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Strauß, Pfau und anderes Feder- und Pfotenvieh - eine bunte Wohngemeinschaft auf dem Lebenshof

Freystadt - im oberpfälzischen Oberndorf bei Freystadt befindet sich der Lebenshof Erlbacher. Ein besonderer Ort für Tier und Mensch, an dem "Lebenlassen" aus tiefster Überzeugung praktiziert wird.

  • Strauß Oreo alias Holger

    Strauß Oreo alias Holger
    © Anja Albrecht

  • Der schöne weiße Hengst hat eine Hufkrankheit, die ihm an manchen Tagen Schmerzen beim Gehen bereitet

    Der schöne weiße Hengst hat eine Hufkrankheit, die ihm an manchen Tagen Schmerzen beim Gehen bereitet
    © Anja Albrecht

  • © Anja Albrecht

  • Hennen und Hähne in Hülle und Fülle

    Hennen und Hähne in Hülle und Fülle
    © Anja Albrcht

  • Kein Leistungsdruck auf dem Lebenshof

    Kein Leistungsdruck auf dem Lebenshof
    © Anja Albrecht

  • Hühner laufen auf dem Lebenshof auch frei herum

    Hühner laufen auf dem Lebenshof auch frei herum
    © Anja Albrecht

  • So ein Rad kann Nachwuchs-Pfau Pieps erst in etwa 2 Jahren schlagen

    So ein Rad kann Nachwuchs-Pfau Pieps erst in etwa 2 Jahren schlagen
    © Anja Albrecht

Die meier Redaktion besucht Harald Erlbacher an einem sonnigen Julitag auf seinem Hof. Wir haben durch Recherche von der Kehrtwendung der Erlbachers erfahren, die von der Straußenfarm mit kommerziellem Eier- und Fleischbetrieb hin zu einem Lebenshof führte, auf dem nun Tiere leben können, die weder geschlachtet noch in einer anderen Form als Nutztiere gehalten werden.

Harald Erlbacher erzählt uns seine Geschichte dazu.

Vor rund 20 Jahren begann er mit der Züchtung von Straußvögeln. Die ersten 6 Tiere kaufte er von Züchtern aus Deutschland. Er investierte in eine Brutstation und Unterstände, damit die sechs Gockel und Hennen rasch für Nachwuchs sorgen sollten. Die Rechnung ging auf und auf dem Gelände neben seinem Elternhaus hatte Harald Erlbacher schnell eine beachtliche Herde von 150 Tieren zusammen.  

Der Verkauf von Straußenfleisch und Straußeneiern nahm Fahrt auf und die Familie Erlbacher konnte es als solide Einnahmequelle bezeichnen. Ein leichter Lebenserwerb war es aber nie, denn neben den beachtlichen Kosten für Futter und Tierarzt und dem hohen persönlichen Einsatz fingen auch die Behörden an, Druck zu machen und ordneten oft unerfüllbare Auflagen an.

Nach und nach wurde Harald Erlbacher zum Straußexperten und eignete sich viel Wissen um die interessanten Vögel an.

Er kämpfte mit den Ämtern um jegliches Verständnis und brachte viel eigenes erworbenes Know-How zum Thema Ernährung und Lebensbedingungen der afrikanischen Vögel in die endlosen Debatten mit ein. Doch je mehr er sich mit dem Strauß als Lebewesen beschäftigte, desto lauter wurde sein eigenes persönliches Gewissen. Immer schwerer fiel es dem Straußenfarmbesitzer, hinaus auf die Koppel zu gehen und das nächste der rund 140 Kilogramm schweren Tiere auszuwählen, das in Kürze zum Schlachter geführt werden sollte. Ein Tier, um das er sich zuvor monatelang gekümmert und es aufgezogen hatte. Und eines Tages brachte er es dann gar nicht mehr übers Herz, über Leben und Tod entscheiden zu müssen.

Da bekam die Straußenfarm ein neues Konzept und wurde zum Lebenshof, kein Tier musste mehr durch Menschenhand sterben.

Irgendwie hat alles zusammengepasst. Die Preise für Soja (die Basis für das Straußenfutter) explodierten, spätestens seit der Ukrainekrise, und kaum ein Abnehmer war noch bereit, einen hohen Kilopreis für hochwertiges Straußenfleisch zu bezahlen. Die Nachfrage nach Straußenfleisch nahm ab, auch weil günstiges Straußenfleisch wegen der Vogelgrippe nicht mehr aus Südafrika exportiert werden durfte und so das Produkt völlig aus dem Fokus der Menschen verschwand.

Heute hat sich der Bestand an Straußen auf der Farm drastisch reduziert. Nur noch 5 der imposanten Laufvögel leben in Freystadt. Die Hennen legen zwar regelmäßig Eier und brüten auch fleißig darauf, aber in diesem Jahr schlüpfe keine Küken. Viel zu nass war das Jahr bislang.

Und mit der Aufzuchtstation nachzuhelfen, passt nicht mehr zum Verständnis der Erlbachers. Sie sind zu Tierkümmerern geworden. 

„Mittlerweile werde ich angerufen, wenn es irgendwo Bestände an Straußen gibt, die dort nicht mehr gehalten werden können, wo sie aktuell leben". Dann fährt Harald Erlbacher hin und hilft.

So kam auch Oreo auf die Farm, der eigentlich Holger hieß. Der Hahn war für den Schlachter bestimmt, er war aber schlau genug, sich nicht einfangen zu lassen. Schließlich können die Tiere in Gefahrensituationen bis zu 70 km schnell laufen. Als Harald Erlbacher zum Gehege kam, half ihm seine Erfahrung und er konnte den gefiederten Flüchtling rasch einfangen. Doch - so sagt der Lebensfarm-Papa selbst - ein Blick aus den wimpernbesetzen großen, dunklen Kulleraugen reichte aus und der freundliche Hahn war dem Schlachtertransport entkommen und durfte in die Oberpfalz ziehen. Mit ihm zwei weitere Straußendamen aus der dortigen Haltung.

Auf dem Erlbacher Lebenshof dreht sich aber längst nicht mehr alles nur um den Strauß

sondern es herrscht ein munteres Treiben. Es gackert, meckert, schnüffelt, wiehert, maunzt oder schlägt wunderschöne Räder.

Ja, auch Pfaue leben in Freystadt. Sechs Stück an der Zahl. Warum? „Weil sie einfach schön sind", sagt Harald Erlbacher aus tiefster Überzeugung. Einer der drei männlichen Pfauen hat noch keine langen Schmuckfedern. „Er ist erst ein Jahr alt und heißt Pieps". Seine Frau hat sich für das Ei eingesetzt, aus dem zwar kein Küken herauskam, dafür aber ein leises Piepsen. Und auch wenn mancher vielleicht behaupten mag, dass es wider der Natur ist, die nicht vorbestimmt hatte, dass dieses kleine Pfauenküken leben darf, Scarlett Erlbacher hat sich behauptet sich und päppelte das Küken mit Hingabe auf. Mittlerweile stolziert Pieps durchs Gehege und lässt sich von seiner Retterin-Mama sogar regelmäßig über die Federn streicheln.

Eine bunt gemischte Herde an Hühnern und Hähnen gackert ebenfalls munter auf dem Lebenshof; rund 130 Tiere sind es insgesamt. Auch sie dürfen dort leben, solange es geht. Scarlett Erlbacher sammelt die Eier ein, wenn welche gelegt werden, aber auf dem Lebenshof hat keines der Hühner Leistungsdruck. Wenn kein Ei gelegt wird, dann eben nicht. Als wir den Lebenshof besuchen, kommt Frau Erlbacher gerade aus dem Hühnerstall. Das, was sie gesammelt hat, kann sich sehen lassen. Rund 10 Eier hält sie im Tuch vor sich, und weil die Rassen der Lebenshofhühner so unterschiedlich sind, sieht man das auch den Eiern an. Grüne, braune, gesprenkelte und beige Eier sind da zu sehen, keines gleicht dem anderen.

Um unsere Beine streichen Kätzchen herum und zwei Hunde wedeln uns ein freundliches „Hallo" zu.

Und dann gehen wir noch hinüber zu den Pferden. Auch diese Vierbeiner haben es dem großen Herzen der Erlbachers zu verdanken, dass sie leben dürfen. Zwei Pferde sind krank und Harald und Scarlett haben sie vor dem Schlachterschicksal bewahrt. Genauso wie die beiden Ponys, die auf einem Ponyhof ausgedient hatten. Bei den Erlbachers dürfen sie bleiben. Geritten werden sie nur noch von Savannah, der 10-jährigen Tochter oder ihren Freundinnen. Die Mädchen wissen mit den Tieren umzugehen, und wenn eines der Tiere gesundheitlich keinen guten Tag hat, dann wird es zum Reiten auch nicht gezwungen.

Doch das Idyll hat seinen Preis. 

„Landwirtschaftlich bauen wir noch das Futter für unsere Tiere an, um möglichst wenig zukaufen zu müssen. Mein Geld verdiene ich als Busfahrer, um mit meiner Familie um die Runden zu kommen. Meine Frau war bei der Army und bezieht von dort eine Rente. Das Geld steckt sie aber fast zu 100% in den Hof und die Tiere. Wenn wir eine Anschaffung machen müssen, wie aktuell die Erneuerung des Unterstandes für die Pfauen, geht das nicht ohne Spendenbeteiligung und Menschen, die gerne mit anpacken. 

Unser Konzept sieht vor, dass wir Tierpatenschaften vergeben. Hier kann jeder, der unseren Ansatz gut findet, Unterstützung leisten und zum Erhalt unseres Lebenshofes beitragen."

Wer noch nach einem schönen Tagesziel in der Ferienzeit sucht: Ein Ausflug in den Ferien ist möglich, denn von Mai bis Oktober findet jeweils am ersten Sonntag im Monat um 14:00 Uhr eine Farmführung für Interessierte statt. (Preis 10,00 € / Person, Anmeldung ist nur für große Gruppen erforderlich). Gruppen können aber auch einen gesonderten Termin, außerhalb der regulären Farmführungen, telefonisch vereinbaren.

Kommende Termine für die Farmführungen: 4. August 2024 / 1. September 2024 / 6. Oktober 2024.

Wohnmobilbesitzer haben die Gelegenheit, eine Nacht oder ein paar individuelle Tage auf dem Lebenshofgelände zu verbringen. Bis zu drei Wohnmobile sind auf der Wiese neben dem Hühnerstall möglich. Gerade für Familien mit Kindern eine willkommene Auszeit: der Kontakt mit den Tieren, die viele schöne Natur drum herum und die liebenswerte Atmosphäre, die so ein Lebenshof vermitteln kann. 

Erlbacher – Straußen + Lebenshof » Farmbesuch (straussenfarm-erlbacher.de)

Wer sie für eine Patenschaft interessiert, oder dem Straußenhof eine Spende zukommen lassen möchte, kann das hier tun:
https://straussenfarm-erlbacher.de/helfen/

Gerne werden auch einmalige Spenden angenommen, die der Hof für z.B. Tiermedizinische Versorgung benötigt.

Straussenfarm & Lebenshof Erlbacher
Raiffeisen-Meine Bank
IBAN: DE44 7606 9449 0000 4027 88
BIC: GENODEF1FYS

Für Wohnmobilanmeldungen oder Führungen wenden Sie sich gerne an:

Tel: 09179 – 96 54 94
Mobil: 0151 22907100 Scarlett
Mobil: 0175 15 83 150 Harald

E-Mail: lebenshof@straussenfarm-erlbacher.de

Von: Anja Albrecht, Montag, 08. Juli 2024 - Aktualisiert am Montag, 22. Juli 2024
Weitere Informationen, Artikel und Termine von »meier® Magazin / Redaktion« finden Sie unter: www.meier-magazin.de/redaktion

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