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Stressfrei von Anfang an

Region - Stress ist die Seuche der modernen Gesellschaft und ereilt die Menschen immer früher. Eltern von Schulkindern können ein Lied davon singen. Hat die werdende Mutter Stress, geht der auch am Ungeborenen nicht spurlos vorbei – ein guter Grund, die Schwangerschaft bewusst ruhig anzugehen.

Die gute Nachricht gleich vorweg:
Ein gewisses Maß an Stress schadet dem Baby nicht, sondern ist ganz natürlich und der Entwicklung sogar förderlich. Forscher gehen davon aus, dass ein normaler, natürlicher und gesunder Stresslevel die körperliche Reifung, Motorik sowie geistigen Fähigkeiten des Kindes verbessert. Wie bei allem macht aber die Dosis das Gift. Starke mütterliche Ängste und großer Stress wirken sich nämlich ungünstig auf die kindliche Entwicklung auswirken. Denn das Ungeborene erhält über die Mutter nicht nur alle der Entwicklung förderlichen Stoffe wie Nährstoffe, Antikörper und Hormone – sondern natürlich auch Stresshormone. Befinden wir uns in einer Stresssituation, schüttet der Körper verschiedene Stresshormone wie Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin oder Vorstufen des Hormons Cortisol vermehrt aus. Tatsächlich kommt mütterlicher Stress auch beim Fötus an, wenn auch nicht eins zu eins: Enzyme in der Plazenta schützen das Ungeborene vor zu viel Angst und Aufregung der Mutter. Dennoch erreichen etwa zehn Prozent des mütterlichen Stresshormons Cortisol den kleinen Organismus – genug, um einen beträchtlichen Einfluss auf das Kind im Bauch zu haben.
„Pränataler Stress hebt beim Ungeborenen den Stresshormonspiegel dauerhaft an und beschleunigt die Hirnreifung”, sagt der Neurologe Matthias Schwab, der in Jena die  Gehirnentwicklung von Föten erforscht. Beschleunigte Hirnreifung klingt gut, ist sie aber nicht, denn sie geht zu Lasten von Wachstum und Zellteilung. Folgen von zu viel Stress können ein zu geringes Geburtsgewicht, im schlimmsten Falle eine Frühgeburt, neurologische und emotionale Entwicklungsstörungen wie ADHS oder reduzierte geistige Fähigkeiten.
Manchmal wirken sich die Stresshormone aus der Schwangerschaft erst spät im Leben aus: mit Bluthochdruck, Herzkrankheiten, Asthma und Diabetes, einem höheren Risiko für Depressionen und Verhaltensauffälligkeiten. Bekommen Ungeborene zu viele Stresshormone ab, betrachtet der Körper den erhöhten Pegel als normal. Diese Kinder werden quasi bereits im Mutterleib darauf programmiert, Zeit ihres Lebens mehr Stresshormone auszuschütten, manche Effekte sind noch 20 Jahre später erkennbar.

Aber auch im eigenen Interesse sollten Schwangere darauf achten, übermäßigen Stress zu vermeiden. Denn sowohl die Geburt als auch die Zeit danach werden durch erhöhten Stress nicht einfacher. Stressbedingte Geburtskomplikationen können unter anderem sein: Übermäßige Spannung der Gebärmutter mit starken Schmerzen, spastischer, unproduktiver Schmerz mit anhaltenden  Schmerzen in den Wehenpausen ohne Entspannungsphase; Spannungen im Beckenbereich, den Muskeln und Bändern, dadurch verzögerter Geburtsfortschritt bis hin zum Geburtsstillstand oder erhöhte Wahrscheinlichkeit für Geburtsverletzungen – um nur einige zu nennen. Auch Stillschwierigkeiten und Wochenbettdepressionen können durch überhöhten Stress in der Schwangerschaft ausgelöst werden.

Trotzdem: kein Stress wegen Stress!

Ganz wichtig ist es natürlich zu bedenken, dass diese Forschungen sich auf wirklich starke Stressphänomene wie Depressionen, Ängste (auch schwangerschaftsbezogene Ängste), Trauerfall, problematische Lebensumstände wie Probleme in der Partnerschaft, seelische oder körperliche Gewalt oder traumatische Erlebnisse wie Überfälle, Terroranschläge oder Naturkatastrophen beziehen. Dennoch ist es in unserer Gesellschaft, in der Stress allgegenwärtig ist, mehr als nur einen Gedanken wert, diesen schon so früh wie möglich aus dem Leben unserer Kinder – auch der ungeborenen – herauszuhalten und zu vermeiden, wo wir nur können.

Lebensstil überprüfen
Machen Sie zuerst eine Bestandsaufnahme all Ihrer Verpflichtungen: Arbeit, Haushalt, Familie und andere Pflichten. Ist da noch Zeit für Sport, Entspannung, Hobbies und Freunde? Sollte hier irgendetwas zu kurz kommen sollten Sie überprüfen, wo Sie Ihren Alltag straffen und vereinfachen können – zum Beispiel Haushaltsarbeiten auf anderen Familienmitglieder übertragen. Tragen Sie „Zeit für mich“ in Ihren Kalender ein – genau wie andere wichtige Termine auch.

Passen Sie Ihr Leben an Ihre Schwangerschaft an – nicht umgekehrt!
Auch wenn es Ihnen gerade gut geht – das kann sich in einer anderen Phase der Schwangerschaft ändern, also seien Sie darauf vorbereitet. Ist die erste Schwangerschaftsphase mit Morgenübelkeit und Müdigkeit bewältigt, kann das zweite Drittel oftmals eine Hochphase mit enormen Energieschüben sein. Im letzen Abschnitt ändert sich das garantiert wieder. Vermutlich haben Sie mit Ihrem zunehmenden Leibesumfang zu kämpfen, vielleicht geraten Sie auch langsam in Stress mit der Fertigstellung des Babyzimmers oder der anstehenden Geburt. Reduzieren Sie Ihre Aktivitäten, ernähren Sie sich ausgewogen, machen Sie nur sanften Sport und geben Sie sich Zeit zum Lesen, Nachdenken und Planen.

Loslassen!
Auf viele Vorkommnisse in Ihrer Schwangerschaft haben Sie keinen Einfluss. Vielleicht leiden Sie unter starker Übelkeit. Vielleicht sind Sie fürchterlich müde. Vielleicht entwickeln sich Komplikationen, die viel Ruhe oder gar einen Aufenthalt im Krankenhaus erfordern. Nehmen Sie die Dinge hin, wie sie sind, für so vieles gibt es oft einen plausiblen Grund. So ist die Übelkeit einfach ein Zeichen, dass sich Ihre Hormone verändern, um eine gesunde Schwangerschaft zu ermöglichen.

Vertrauen Sie auf Ihr Gefühl
Keiner als Sie selbst weiß besser, was Ihnen gut tut, Ihr Arzt nicht, Ihre Hebamme nicht und die vielen wohlmeinenden Menschen in Ihrem Umfeld auch nicht. Sie selbst entscheiden, wie viel Sie arbeiten, wie viel Sie ausruhen und was Sie essen. Lassen Sie sich nicht verrückt machen von gut gemeinten aber für Sie schlechten Ratschlägen Ihrer Mitmenschen.

Reden Sie!
Tauschen Sie sich mit Ihren Liebsten aus, ganz besonders Ihrem Partner und Ihrer Familie. Sie können nur von Ihnen selbst erfahren wie Sie sich fühlen, was Sie brauchen und was Sie bewegt – oder wie Sie Ihnen helfen können. Sprechen Sie offen über Ihre Ängste. Wenn Sie unter übermäßigen oder diffusen Ängsten leiden scheuen Sie nicht den Gang zum Profi – natürlich gerne auch auf dem Umweg über Ihren Hausarzt, Frauenarzt oder welche Person Ihres Vertrauens auch immer.

Nicht die Zeit für Heldentum!
Egal wie selbständig Sie auch von Natur aus sind – dies ist nicht der Zeitpunkt, um sich selbst zu überfordern, egal ob geistig oder körperlich. Geben Sie Aufgaben ab, an Ihren Partner und an Kollegen. „Nein“ zu sagen gehört ebenfalls in diese Kategorie!

Wissen hilft!
Machen Sie sich schlau über Schwangerschaft, egal wie und wo. Lesen, Gruppentreffs, Geburtsvorbereitungskurse, Ärzte und Hebammen – und informieren Sie nicht nur über die biologischen Prozesse der Schwangerschaft, sondern auch die emotionalen Aspekte. Auf diese Art und Weise müssen Sie sich über viele Symptome gar nicht erst beunruhigen sondern wissen bereits, was hier vorgeht und dass es völlig normal ist.

Bloß keine Schuldgefühle
Erlauben Sie sich zu entspannen, wann immer Sie es brauchen. Tun Sie was immer Ihnen gut tut und fühlen Sie sich niemals schuldig dabei.

Entspannen lernen!
Es gibt viele erprobte Entspannungstechniken, die sich erwiesener maßen positiv auf Herzschlag, Blutdruck, den Spiegel von Stresshormonen  im Blut und die Muskelanspannung auswirken. Jetzt ist der perfekte Zeitpunkt, eine zu erlernen. Suchen Sie sich eine aus, die Sie anspricht und für Sie funktioniert. Das kann Yoga sein, Atemübungen, Meditation oder progressive Muskelentspannung nach Jacobsen.

Und vergessen Sie bei all dem nicht: es kommt auf das Maß an. Ein gesunder, natürlicher Stresslevel schadet nicht oder ist der Entwicklung Ihres Babys sogar förderlich. Nur zu viel sollte es eben nicht werden. Gerade in unseren Zeiten ist es sinnvoll, den Stress mit einer extra Portionen Achtsamkeit im Auge zu behalten.

Von: Kristin Wunderlich (Dipl. Biol.), Mittwoch, 14. März 2018 - Aktualisiert am Montag, 26. Oktober 2020
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