radioprogramm Hits am Nachmittag und im kommenden Winter ist Seelemann live – seine Tour in Berlin, Köln, Hamburg und München trägt den Titel „Gut, dass Du da bist“.

  • Sascha Seelemann am Konzertflügel im Studio 2 beim BR

    Sascha Seelemann am Konzertflügel im Studio 2 beim BR
    © Mischa Lorenz

  • Sascha Seelemann am Konzertflügel im Studio 2 beim BR

    Sascha Seelemann am Konzertflügel im Studio 2 beim BR
    © Mischa Lorenz

  • Sascha Seelemann im Studio 2 beim BR

    Sascha Seelemann im Studio 2 beim BR
    © Mischa Lorenz

Sascha Seelemann brennt für die Musik. Für seine eigenen Titel, für tolle Bands, guten Sound und neue Künstler. Erfolgreich und vielversprechend, das ist der in Dachau aufgewachsene, heimatverbundene Sänger und Pianist zweifellos. Doch die Seele Seelemanns spricht auch eine andere Sprache, zeigt Facetten des sympathischen Künstlers, die man mit einem oberflächlichen Blick vielleicht nicht erahnen würde.

Die meier Redaktion wurde auf seine sensible, verletzliche Seite durch einen ARD-Podcast aus der Reihe „Sucht & Süchtig“ aufmerksam.

In der rund einstündigen Sendung „Seelen anwesend“ spricht er mit Gastgeber John Cook über seine Alkoholsucht und den anstrengenden Weg hinaus. In der Sendung geht es um das „Gemocht werden“, um die Anerkennung anderer, das „sich annehmen können“ und die Unsicherheiten, die manchmal einfach da sind. Die beiden Moderatoren unterhalten sich über das „Freunde finden und die Einsamkeit“ und darüber, wie sich der persönliche Fokus in der Suchtphase deutlich verändert.

Ein Grund für die meier Redaktion, Sascha Seelemann um einen Interviewtermin zu bitten.

Wir möchten wissen, wie es ihm geht und welche Tipps er für junge Menschen hat, die für eine Sache brennen.

Ihm ist klar, sagt er uns, dass es ihm jetzt wieder gut geht. Viel zu präsent sind ihm die Zeiten seines persönlichen Absturzes, der nun seit einem guten Jahr hinter ihm liegt. Ein krasses Jahr, wie er es selbst rückblickend bezeichnet. Er geht sehr offen und klar mit der Sache um und möchte den Menschen vermitteln, dass es einen Weg aus der Sackgasse gibt.

„Ohne Hilfe, ohne Gespräche und ohne Therapie hätte ich es vermutlich nicht geschafft“. Und auch jetzt noch besucht er regelmäßig Gruppentherapiestunden, die ihm Halt und Hilfe geben und ihm eine Art doppelten Boden schenken.

„Mittlerweile kann ich wieder das Schöne sehen. Ich liebe mein familiäres Umfeld und meine Musik und ich habe mir neuerdings auch einen Acker angeschafft, den ich selbst bewirtschafte, um zu mir zu kommen, Ausgleich und Balance zu finden.“

Das Gärtnern selbst steckte, wie auch die Musik, schon immer in ihm und er ist sich sicher, dass jeder Mensch etwas hat, das ihn erdet, ihm hilft, den Kopf freizubekommen. Dies herauszufinden, ist eine hilfreiche Aufgabe fürs Leben.

„Es ist nichts Falsches dabei, für etwas zu brennen, gar nicht. Aber dieses Brennen, sollte nicht dazu führen, sich darin völlig zu verlieren, sich dafür aufzugeben und sich ausschließlich mit diesem einen Thema zu identifizieren, denn dann wird es zur Gefahr.“

Ihm ist in den vergangenen Monaten nach und nach wieder klar geworden, wer er tatsächlich ist, was ihn als Mensch ausmacht und was alles Großartiges daraus entstehen kann. Dieses Bewusstsein war ihm im Verlauf der Sucht abhandengekommen. Mit Ende 17 oder 18 begann der Prozess. Er war – so sagt er von sich selbst – derjenige in der Gruppe, der immer eins zu viel getrunken hat. Wenn die anderen aufhörten, hat er weitergemacht, es gab keine Grenze. Auch nicht alleine, zu Hause. Wie viel das tatsächlich war, ist ihm erst spät bewusst geworden.

Es ist entscheidend, dass man es schafft, seinen Konsum von etwas immer wieder infrage zu stellen, ihn objektiv zu betrachten. Egal, ob das den Alkohol, Kiffen, Cannabis, Social Media, Gaming, Nikotin, Medikamente, Süßigkeiten oder anderes betrifft. Als junger Mensch möchte man sich ausprobieren, möchte dazu gehören, das gehört zum Erwachsenwerden dazu. Aber Sascha Seelemann rät allen aus eigener Erfahrung „passt bitte immer gut auf Euch auf, achtet auf Euren Anteil, denn wenn etwas zu viel ist, dann wisst ihr in dem Moment nicht, was es wirklich mit Euch macht.

„Hört Menschen zu, die es gut mit Euch meinen“

Er denkt an seinen Opa, der ihm schon immer sinnvolle Ratschläge mitgeben konnte, der Dinge wahrgenommen hat, die ihm als Sascha damals nicht mehr klar waren. „Oder holt Euch Rat von Fachleuten. Es gibt da draußen unzählige gute Anlaufstellen, mit denen man gute Gespräche führen kann“. Leider, so gibt er zu bedenken, „nimmt nur etwa jeder 10. Suchtgefährdete professionelle Hilfe an. Viel zu wenige, denn da draußen gibt es viele geschulte Menschen, die einem wirklich helfen können.“ Darüber sprechen zu können, ist der beste und wichtigste Weg.

Was er auch gelernt hat, ist, mit Rückschritten, mit Niederlagen besser umzugehen und wieder zu wissen, was gut für ihn ist. Auch in Bezug auf Freunde.

Mittlerweile betrachtet er sehr kritisch, mit welcher Selbstverständlichkeit der Alkoholkonsum in unserer Gesellschaft seinen Platz hat. Gerade in Bayern gilt Bier als „Grundnahrungsmittel“. Wenn man nicht trinkt, gehört man meist gar nicht dazu und fühlt sich ausgeschlossen. Selbst im liebevollen Familienkreis suggeriert man Jugendlichen, dass sie ab einem bestimmten Alter jetzt dazu gehören und etwas trinken dürfen. Vielerorts muss man sich erklären, wenn man keinen Alkohol trinken möchte. An diesen als so selbstverständlich betrachteten gesellschaftlichen Gewohnheiten muss dringend gerüttelt werden.

Auf unsere Frage, wovor er Angst hat, wird Sascha Seelemann nachdenklich.

Aktuell ist er trocken, hat gar keine Lust mehr, aufs Spiel zu setzen, dass es ihm irgendwann wieder schlechter gehen könnte. Er hat die Sucht als Krankheit akzeptiert und kann damit umgehen. Die Freude daran, dass es ihm nun viel besser geht als zuvor, ist seine tägliche Motivation. Doch er hat auch Angst davor, leichtsinnig zu werden, wenn die Zeit diesen Motivator irgendwann in den Hintergrund treten lässt, wenn dieses Gutgehen allzu selbstverständlich wird. Sollten dann im Leben Hindernisse oder Stolpersteine auftreten, weiß er, dass er genau aufpassen muss, nicht wieder in alte Suchtmuster zu verfallen. Ein Grund, weshalb er auch in Zukunft die Selbsthilfegruppentermine besuchen wird. Denn nur im Austausch mit den anderen, im Gespräch, kann dann die Gefahrenstelle erkannt und aufgelöst werden.

Und das kann er auch allen da draußen raten: „Holt Euch Hilfe, wenn ihr Hilfe braucht und sprecht mit anderen offen über Eure Probleme.“

Wir bedanken uns herzlich für das so offene Gespräch „Gut, dass Du da bist“ Sascha Seelemann.

Von: Anja Albrecht (meier Redaktion), Samstag, 18. Mai 2024 - Aktualisiert am Mittwoch, 19. Juni 2024
Weitere Informationen, Artikel und Termine von »meier® Magazin / Redaktion« finden Sie unter: www.meier-magazin.de/redaktion

Weitere Seiten zum Thema:

Empfehlen Sie diesen Artikel:

Kommentar schreiben

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu schreiben.