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Tierheime kämpfen um finanzielle Würdigung ihrer Arbeit

Bayern - Trotz Fundtier-Pauschalverträgen können Tierschützer nicht kostendeckend arbeiten. Hinzu kommt, dass sie oft Aufgaben des Staates übernehmen (illegale Welpentransporte) und die Kosten nicht erstattet bekommen.

  • Tierheim Feucht

    Tierheim Feucht

  • Steve, ein Fundhund mit einer Pfotenfehlstellung, der in Schwarzenbruck aufgefunden wurde

    Steve, ein Fundhund mit einer Pfotenfehlstellung, der in Schwarzenbruck aufgefunden wurde
    © Tierheim Feucht

Wer einen Hund, eine Katze, eine Schildkröte oder einen Wellensittich findet, bringt das Tier meistens ins Tierheim oder zu einer Tierschutzorganisation. Und dann? Dann bleibt das Tierheim ganz oft auf vielen Kosten sitzen. Zwar unterstützen viele Kommunen - die laut Bürgerlichem Gesetzbuch (BGB) und der Fundverordnung dazu verpflichtet sind, Fundtiere zu verwahren - das für sie zuständige Tierheim finanziell, eine einheitliche Kostenregelung gibt es aber nicht. Oft werden eben so genannte Fundtier-Pauschalverträge mit den Tierheimen geschlossen.

Bisher war es so, das Kommunen aus dem Landkreis Roth laut einer Vereinbarung zehn Prozent des Hundesteueraufkommens an das Tierheim Roth gezahlt haben. Seit 1. Januar dieses Jahres gilt eine neue Rahmenvereinbarung (Laufzeit fünf Jahre) zwischen dem Bayerischen Gemeindetag und dem Kreisverband Roth mit dem Tierschutzverein Roth, wonach beitretende Kommunen eine jährliche Pauschale von 40 Cent pro Einwohner für die Betreuung und tierärztliche Versorgung von Fundtieren aus dem Landkreis Roth an den Verein zahlen.

Eine aktuelle meier-Abfrage hat ergeben, dass die Gemeinde Rednitzhembach 2.800 Euro, der Markt Schwanstetten rund 2.925 Euro und die Stadt Roth 10 000 Euro (Pauschale entsprechend der Rahmenvereinbarung) an den Tierschutzverein Roth (Tierheim in Roth) pro Jahr zahlen. Der Markt Wendelstein wird die neue Vereinbarung jedoch nicht abschließen. „Die Verwaltung möchte abwarten, ob durch das Mittelzentrum mit Feucht und Schwarzenbruck eine Verpflichtung zur Kostenbeteiligung für das Tierheim Feucht entsteht“, erklärt Wendelsteins Erster Bürgermeister Werner Langhans, „ob Roth oder Feucht, der Markt Wendelstein schätzt die Arbeit der Tierheime sehr. Deshalb werden wir auch weiterhin gerne unseren finanziellen Beitrag zur Unterstützung dieser sinnvollen Einrichtungen leisten.“ Bisher hat der Markt Wendelstein 3.000 Euro (Pauschale) an das Tierheim in Roth gezahlt.

Im Landkreis Nürnberger Land sieht die Rahmenvereinbarung anders aus. „Wir bekommen von den Kommunen Feucht, Schwarzenbruck, Leinburg, Burgthann, Winkelhaid, Altdorf, Schwaig  jeweils 50 Cent pro Einwohner", sagt Herbert Sauerer, der Erste Vorsitzende vom Tierheim in Feucht, „um kostendeckend arbeiten zu können, müssten wir mindestens einen Euro pro Einwohner bekommen."

Kommt ein Fundtier ins Tierheim, braucht es Futter, ärztliche Versorgung und natürlich Pflege, die von Tierpflegern übernommen wird. Das alles kostet. In den meisten Tierheimen oder Tierschutzvereinen arbeiten die Vorstände und Mitarbeiter aus reinem Idealismus, aus reiner Tierliebe und ohne Bezahlung. Die meisten Tierheime, wie das Tierheim Feucht, das Tierheim Roth, das Tierheim Nürnberg oder der Tierschutzverein Noris sind keine staatlichen oder kommunalen Einrichtungen und werden nicht durch öffentliche Mittel finanziert. Sie finanzieren sich aus Mitgliedsbeiträgen, Patenschaften und Spenden tierliebender Menschen.

Für Wildtiere wie Wildvögel, Eichhörnchen, Marder, Dachse oder Füchse bekommen Tierschutzvereine oder Tierheime gar keine Unterstützung von Kommunen. Oft brauchen diese Tiere aber besonders viel Pflege. Die meisten sind noch sehr klein und krank. „Wir versuchen im Rahmen unserer Möglichkeiten unbürokratisch und schnell zu helfen. Unsere aktiven Mitglieder engagieren sich ausnahmslos ehrenamtlich“, erklärt Robert Derbeck vom Tierschutzverein Noris, „wir haben auch eine Jägerin, die die Tiere – natürlich ohne Bezahlung – aufpäppelt und in ihrem Revier wieder auswildert.“

Die meisten Kosten verursachen für die Tierheime jedoch die illegalen Welpentransporte. Wird ein illegaler Tiertransport entdeckt, weist die zuständige Behörde die Tiere verschiedenen Tierheimen zu. Die Tierheime erfüllen also ihre Aufgaben im Auftrag des Staates. Eigentlich müssten die zuständigen Landratsämter oder die sonstigen einweisenden Behörden die Kosten für die tierschutzrechtlichen Dienstleistungen und Tierarztausgaben zahlen. Eigentlich. Denn allein durch die Aufnahme von Hundewelpen, Katzenbabys, Vögeln und exotischen Tieren aus illegalen und beschlagnahmten Transporten sind für die 85 Tierheime in Bayern in den letzten drei Jahren aber Kosten von mehr als 900.000 Euro aufgelaufen. „Für diese Tiere gehen wir in Vorleistung. Sie sind oft krank, müssen geimpft werden und in Quarantäne“, erklärt Herbert Sauerer, Vorsitzender des Feuchter Tierheims, „wir können ja nicht warten, bis das Geld da ist.“

Deshalb hat der Landesverband Bayern des Deutschen Tierschutzbundes Anfang des Jahres eine Beschwerde beim Bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer eingereicht.  Der Tierschutzbund fordert eine Antwort darauf, warum Bayern noch immer das einzige Bundesland ist, in dem Tierschutzvereine und Tierheime „im Regen stehen gelassen werden“ und ihre Arbeit keinerlei Wertschätzung durch die Staatsregierung erfährt. Und das obwohl der Freistaat Bayern in seinem Doppelhaushalt 2017/2018 rund 117 Milliarden Euro in viele soziale Projekte investiert.

In dem Brief heißt es: Weder die Veterinärämter, noch der Zoll oder die Polizei könnten in Bayern Tierschutz-, Seuchenrecht oder die öffentliche Sicherheit und Ordnung vollziehen, wenn wir nicht ständig helfen würden. „Wir fordern ja nichts, was uns nicht zusteht. Wir reden hier nicht vom ideellen Tierschutz“, erklärt Andreas Brucker, Präsidiumsmitglied  und Geschäftsstellenleiter im Landesverband Bayern, „wir reden davon, dass wir für staatliche oder kommunale  Aufgaben die wir übernehmen, derzeit auch noch oftmals die Kosten tragen.“

Außerdem betont Brucker: „Wenn man bei München eine neue  Versuchstieranstalt für 300 Millionen Euro baut, finanziert aus Mitteln des Freistaats, dann muss es auch möglich sein, den Tierschutz finanziell zu unterstützen.”

Mittlerweile hat der Tierschutzbund auch schon eine Antwort bekommen. In dieser Antwort wird der Landesverband Bayern über das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz gebeten, den Investitionsstau zu ermitteln, der in den Tierheimen herrscht.

Von: Nicole Salamon, Mittwoch, 19. April 2017 - Aktualisiert am Samstag, 22. April 2017
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