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Ansprechpartnerin (Redaktion)

Ukrainekrise und die Hilfe aus der Region

Region - Seit mehr als 10 Monaten wütet nun schon der Krieg in der Ukraine. Viele Menschen sind bei uns angekommen und versuchen ihr Leben, fern der Heimat, zu bewältigen. Was hat sich verändert, seit die ersten Flüchtenden aus der Ukraine bei uns eingetroffen sind?“

  • Unterferrieden - Brigitte Held mit zwei ukrainischen Familien in einer Unterkunft der evangelischen Kirche

    Unterferrieden - Brigitte Held mit zwei ukrainischen Familien in einer Unterkunft der evangelischen Kirche
    © Brigitte Held

  • Ukrainische Familie bei der Sonwendfeier der Feuerwehr Mimberg

    Ukrainische Familie bei der Sonwendfeier der Feuerwehr Mimberg
    © Brigitte Held

  • Burgthann hilft am 10.12.22 am Nürnberger Clarissenplatz

    Burgthann hilft am 10.12.22 am Nürnberger Clarissenplatz
    © Brigitte Held

  • Päckchen für Wünsche vom Burgthanner Wünschebaum

    Päckchen für Wünsche vom Burgthanner Wünschebaum
    © Brigitte Held

  • Burgthann hilft baut am 10.12.22 in Nürnberg den Gabentisch auf

    Burgthann hilft baut am 10.12.22 in Nürnberg den Gabentisch auf
    © Brigitte Held

Laut dem Mediendienst Integration wurden seit Ende Februar 1.024.841 Geflüchtete aus der Ukraine in das Ausländerzentralregister (AZR) aufgenommen, so die Meldung des Bundesinnenministeriums. Auch in unserer Region haben sich ukrainische Bürgerinnen und Bürger niedergelassen. Die meier Redaktion fragt nach, wie sich die Situation hinsichtlich des Bedarfs an Hilfe aus der Bevölkerung verändert hat.

 

Stadt Schwabach

Wir sprachen mit Sabine Wehrer, sie ist zuständig für den Bereich Soziales und Senioren in der Stadt Schwabach. Die Amtsleiterin berichtet, dass sich der Bedarf an Hilfe in ihrem Bereich grundlegend gewandelt hat.

Am Anfang benötigte man dringend Sachspenden, um den geflüchteten Menschen rasch Dinge anzubieten, die sie auf ihrer Flucht nicht mitnehmen konnten. Warme Kleidung, Schuhe, Babynahrung, Hygieneartikel. Diese Zeiten sind längst vorbei, „es gilt jetzt, die Menschen in unserer Gemeinschaft zu integrieren und ihnen das Fußfassen zu erleichtern“. Gesucht werden deshalb inzwischen Bürger, die ehrenamtlich mithelfen möchten, dass Integration möglich ist. Die Stadt Schwabach wendet sich im Rahmen der Migrationshilfe an die Bevölkerung:

Die Diakonie Roth-Schwabach sucht Menschen ab 25 Jahren, die bei der sozialen und sprachlichen Integration von ukrainischen Geflüchteten in folgenden Bereichen unterstützen:

• Begleitung ukrainischer Geflüchteter zu Ämtern, Ärzten etc.
• Übersetzungen / Dolmetschen
• Hausaufgabenhilfe für Schulkinder
• Hilfe bei Transporten (mit Fahrzeug)
• Nachbarschaftshilfe

Kontakt: Daniel Wolfrum (Diakonie Roth-Schwabach), 09122 98414-502, daniel.wolfrum@diakonie-roth-schwabach.de oder Kontaktstelle Bürgerengagement.

Auch Wohnraum ist nach wie vor dringend nötig. Deshalb bittet die Stadtverwaltung alle Bürger, die Wohnraum als Asylunterkunft zur Verfügung stellen können, sich per Formular bei der Stadtverwaltung zu melden. Frau Wehrer betont jedoch, „dass die gemeldeten Wohnungen ohne Ansehen der Nationalität an alle Menschen vermittelt werden, die dringend Unterkunft bei uns benötigen.“

 

Wendelsteiner Tafel

Im Gespräch mit Linde Duschner zeichnet sich wieder ein anderes Bild ab. Die Tafel versorgt bedürftige Menschen mit Nahrungsmitteln. Die Ausgabeleiterin der Wendelsteiner Tafel e.V. gibt unumwunden zu: „Es werden immer mehr Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind.“

Zu ihr in die Tafel kommen ukrainische Geflüchtete, aber auch viele Einheimische, die nicht mehr genügend Mittel für eine geregelte Ernährung aufbringen können. Die Energiekrise und die drastisch gestiegenen Preise machen vielen arg zu schaffen. Dazu kommt, dass Lebensmittelspenden aus den Supermärkten bedauerlicherweise immer weniger werden. Frau Duschner ist daher – für den Betrieb der Tafel – auch auf Sachspenden von Trockenlebensmitteln und Geldspenden aus der Bevölkerung angewiesen. Auch helfende Hände sind natürlich immer herzlich willkommen.

Aktuell packt sie Woche für Woche mit Unterstützung dreier ukrainischer Frauen Lebensmittelkisten, die dann bei ihr jeden Samstag nach Voranmeldung abgeholt werden können. Berechtigt dazu ist jeder aus der Bevölkerung, der einen Nachweis vom Jobcenter oder einen Rentenbescheid für die Bedürftigkeit vorweisen kann.

Die Abholzeiten sind in zwei Gruppen unterteilt. Von 12 bis 14 Uhr kommen Einheimische, ab 14 Uhr findet dann die Ausgabe an ukrainische Flüchtlinge statt. Die Unterteilung erfolgt lediglich aus dem Grund, dass niemand zu lange warten muss und sich keine allzu langen Schlangen bilden. Ansonsten wird jeder, der zur Tafel kommt, gleich behandelt.

 

Verein „Lebensmittel retten und Nachhaltigkeit Nürnberg e.V. mit Begegnungscafé“

Auch hier wird wöchentlich wertvolle Hilfe geleistet. Der Verein, der von der Frauen Union / CSU Worzeldorf vor 3 Jahren ins Leben gerufen wurde, öffnet jeden Donnerstag in den Räumlichkeiten des Gemeindesaals der katholischen Kirche Corpus Christi.

Herzlich eingeladen sind alle Bürger, das Ziel ist Integration und Inklusion. So treffen Einheimische, Menschen aus der Ukraine, Gesunde, psychisch Kranke, Selbständige, Alleinerziehende, Senioren, Mütter, Bedürftige, ehrenamtliche Helfer und Spendenwillige aufeinander. Etwa hundert Menschen finden sich wöchentlich ein. Man stellt sich an, packt in seinen Einkaufskorb kostenlose Waren aus dem Angebot der geretteten Lebensmittel ein und setzt sich anschließend ins Begegnungscafé, um sich dort auszutauschen. Wichtig ist dabei die gegenseitige Wertschätzung, das Gleichbehandeln aller und eine Begegnung auf Augenhöhe – ein Projekt, das gleichermaßen Bauch und Seele füllt.

Aktuell beschränkt sich die Besetzung im Begegnungscafé auf 2 mal 50 Plätze. Die Vorsitzende der Frauen Union Frau Monika Simon-Deinlein erzählt uns, dass der Verein dringend auf der Suche nach größeren Räumlichkeiten ist. Mittlerweile ist die Nachfrage an den kostenlosen Lebensmitteln und den Begegnungen im Café riesig und man könne mit einem größeren Platzangebot noch mehr Gutes bewirken. Gerade für die Integration von ukrainischen Familien wäre dies enorm wichtig. Viele der geflüchteten Menschen sprechen weder Deutsch noch Englisch und sind deshalb sehr auf die Kommunikation mit der ukrainischen Übersetzerin – eine Ehrenamtliche, die seit rund 15 Jahren in Deutschland lebt – angewiesen. Vernetzen, Austauschen, Unterhalten, das ist für die Menschen, die donnerstags nach Worzeldorf kommen, ein bedeutsamer Anker ihrer Woche.

Der Verein ist mit rund 60 Ehrenamtlichen gut aufgestellt und kann seine Donnerstage mit den entsprechenden Helferteams vom „Lebensmittelholen“ bis „Ausgabe“ von „Tische dekorieren“ bis „Aufräumen“ gut bewältigen. Auch von der Großzügigkeit der regionalen Anbieter und Lebensmittelspender ist die Diplomsozialpädagogin Monika Simon-Deinlein sehr angetan. Sie würde sich freuen, wenn sie aus der Bevölkerung Hinweise bekommt, welche größeren Räumlichkeiten zur Verfügung stünden. Dies kann ein Gemeindesaal, ein Kulturladen o.ä. sein, sie ist für jeden Tipp dankbar, denn sie sieht in den Augen der Menschen, wie wichtig die festen Donnerstage sind. Die Tendenz der Hilfesuchenden ist steigend und Frau Simon-Deinlein wünscht sich sehr, mit Ihren Teams, auf diesen gestiegenen Bedarf reagieren zu können. Aktuell stoßen sie da an ihre Grenzen.

Selbstverständlich sind jederzeit auch neue, ehrenamtliche Helfer und weitere Dolmetscher herzlich willkommen, ebenso wie Unternehmen, die Lebensmittel spenden möchten.

 

Burgthann hilft

In Burgthann herrscht hinsichtlich der Hilfe für ukrainische Familien ein wenig Ratlosigkeit. Zu unterschiedlich sind die Menschen, die dort die Hilfsangebote in Anspruch nehmen. Wie auch an den anderen Stellen: Es wird dringend Wohnraum gesucht, doch der ist immer schwerer zu bekommen. Wir sprechen mit Brigitte Held, die seit rund 5 Jahren enormes in Sachen Hilfe für Mitmenschen leistet.

Sie kennt die Ukraine und hat sich vor dem Ausbruch des Krieges als Gast in dem Land, in dem seit Februar Bomben fallen, aufgehalten, hat sich in das Land verliebt. Deshalb war für Frau Held schnell klar, dass sie und ihr Mann vom ersten Tag an Hilfe für Flüchtende anbieten möchten. Die Einliegerwohnung im eigenen Haus haben sie ganz selbstverständlich zur Verfügung gestellt, um eine Familie bei sich aufzunehmen. Aber damit nicht genug. Sie hat inzwischen vielen Menschen geholfen, Spenden gesammelt, mitgeholfen, Anträge zu stellen, weit über 40 waren es an der Zahl. Und immer wieder erfährt sie Dankbarkeit, doch es schwingt auch Enttäuschung mit, wenn die traumatisierten Menschen die Hilfe nicht schätzen können oder statt Dankbarkeit eher Frust zeigen. Dann ist es auch für Helfer wie Brigitte Held schwer, durchzuhalten, gerade in solch einer Zeit, in der Hilfe an allen Ecken und Enden notwendig geworden ist. Nicht nur unter ukrainischen Landsleuten, sondern auch bei Bedürftigen aus dem eigenen Land.

Aber es gibt natürlich auch schöne, nahe Momente, von welchen man zehrt. Da ist die ukrainische Frau, die für Frau Held Essen kocht, als sie krank wird, oder die ukrainische Familie, die den Helds anbieten, gemeinsam das Weihnachtsfest zu verleben, oder die Dame, die einen langen Dankesbrief an alle Helfer verfasst.

Und man merkt Brigitte Held an, wie sehr sie mit Leib und Seele im Thema steckt. Erst tags zuvor war sie in Sachen „Burgthanner Wünschebaum“ unterwegs und verteilte Geschenkpakete an unzählige Obdachlose und Bedürftige, Einheimische und Ukrainer, vereint in der Freude auf die erfüllten Wünsche. Sie ist geschafft, ihre Stimme klingt erkältet vom langen draußen stehen, um auch das allerletzte Päckchen an seinen Empfänger auszugeben.

Nachdenklich verbringt sie den Abend dann im Gespräch mit ihrem Mann. Helfen, das wird sie wohl immer und sie wünscht sich, dass ihr Engagement gut bei den Menschen da draußen, an den richtigen Stellen ankommt.

Frauen-Union Worzeldorf, Vorsitzende Monika Simon-Deinlein, 0170 / 92 33 166, Monikadeinlein@yahoo.com, instagram: monika_deinlein
Die Ausgabe der geretteten Lebensmittel erfolgt donnerstags von 17.30 Uhr bis 18.30 Uhr kostenlos an jedermann in der Pfarrei Corpus Christi, An der Radrunde 155, 90455 Nürnberg. Das Begegnungscafé macht Winterpause bis 12. Januar.
www.meier-magazin.de/fu-worzeldorf

Die Wendelsteiner Tafel e.V., Alte Salzstraße 29, 90530 Wendelstein
1. Vors. Brigitte Duschner-Lämmermann, 0160 / 9605954; wendelsteiner.tafel@gmx.de
www.meier-magazin.de/wendelsteiner-tafel

Burgthann hilft e.V., Tulpenstraße 22a, 90559 Burgthann
1. Vors. Frau Gudrun Hartmann, 09183 - 37 19, gd.hartmann@t-online.de
www.meier-magazin.de/burgthann-hilft

Umfassende Linksammlung mit regionalen und überregionalen Kontakten, Unterstützungsmöglichkeiten und Infos www.meier-magazin.de/ukraine

Von: Anja Albrecht (meier Redaktion ), Freitag, 09. Dezember 2022 - Aktualisiert am Mittwoch, 28. Dezember 2022
Weitere Informationen, Artikel und Termine von »meier® Magazin / Redaktion« finden Sie unter: www.meier-magazin.de/redaktion

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