Verkehrskonzept: Planer haben geliefert - jetzt ist Politik gefragt -
Wendelstein - IBgW-Bürgerdialog offenbart Bürgerwunsch nach verkehrsberuhigtem Altort
Die Planer haben geliefert – jetzt sind Wendelsteins Politiker bei der Lösung der akuten örtlichen Verkehrsprobleme gefragt. Dabei seien Bürger sehr gespannt, ob sich Wendelsteins CSU/FW/FDP-Gemeinderatsmehrheit dabei lediglich auf Verkehrskosmetik oder tatsächlich auf ein zukunftsfähiges integriertes Gesamtkonzept verständige, wie es das von der Gemeinde beauftragte Verkehrsplanungsbüro vorschlage, betonte die Initiative „Bürger gestalten Wendelstein“ (IBgW) bei einem von ihr veranstalteten Bürgerdialog.
Dass hier durchgreifende Lösungen in Sachen Wendelsteiner Ortsverkehr erforderlich seien, daran ließen jedenfalls die Verkehrsplaner in ihrem 200-seitigen Gutachten keinen Zweifel. Ob Staus oder stockender Verkehr, zugeparkte Straßen oder gefährliche Fuß- und Radrouten – Wendelsteins Verkehrsprobleme sind nach ihrer Einschätzung zum überwiegenden Teil hausgemacht. Die zu diesem Zweck veranlassten Verkehrszählungen und Befragungen offenbarten deutlich: „Innerorts spielt der Durchgangsverkehr eine verhältnismäßig geringe Rolle. Der rollt schon jetzt größtenteils dort, wo er hingehört: auf den umliegenden Staatsstraßen. Unser Problem ist vielmehr der in Wendelstein selbst erzeugte Autoverkehr, insbesondere der innerhalb Wendelsteins stattfindende Verkehr“, erläuterte IBgW-Verkehrsexperte Wolfgang Ermel in einem Einführungsvortrag unter Berufung auf das Fachgutachten.
In Zahlen ausgedrückt: Von den 56 680 Wege und Fahrten, die Wendelsteiner täglich zurücklegen, finden 24 425 oder 43 Prozent innerhalb Wendelsteins statt, zitiert der IBgW-Vertreter aus dem Verkehrsgutachten. Die allermeisten dieser Fahrten unternehmen Wendelsteiner auf Fahrrad-geeigneten Entfernungen von bis zu vier Kilometern, die allermeisten davon mit dem Auto. Steuere man hier nicht entgegen und lasse alles beim Alten, drohe Wendelstein in Zukunft noch weit mehr Autoverkehr, prognostizieren die Planer.
Zentraler Diskussionspunkt des IBgW-Bürgerdialogs war die Verkehrssituation im Altort. Hierbei äußerten sich insbesondere Altort-Bewohner skeptisch gegenüber Planervorschlägen, die Altortzufahrt nordseitig zu sperren. Dies, so argumentierten die Betroffenen, würde unter Umständen die Attraktivität des Altorts als Einkaufsort beeinträchtigen und die Mobilität der Altortbewohner einschränken. Eine deutliche Verkehrsberuhigung bis hin zu Schritttempo für den Autoverkehr wurde von den Bewohnern des Altortes aber als Kompromiss begrüßt.
Weitgehend einig waren sich die Teilnehmer des Dialogs in einem anderen Punkt: Verkehrsberuhigung könne nur funktionieren, wenn insbesondere innerorts mehr Menschen für kurze Innerortsfahrten öfters auf das Fahrrad umstiegen oder Erledigungen für einen kurzen Spaziergang an der frischen Luft nutzten. Denn allein eine Verlagerung des vorhandenen Verkehrs auf andere Straßen sei nicht die Lösung. Und: Um die Verkehrsbelastung auf den Staatsstraßen-Durchfahrten und damit die Belastung in Röthenbach, Wendelstein, Klein’lohe und Neuses zu verringern, sollte mehr Verkehr auf die beiden benachbarten Autobahnen gelenkt werden.
Was vor allem ein jüngerer Teilnehmer in dem Verkehrsgutachten des Münchner Planungsbüros Stadt-Land-Verkehr vermisste: Digitale Mobilitätslösungen, wie eine Mitfahrer-App für Wendelstein, beispielsweise zur S-Bahnstation in Feucht oder der U-Bahn-Endstation in Langwasser-Süd. Auch Nachbarschafts-Carsharing, bei der sich mehrere Haushalte ein oder zwei Autos teilten und damit zwei bis drei Autos überflüssig machten, sparten Kosten und mit „Stehzeugen“ vollgestellte Parkplätze. Mit viel Kreativität sei ebenso wie mit „Umparken“ im Kopf bei der täglichen Routenwahl eine Verkehrsentlastung möglich.
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