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Tierschutz in den Zeiten der Pandemie

Region - Die Auswirkungen auf Tierheime durch die Corona-Situation ist vielfältig. Einerseits hat ein regelrechter Run auf die Tierasyle statt gefunden, andererseits fallen Feste, Basare und Flohmärkte als Möglichkeit, sich zu präsentieren und Spenden zu generieren, derzeit noch komplett aus. Der Tierschutzbund beziffert die Einbußen auf 65 Millionen Euro.

Robert Derbeck, 1. Vorsitzender der Tierschutzvereines Noris e.V. und Mitglied im  Präsidium des Deutschen Tierschutzbundes Landesverband Bayern, kennt die Nöte der Vereine.
„Das Interesse an der Anschaffung von Haustieren hat extrem zugenommen. Die Einnahmen in den Tierheimen sind diesbezüglich aber rückläufig, weil während der Corona-Zeit viele Tiere beim Züchter, im Handel oder über das Internet unüberlegt angeschafft wurden, so befürchten wir, dass über kurz oder lang einige dieser Tiere im Tierheim landen könnten, wenn sie ihren Besitzern lästig werden.“ Eingebrochen sind auch fest im Jahresfinanzplan eingerechnete Einnahmen aus Festen, Basaren und Flohmärkten. Auch gab es weniger Pensionstiere, die normalerweise ebenfalls Geld in die Kassen bringen. „Die Lage im Ganzen ist besorgniserregend. Wir müssen sehen wie sich die finanzielle Situation in den kommenden Wochen und Monaten entwickelt und hoffen, dass viele Tierfreunde weiter bereit sind, den Tieren zu helfen“, fast Robert Derbeck die Situation zusammen. „In Kurzarbeit kann man Tierheimmitarbeiter schließlich nicht schicken – die Tiere müssen ja versorgt werden. Der Staat  bietet zwar finanzielle Unterstützung an, aber die formalistischen Hürden sind hoch und der gesetzliche Wirrwarr groß. Natürlich starten wir Aufrufe übers Netz und Aktionen wie „Tierheime helfen, helft Tierheimen“ – aber letzten Endes müssen die Einrichtungen bald auf ihre Rücklagen zurück greifen“, so der Tierschutzexperte.

Spendeneinbruch befürchtet
Das befürchtet auch Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes: „Obwohl wir es begrüßen, dass die Länder unserer Forderung nach Unterstützung nachkommen, erleben wir derzeit ein föderalistisches Durcheinander: Die Regelungen für Hilfsgelder sind sehr divers, lassen Spielraum für Interpretation und noch ist offen, ob die Gelder wirklich überall unkompliziert und schnell genug fließen.“ Häufig sei die Abrufbarkeit der Gelder an den Zweckbetrieb gebunden; es müsse ein Gewinneinbruch nachgewiesen werden. „Für die gemeinnützigen Tierschutzvereine und ihre Tierheime müssten jedoch ausdrücklich auch die wegfallenden Einnahmen aus dem ideellen Bereich herangezogen werden“, fordert Schröder. Die aber lassen sich für das laufende Jahr noch nicht absehen, allgemein befürchtet wird ein Spendeneinbruch. Zudem werden bestehende Länderinvestitionstöpfe umgewidmet, etwa für Futterzuschüsse, was dazu führt, dass die eigentlich für Investitionen vorgesehenen Mittel sinken.

Mehr Nachfrage bei kleinerem Budget
Auch die Tierhilfe Franken kommt finanziell wie personell an ihre Grenzen. „Wir haben am 10. Oktober unsere erste Veranstaltung dieses Jahr“, erklärt Jochen Baur, Kassier der Tiervermittlung mit Sitz in Hersbruck. „Durch den Wegfall dieser Veranstaltungen sind uns bisher bis zu 12.000 Euro weggebrochen“, erklärt er die Situation. „Und durch die Unsicherheit der Bevölkerung sind auch die Spendengelder rückläufig.“ Gleichzeitig steigt aber die Arbeitsbelastung. „An Nachfrage fehlt es uns nicht. Zu Beginn der Pandemie hatten wir fünf Mal so viele Anfragen pro Woche wie normalerweise, inzwischen sind es immer noch 30 bis 45, also bis zu drei Mal so viele.“ Grund zur Freude ist das nicht, denn die Tierhilfe Franken sucht Lebensplätze für ihre Schützlinge. „Wir vermitteln nach Qualität und nicht nach Quantität“, so Baur. Gleichzeitig landen immer mehr schwer vermittelbare Fälle bei der Tierhilfe, alte, kranke oder verhaltensauffällige Tiere. „Wir kriegen vermehrt Tiere aus dem Auslandstierschutz, die einfach per Foto vermittelt und abgegeben werden und nicht zu ihrem Halter passen.“ Oder der Halter stellt sich als unerfahren oder ungeeignet heraus, was beim Auslandstierschutz oftmals nicht geprüft wird. „Da wird ein Tier per Foto vermittelt und einfach beim Interessenten abgegeben“, kritisiert Baur.    

Während der Tierschutzbund also weiter beim Staat um einen Hilfsfonds für die Vereine kämpft, sind die Organisationen mehr denn je auf private Unterstützung angewiesen. Und zwar nicht nur in Form von Spenden, sondern auch in Form von Besonnenheit. Das heißt konkret: Lassen Sie sich vor der Anschaffung eines Tieres beraten. Lassen Sie sich Zeit. Lernen Sie es kennen. Und bitte keine Adoption per Foto. Das kann nur schief gehen.

Von: Kristin Wunderlich ( Dipl. Biologin), Dienstag, 29. September 2020 - Aktualisiert am Montag, 26. Oktober 2020
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