× Archiv der gedruckten Ausgaben Erscheinungstermine & Redaktionsschluss Auflage, Verbreitungsgebiet, Zustellung Artikel / Termine Einreichen Ansprechpartnerin Redaktion Mediadaten / Preisliste Ansprechpartner für Gewerbe Newsletter abonnieren
× Für Gewerbe Beratung anfordern Ansprechpartner für Gewerbe Ihre Werbung auf meier-magazin.de Kostenloser Brancheneintrag Newsletter abonnieren
Für alle Besucher*innen Erstanmeldung Kommentar schreiben Newsletter abonnieren Kleinanzeige einreichen
Infos für Vereinigungen Infos für Künstler*innen
Artikel & Termine einreichen Neu! Galerie
Ansprechpartnerin (Redaktion)

Unruhe im Erholungs-Gebiet

Schwanstetten - Ein so genanntes Oberflächenentwässerungs-Konzept und der Plan, das Wochenendhaus-Gebiet in ein Wohngebiet umzuwandeln, sorgen seit einigen Wochen für Unruhe im beschaulichen Schwanstettener Ortsteil Schwand.

  • Der Seerosenteich in Schwand

    Der Seerosenteich in Schwand
    © meier Magazin

  • Herbststimmung im Wochenendhaus-Gebiet

    Herbststimmung im Wochenendhaus-Gebiet
    © meier Magazin

Eine spontan neu gegründete Initiative „Bürger gestalten Schwand“ hat in einem Offenen Brief gegen die geplante Umwandlung des Schwander Wochenendhaus-Gebietes in ein Wohngebiet und ein von der Gemeinde vorgelegtes Konzept zur Oberflächenentwässerung ihre Bedenken geäußert, Einwände erhoben und eigene Forderungen gestellt. Allerdings gibt es auch viele Grundstückseigentümer und Bewohner des Gebietes, die diesen Brief „mit erheblichem Befremden zur Kenntnis genommen“ und die ihrerseits nun in einer Stellungnahme an den Marktgemeinderat die Initiatoren der Initiative scharf kritisiert haben.  

Darum geht es: Vor vier Jahren hat der Schwanstettener Gemeinderat aus rechtlichen Gründen beschlossen, den Bebauungsplan für das Schwander Wochenendhaus-Wohngebiet zu ändern und aus dem Areal ein Wohngebiet zu machen. Im Sommer 2014 wurde der erste Entwurf öffentlich zur Diskussion ausgelegt. Dann wurde es oberflächlich etwas ruhig um das Vorhaben. Das lag vor allem daran, dass das Wasserwirtschaftsamt in Nürnberg  von der Gemeinde gefordert hatte, erst ein Oberflächenentwässerungs-Konzept vorzulegen, bevor die Planungen weitergehen.

Ein aufwändiges Vorhaben: Über mehrere Monate mussten die Wasserstände an den verschiedenen Punkten im Gebiet beobachtet werden. Und dieses Gebiet hat es in sich: Am Anfang war man sich sicher, dass das Abwasser durch private Kleinkläranlagen mit zusätzlicher biologischer Reinigungsstufe beseitigt werden und dass das Oberflächenwasser einfach versickern kann. Doch das ist nicht so. Von Norden nach Süden fällt im Wochenendgebiet das Gelände um etwa acht Meter ab, was sich auch im abnehmenden Grundwasserabstand niederschlägt. Dazu kommen noch schluffige Bodenschichten, wie tonige Erde, die das Oberflächenwasser nicht mehr durchlassen. Die Konsequenz: Ein Oberflächenentwässerungs-Konzept mit Kanälen, das mit Kosten für die Grundstückseigentümer verbunden ist, wude benötigt.

Gegen dieses Konzept nun erhebt die Initiative „Bürger gestalten Schwand“ Einwände: Unter anderem befürchten die Initiatoren, dass das geologisch sensible Gebiet mit einem außergewöhnlichen Seerosenteich (mit 250 Sorten eine der drei größten Seerosensammlungen Deutschlands) und einem Platz für Eisvögel massiv beeinträchtig wird. Dazu fordert die Initiative auch, dass sich die künftige Bebauung am derzeit gültigen Bebauungsplan für das Wohngebiet von 1973 halten muss. Das würde bedeuten, dass kein Wohngebäude größer als 54 m² sein darf, und dass man sich auf dem Areal nur vorübergehend aufhalten darf. 

Hier nun wird es problematisch:  „Denn“, so erklärt Bürgermeister Robert Pfann, „der Bebauungsplan soll auch geändert werden, weil die vorhandene Bebauung im erheblichen Umfang von den Festsetzungen des derzeit geltenden Bebauungsplanes abweicht.“ Derzeit sind 70 Grundstücke bebaut, davon überschreiten 21 Parzellen die zulässige Bebauung von 54 m² um mehr als zehn Prozent. Die größte, nicht genehmigte Grundfläche, ist 134 m² groß. Dazu kommen noch ca. 36 unzulässige Nebengebäude wie Carports oder Garagen, in etlichen Fällen ist auch die Grenzbebauung überschritten.

Mit dem neuen Bebauungsplan, der den Charakter des Gebietes erhalten soll, will die Gemeinde nun gerade den über viele Jahrzehnte hinweg entstandenen Grauzonenbereich soweit wie möglich auf eine rechtlich ordentliche Basis stellen und für künftige Bewerber Planungssicherheit schaffen. „Außerdem“, kommentiert Pfann die Forderung der Initiative, „entspricht diese Auffassung einer völligen Abkehr vom Gleichbehandlungsprinzip.“ Die Gemeinde erhält nämlich regelmäßig Bauanfragen, die sich an der vorhandenen Bebauung orientieren und nicht an dem im Grunde überholten Bebauungsplan. „Den Bauwerbern wäre schwer zu vermitteln, weshalb ausgerechnet sie sich an den Bebauungsplan halten sollen.“ Viele Bewohner und Eigentümer des Gebietes unterstützen daher den neuen Bebauungsplan, weil sie ihre Bauten aus der rechtlichen Grauzone holen wollen. Dafür sind sie auch bereit, die Kosten mitzutragen, die so ein Projekt mit sich bringt.

Hinzu kommt, dass im Wochenendhaus-Gebiet aktuell 28 Hauptwohnsitze gemeldet sind, und das obwohl im Bebauungsplan ein vorübergehendes Wohnen vorgegeben ist.

Beim Einwand „Eisvogel“ hat in der Zwischenzeit der Zweite Bürgermeister Wolfgang Scharpff beim Landesvogelschutzbund nachgehakt und rausbekommen, dass der Eisvogel in diesem Gebiet nicht brütet – die Topografie bietet dafür nicht die nötigen Voraussetzungen. „Und dass der Seerosenteich zerstört wird, will ich auch nicht“, sagt Pfann. Daher wird das Planungsbüro Wolfrum aus Wendelstein in seiner Detailplanung, die erst dann beginnt, wenn das Entwässerungskonzept gebilligt ist, auch die Hinweise wie Auswirkungen auf den Seerosenweiher näher prüfen und – gegebenenfalls – bauliche Vorhaben wie Sperr-Riegel oder Lehmverbau berücksichtigen.

Und, nicht zu vergessen: Ein Bauleitverfahren besteht aus mehreren Schritten, die immer öffentlich ausgelegt werden, wo Stellungnahmen gehört und diskutiert werden. Derzeit ist man beim Bauleitverfahren für das Wochenendhaus-Gebiet in Schwand immer noch bei Schritt 1, der frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit und Träger öffentlicher Belange. „Erst wenn alles passt“, so verspricht Bürgermeister Pfann, „wird der Bebauungsplan dem Marktgemeinderat zur Abstimmung vorgelegt. Und der kann dann entscheiden, ob er umgesetzt wird oder nicht.“ Bisher ist noch nicht einmal über das Konzept zur Oberflächenentwässerung im Marktgemeinderat abgestimmt worden.

Um die Wogen zu glätten, luden die Gemeinde Schwand und das Wasserwirtschaftsamt Nürnberg die Anwohner des Wochenendhaus-Gebietes am Dienstag, 4. Oktober, 16 Uhr, zu einem Ortstermin ein. Zusammen mit dem Planungsbüro sollte dabei u.a. auch noch einmal das Thema Oberflächenentwässerung eingehend erläutert werden.

Initiative "Bürger gestalten Schwand"
Helmut Dörner, 0175 5257609
Reinhard Rohde, 0177 7139492
Petra Kindermann, 09170 942540

Erster Bürgermeister Markt Schwanstetten
Robert Pfann, 09170 2890

Von: Nicole Salamon (meier Magazin), Samstag, 01. Oktober 2016 - Aktualisiert am Donnerstag, 06. Oktober 2016
Empfehlen Sie diesen Artikel:

Kommentar schreiben

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu schreiben.